26.05.2023
Seltene Erden im Fokus der Politik
Ein Bericht von Tatiana Abarzúa
Die Europäische Kommission geht davon aus, dass innerhalb der EU die Nachfrage nach Seltenerdmetallen bis 2050 etwa um das Sechs- bis Siebenfache steigen wird. Das ist nur einer der Gründe, warum sie sich mit kritischen Rohstoffen (critical raw materials) befasst.
Im März legte die Europäische Kommission einen Verordnungsvorschlag vor, „zur Schaffung eines Rahmens zur Gewährleistung einer sicheren und nachhaltigen Versorgung mit kritischen Rohstoffen und zur Änderung der Verordnungen (EU) 168/2013, (EU) 2018/858, (EU) 2018/1724 und (EU) 2019/1020“.
In der Branche der Erneuerbaren Energie werden Seltene Erden für die Produktion von Dauermagneten für Windturbinen oder Elektrofahrzeuge eingesetzt. Im Zeitraum zwischen 1965 und 1995 waren die Vereinigten Staaten das wichtigste Land für Erzabbau und Raffinierung von Seltenen Erden, und wurde dann von China abgelöst. Die Europäische Kommission rechnet für die nächsten Jahrzehnte mit einem enormen Anstieg der Nachfrage für solche Rohstoffe. Die könne weder durch eine Steigerung der Materialeffizienz und der Kreislaufwirtschaft oder durch die Substitution von Materialien abgemildert werden, argumentiert die Behörde. Konsequenterweise wird deshalb das Ziel verfolgt, eine mögliche Abhängigkeit von Importen zu vermeiden.
Strategische Rohstoffe
Der Verordnungsentwurf benennt konkrete strategische Rohstoffe (strategic raw materials), die als Schlüsselelemente für „strategische Technologien“ betrachtet werden. Diese sind: Bismut, Bor in metallurgischer Qualität, Kobalt, Kupfer, Gallium, Germanium, Magnesiummetall, Metalle der Platingruppe, Seltenerdmetalle für Magnete (Nd, Pr, Tb, Dy, Gd, Sm und Ce), Siliziummetall, Titanmetall und Wolfram, sowie – explizit „in Batteriequalität“ – Lithium, Mangan, natürlicher Grafit und Nickel (Annex). Nach Angaben der Kommission besteht die Gefahr, dass die derzeitigen und geplanten Kapazitäten nicht mehr als 50 % der prognostizierten Nachfrage nach Kobalt decken. Außerdem erwartet sie bis 2050 einen Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Gallium – verwendet zur Herstellung von Halbleitern – um das 17-Fache. Bei Lithium erwartet sie in diesem Zeitraum eine Steigerung um das 89-Fache, wie im Verordnungsentwurf nachzulesen ist.
Die Liste der „kritischen Rohstoffe“ ist länger und beinhaltet auch: Antimon, Arsen, Bauxit, Baryt, Beryllium, Kokskohle, Feldspat, Flussspat, Hafnium, Helium, „schwere“ und „leichte seltene Erden“, Niob, Phosphorit, Phosphor, Scandium, Strontium, Tantal und Vanadium. Die EU Kommission möchte, dass der Import so diversifiziert wird, dass sich die EU bis 2030 nicht mehr als 65 % ihrer Versorgung mit strategischen Rohstoffen, unverarbeiteten Rohstoffen und in jeder Phase der Verarbeitung, von einem einzigen Drittland abhängig macht.
Zielvorgaben
Die Ziele, die im Entwurf genannt werden, sind: Bis 2030 soll die EU ihre Verarbeitungskapazität entlang der Wertschöpfungskette erhöhen und in der Lage sein, mindestens 40 % ihres jährlichen Verbrauchs an strategischen Rohstoffen zu erzeugen, um eine vollständige Wertschöpfungskette aufzubauen und Engpässe auf Zwischenstufen zu vermeiden.
Außerdem formuliert die Kommission das Ziel, dass die Recyclingkapazität der Union in der Lage sein sollte, „mindestens 15 % des jährlichen Verbrauchs strategischer Rohstoffe in der Union zu erzeugen“.