24.06.2022
PV-Ausbau in der Schweiz und in Österreich
Ein Bericht von Tatiana Abarzúa
Aktuelle Daten zeigen: es ist noch viel Potential für einen Ausbau der Photovoltaik in beiden Alpenländern.
Allmählicher Ausbau in der Schweiz
2015 lag der Anteil der Photovoltaik am Stromverbrauch in der Schweiz noch bei knapp unter zwei Prozent, wie den Energy-Charts des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme zu entnehmen ist (siehe Abbildung 1). 2020 betrug die installierte PV-Anlagenleistung 2,97 GWp, für 2021 liegen hier noch keine Zahlen vor. Mit einem Anstieg der Produktionsmenge um 484 GWh in 2021 erhöhte sich der Solarstrom-Anteil auf 5,3 Prozent (3,083 TWh) des Stromendverbrauchs (58,1 TWh), berichtet die Schweizerische Energie-Stiftung in einer Kurzstudie („Solar- und Windenergieproduktion der Schweiz im Europäischen Vergleich“). Zur installierten Anlagenleistung machen die Autoren keine Angaben.
Großes Potenzial auf und an Gebäuden
Vor drei Jahren schätzte das schweizerische Bundesamt für Energie das Potential für den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen in der Schweiz auf etwa 17 TWh bei „mittelmäßig bis hervorragend geeigneten“ Hausfassaden, und auf insgesamt bei allen Hausdächern und -fassaden auf „jährlich 67 TWh Solarstrom“.
Die Studienautoren argumentieren, dass die derzeitigen vom schweizerischen Bundesrat aufgestellte Zielvorgabe von einem Ausbau der Stromproduktion mit Erneuerbaren Energien, ohne Wasserkraft, bis 2035 von 17 TWh „unzureichend [sei], um rechtzeitig die wegfallenden Atomkraftwerke zu ersetzen und den zusätzlichen Strombedarf für die Dekarbonisierung sicherzustellen“. Stattdessen sei dafür eine zusätzliche Produktion von 38 TWh erforderlich, wie eine Studie des Instituts for Sustainable Futures der University of Technology Sydney im Auftrag von Greenpeace Schweiz ermittelt hat. Dies würde eine Erhöhung der aktuellen Produktion um den Faktor 12 entsprechen. Die Bedeutung des Ausbaus der Photovoltaik unterstreicht auch die Veröffentlichung des schweizerischen Bundesamts für Energie „Energieperspektiven 2050+“, die in der Studie ebenfalls zitiert wird. Die Entwicklung der Stromproduktion gemäß „Energieperspektiven 2050+“ zeigt Abbildung 2.
Hürde bei der Finanzierung von PV-Anlagen
Wie die Autoren der Studie erläutern, gibt es in der Schweiz eine Hürde beim Ausbau der Photovoltaik, insbesondere wenn es um die Einschätzung von Investitionsrisiken bei der Finanzierung mit Fremdkapital geht: die Erlöse hängen von den variablen, und teilweise sehr niedrigen, Strommarktpreisen ab (Seite 13).
Österreich: Eine Verdopplung in einem Jahr
Zwischen 2014 und 2019 lagen die Zubauraten noch unter 200 MWp (siehe Abbildung 3). Doch die aktuelle Entwicklung in Österreich stimmt optimistisch. 2020 erreichte der Zubau an PV-Anlagen 340 MWp und 2021 waren es 740 MWp. Ein rasanter Anstieg. Somit erhöhte sich die installierte Anlagenleistung auf 2.783 MWp. Die höchsten Zubauraten erfolgten in Niederösterreich (195 MWp) und Oberösterreich (177 MWp), wie der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria) in einer aktuellen Pressemeldung berichtet. Der landesweit erreichte Zubau entspricht etwa fünf Prozent des Stromverbrauchs. Derzeit haben Österreich und die Schweiz somit den gleichen Anteil von Solarstrom am Stromverbrauch. Auch wenn die Einwohnerzahl mitberücksichtigt wird – das ist die Vorgehensweise der Energie-Stiftung in Ihrer Studie – liegt der Ausbau in einer ähnlichen Größenordnung: eine „Stromproduktion pro EinwohnerIn 2021“ von 356 KWh „Solarstrom pro Kopf“ in der Schweiz und von 314 KWh „Solarstrom pro Kopf“ in Österreich.
Besonderheit des österreichischen Markts
Ein Ergebnis einer aktuellen Markterhebung – „Innovative Energietechnologien in Österreich: Marktentwicklung 2021“ – ist, dass die Gebäudeintegration von PV-Systemen (BIPV) besonders wichtig für den österreichischen PV-Markt ist. Die Autoren begründen das damit, dass in diesem Bereich „eine besonders hohe nationale Wertschöpfung erreichbar scheint“. Hier könnten lokale Firmen eine Nische besetzen und zusätzlich ihre Produkte exportieren.
Ist eine Verdreifachung in einer Dekade machbar?
Der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria) fordert, dass bis 2030 ein PV-Ausbau auf 13 GWp erreicht wird, und zehn Jahre später auf 30 GWp. Das würde einen Anteil am Stromverbrauch von 15 Prozent (2030) und von 27 Prozent (2040) entsprechen. In der oben erwähnten Pressemeldung nennt PV Austria-Vorstandsvorsitzender Herbert Paierl mehrere Hürden, die noch beim Ausbau der Photovoltaik bestehen. Demnach fehlen „ausreichend ausgewiesene Flächen für Photovoltaik“ und „die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren“.