24.03.2023
Der die Karikaturen macht
Ein Hausbesuch von Heinz Wraneschitz
Eine brandaktuelle Karikatur: Das ist das Erste, was Sie bei den wöchentlichen DGS-News sehen. Seit vielen Jahren steht der Name Richard Mährlein darunter. Doch wer ist dieser Mensch, der Künstler dahinter eigentlich? Heinz Wraneschitz hat einen Hausbesuch gemacht.
Es ostert sehr an den Treppenstufen zum Haus der Mährleins in der Waldstraße von Puschendorf: Große und kleine Eier, bunt bemalt, und noch viel mehr Kleinigkeiten machen auf das kommende Fest zum Ende der Passionszeit aufmerksam. Klingeln. Dann geht die Tür auf, und Richard Mährlein strahlt mich an und begrüßt mich ganz herzlich.
Innendrin im Haus umfangen mich jede Menge Bilder, viele davon mit christlichen Motiven in recht großen Formaten. Gerade Maria, Jesu‘ Mutter hat es dem Maler Mährlein angetan: Sie stehe für ihn für das Mütterliche überhaupt, erklärt er mir.
Diese Gemälde sind die eine Seite des künstlerischen Schaffens von Richard Mährlein. Die andere sind jene Karikaturen, mit denen die DGS-News seit 2016 allwöchentlich aufmachen. Wie es dazu kam? Er habe Matthias Hüttmann bei den Hobbyfußballern kennengelernt und gemerkt, wie sich die Interessen überschneiden. „Und jetzt hab ich ja Zeit, kann auch fünf, sechs Stück pro Woche machen“, sagt der Karikaturist. Denn er ist bereits ein Mittsiebziger im Unruhestand.
Sein Engagement für Umwelt-, Klima-, Energiethemen habe jedoch nicht erst eingesetzt, als er vom Beruf des Hauptschullehrers in den Pensionisten-Stand gewechselt ist. „Ich bin halt eine Linke Socke, komme aus der Gewerkschaftsschiene und von den Friedensbewegten“ sagt er lächelnd. Für Studierendenzeitungen oder solche der GEW habe er früher gezeichnet; auch für Plakataktionen der Lehrergewerkschaft, alles ohne Honorar, wie er erklärt. Angefangen aber habe die Zeichnerei schon viel früher: Ab 1962 „habe ich in der Schülerzeitung provoziert“, erinnert er sich an seine autodidaktischen Anfänge als Maler und Karikaturist.
Irgendwann habe er „halt gemerkt, dass ich gut bin“. Weshalb eine ganze Reihe Ausstellungen in seiner Vita zu finden sind, gerade von geistlichen Bildern in Kirchen. Doch auch von Karikaturen wie jenen aus den DGS-News. Zurzeit hängen solche in der Stadtbücherei von Gunzenhausen, der Heimatstadt des Künstlers im Süden Mittelfrankens.
„Ich will damit nicht indoktrinieren, nicht verunglimpfen oder zu Gewalt aufrufen. Der Betrachter, die Betrachterin sollte immer selber interpretieren können“, beschreibt Richard Mährlein den Inhalt seiner Karikaturen. Und weil ihm die aktuelle Entwicklung auf der Erde so viele Stichpunkte liefert, bringt er Woche für Woche etwa eine Handvoll Originale bei DGS-News-Chef Matthias Hüttmann vorbei. Der wohnt am anderen Ortsende von Puschendorf. Und dem fällt dann jeweils die schwere Aufgabe zu, ein einziges davon auszuwählen und zu digitalisieren.
Weil sich so viele angesammelt haben, gibt es sogar ein Cartoon-Buch, in dem eine ganze Menge davon gebündelt sind, herausgegeben vom DGS-Landesverband Franken und verlegt beim Verlag Solare Zukunft aus Erlangen. Hier kann es bestellt werden.
„Achtung! – Gleich kommt ein Cartoon – und dann noch einer und noch einer! Eine ganze Karikaturengeschwisterschaft schwärmt aus. Jeden Tag bei Zeitungslektüre, beim Nachrichten hören oder vor dem Fernseher wird diese beste aller Welten angepriesen. Kritische Untertöne verhallen im Labyrinth der Postmoderne. Wir wissen alles und verstehen doch nix. Wer mit einem Mausklick zufrieden ist, hat keine Ahnung vom Glück des Zeichenstiftes. Aus dem Kopf purzeln Ideen zur zappelnden Hand, Striche dann auf das ungeduldig wartende Papier. Aha, so ist das!!“ So hat Mährlein im Klappentext von „Cartoon“ selbst beschrieben, wie aus seinen Ideen Comics werden.
Können Karikaturen mehr bewirken aus Doktorarbeiten?
Geschrieben hat er im Übrigen auch eine Doktorarbeit: Richard Mährlein hat einst über die Schulreform promoviert. Die rotiert bekanntlich seit Jahrzehnten – und dreht sich immer weiter im Kreis.
Offensichtlich hat Dr. Mährlein mit seiner Schrift bei Bayerns Schulbürokratie nicht das erreicht, was seine Cartoons bei vielen Betrachtern bewirken, wie wir aus Leserreaktionen wissen: „Ich will in den Karikaturen die Widerborstigkeit zeigen, und anregen zur Auseinandersetzung.“
Eine heftige Auseinandersetzung gar zwischen dem Schwarzen und Weißen Amerika, einen Boxkampf zeigt die Außenseite eines Klappgemäldes in Richard Mährleins Arbeitszimmer. Es bleibt mir noch lange im Kopf, nachdem mich unser Karikaturist an der Haustür verabschiedet hat und ich mich auf den Heimweg gemacht habe.
Mährlein zum Anschauen
Cartoons zum „Erdendasein oder Nichtsein“ aus Richard Mährleins Autorenschaft sind noch bis zum 14. April in der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen zu sehen. Etwa 60 Werke im DIN-A3-Format, die Bedrohungen der Umwelt und die vermeintliche Vergeblichkeit der vorgegebenen Klimaziele zeigen. „Mit einer Prise erhobener Zeigefinger und Kritik am Verbraucherverhalten zum Tragen. Meist behält aber Richard Mährleins humorvolle Ader die Oberhand“, beschreiben die Kurator:innen die Ausstellung.
Gerade für Schüler der umliegenden Schulen hat der Ex-Lehrer Arbeitsblätter erarbeitet, die ebenfalls dort ausliegen. Der Besuch ist von Montag bis Samstag zu den Öffnungszeiten der Bibliothek kostenlos möglich.