24.01.2020
Wasserstoffland Bayern: Alles alles kommt wieder
Kurz vor Weihnachten 2019 hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer insgesamt 16 „HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland“ gekürt. HyLand ist nach den „Reallaboren der Energiewende“ der zweite Akt des Jahres 2019 im „Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“ (NIP) der Bundesregierung. Wie schon die Reallabore wird auch HyLand von der NOW GmbH koordiniert, der „Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“.
Das HyLand gliedert sich in drei Stufen. Da sind einmal die neun HyStarter-Gebiete Region Kiel, Rügen-Stralsund, der Landkreis Schaumburg, die Lausitz, Weimar, der Landkreis Marburg, Neustadt an der Waldnaab, Reutlingen sowie das Allgäu. „Die werden jeweils circa ein Jahr organisatorisch und inhaltlich beraten, bilden vor Ort eine Akteurslandschaft aus Politik, kommunalen Betrieben, Industrie, Gewerbe, Gesellschaft und entwickeln gemeinsam erste Konzeptideen zu den Themen Wasserstoff und Brennstoffzellen auf der Basis Erneuerbarer Energien im Verkehr, aber auch in den Bereichen Wärme, Strom und Speicher“, ist zu hören. NOW wird sich nun auch um „13 HyExperts-Regionen“ kümmern müssen, denen „jeweils 300.000 Euro für Feinkonzepte“ zur Verfügung gestellt werden.
Doch vor allem dürfte sich NOW mit den drei großen Gewinnern im HyLand beschäftigen, den „Grünen H2-Modellregionen HyPerformer“. Die Auszeichnung ist gleichbedeutend mit je 20 Mio. Euro Investitionszuschuss. Sechs Regionen hatten sich beworben, Zusagen bekamen die Metropolregion Nordwest rund um Oldenburg und die Metropolregion Rhein-Neckar um Mannheim und Heidelberg. Die dritte HyPerformer-Region liegt in Bayern. Dieses Verbundprojekt heißt HyBayern und soll in den Landkreisen München, Ebersberg und Landshut gestemmt werden.
Neben den regionalen Behörden stehen „hinter dem Projekt etwa ein Dutzend Leute. Ein gewisser Idealismus“ sei notwendig gewesen, bekennt Ulrich Viethen, ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der „Initiative Wasserstoff-Region-Landshut e.V.“. Die habe „formal“ den Förderantrag gestellt.
Der „sehr glückliche Gewinner“ Viethen, im Hauptberuf Geschäftsführer beim mittelständisch-schwäbischen Automatisierungs-Hersteller Murr-Elektronik, engagiert sich seit 2014 in Niederbayern für Wasserstoff. Natürlich sei sein Verein inzwischen „strategischer Partner von H2.B“. Mit dem Siegerprojekt wolle man „Bayern zu einem runden Bild bei H2 verhelfen“, erklärt Viethen gegenüber der Redaktion. Immerhin 45 Mio. Euro seien eingeplant, um in einem H2-Kreislauf „Grünen Wasserstoff aus Bayern für emissionsfreie Mobilität in Bayern“ zu gewinnen und zu nutzen.
Konkret soll der Strom eines Laufwasser- und eines Photovoltaik-Kraftwerks einen Megawatt-Elektrolyseur speisen. Der gewonnene H2 wird unter Druck per Trailer an drei neue H2-Tankstellen geliefert. Dort sollen Brennstoffzellen-Lkw und –Busse mit 350- oder 700-Bar-Hochdruckgas betankt werden. Wenn möglich, solle auch ein „energieautarkes H2-Autohaus“ entstehen, verrät Ulrich Viethen.
HyBayern erinnert also ein wenig an „Solar-Wasserstoff-Bayern“ SWB: Nach einer Idee von Ludwig Bölkow hatte das frühere Bayernwerk in Neunburg vorm Wald in den 1990er Jahren einen Solaren H2-Kreislauf aufgebaut gehabt. BMW hatte versucht, das Energie-Gas in Verbrenner-Motoren zu verwenden. Mit nicht gerade nachhaltigem Erfolg. Jetzt aber soll mit Brennstoffzellen-Antrieben der regionale Durchbruch gelingen, hoffen die Initiatoren von HyBayern.
Auf jeden Fall passt das Projekt gut zur Wasserstoffstrategie des Freistaats. Die wird gerade vom „Zentrum Wasserstoff Bayern“, kurz H2.B entwickelt. Das Papier soll in diesem Frühjahr veröffentlicht werden. Fest steht aber bereits: H2 soll künftig eine wichtige Rolle in der Energieversorgung spielen.
Gerade „für Bayerns wichtigsten Wirtschaftsbereich Automobil“ erwartet Regierungschef Markus Söder dank H2.B „einen Zukunftssprung. Ein optimales Netzwerk bis hin zum Schwerlastverkehr“ solle geschaffen werden, ja sogar an Wasserstoff-betriebenen Flugverkehr werde gedacht. Aber besonders solle der komplette Wasserstoffkreislauf an im Blick behalten werden: von der Erzeugung über die Speicherung bis zu den Verbrauchern.
Einer der Leiter von H2.B ist Prof. Peter Wasserscheid. Dem renommierten Wissenschaftler der Uni Erlangen, der auch dem Energie-Campus Nürnberg (EnCN) mit vorsteht, ist „besonders wichtig, Erzeugungs- und Verbrauchsorte zu verbinden“. Ein Aspekt, der auch bei HyBayern eine zentrale Rolle spielt. Und deshalb passt das niederbayerische Projekt auch gut in die Bayerische H2-Strategie.H2.B wurde übrigens im September 2019 in Nürnberg aus der Taufe gehoben (DGS-News berichteten).