23.08.2019
Der Zenit wird erreicht
In dieser Woche veröffentlichte die Berliner Denkfabrik „Agora Energiewende“ ihre Schätzung der EEG-Umlage für das kommende Jahr. Der Betrag steigt demnach in 2020 ganz leicht, doch klar ist: In Zukunft wird es günstiger.
In jedem Jahr zum 15. Oktober legen die vier großen Netzbetreiber die Höhe der EEG-Umlage für das Folgejahr fest. In die Berechnung gehen dabei die verschiedenen Faktoren ein. Neben dem Stand des EEG-Kontos sind es hauptsächlich der Stromverbrauch, die Prognosewerte der Stromerträge der REG-Anlagen (Fortschreibung von Bild 2) und die Vergütungshöhen aus den verschiedenen Inbetriebnahmejahren der Anlagen. Aus der EEG-Umlage, die hauptsächlich von den kleinen Stromkunden getragen wird, werden die Zahlungen der EEG-Vergütung für die Erneuerbare-Energien aus dem EEG-Topf verwendet. Der Netzbetreiber, der z.B. Solarstrom einer kleinen PV-Anlage in sein Netz aufnimmt, verkauft diesen Strom an der Strombörse und erhält dafür einen Marktpreis, der meist nur einige Cent pro kWh beträgt. Die Differenz zum Betrag der EEG-Vergütung, die der Betreiber der PV-Anlage erhält, kommt aus dem EEG-Topf. Dieser Umschichtungsmechanismus ist im EEG verankert und sorgt immer wieder für Diskussionen, vor allem hinsichtlich der großzügigen Befreiung der Industrie.
Nach den massiven Steigerungen der EEG-Umlage in den Jahren 2009 bis 2014 blickt die Energiewelt immer gespannt auf diese Festlegung im Herbst, gab doch die Politik vor einigen Jahren das Versprechen, dass die Verteuerung der EEG-Umlage eingedämmt werden solle. Vorab hat nun die Agora-Energiewende eine Schätzung dazu abgegeben.
2020: 6,5 bis 6,7 Cent?
Die Berliner progostizieren in ihrer aktuellen Schätzung eine Umlagehöhe von 6,5 bis 6,7 Cent pro kWh für das kommende Jahr 2020. In diese Schätzung geht auch die aktuelle Strompreisentwicklung ein: Aufgrund der gestiegenen CO2-Preise für Kohle und Gas steigt der Marktpreis für Strom 2020 an, was die EEG-Umlage dämpft.
Nachdem in den Anfangsjahren nach Einführung die EEG-Umlage immer stärker gestiegen ist, konnte der Betrag 2018 und 2019 leicht gesenkt werden. (2017: 6,880, 2018: 6,792 Ct., 2019: 6,405 Ct.) Die Langfrist-Prognose zeigt, dass im Jahr 2021 voraussichtlich letztmalig eine Erhöhung auf rund 7 Cent pro kWh nötig ist. Dann ist der Zenit erreicht und in den darauffolgenden Jahren wird der Betrag kontinuierlich fallen. Warum? Ab 2021 fallen die ersten Wind- und Solaranlagen aus der Vergütung, das sind Anlagen, die derzeit noch die höchsten Vergütungssätze erhalten (bei PV: über 50 Cent pro kWh), Neuanlagen erhalten dagegen inzwischen nur noch rund 7 bis 10 Cent pro kWh.
Die erzeugten Kilowattstunden bei Wind und Solar sind natürlich abhängig vom Wetter und schwanken daher. Dass allgemein leicht zugebaut wird, ist aber trotzdem erkennbar (Bild 2), wenngleich der Zubau insbesondere bei Wind stark eingebrochen ist und auch der PV-Zubau bei weitem nicht in der Größenordnung stattfindet, die für die Pariser Klimaschutzziele erforderlich wären. In den ersten sieben Monaten 2019 stieg die Windstromerzeugung um 20 %, die PV-Erzeugung um 3 % gegenüber 2018. „Die Erneuerbaren Energien werden zum zentralen Player und übernehmen dabei Verantwortung für das Gesamtsystem“, kommentiert Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE).
Andere Konzepte denkbar
Derzeit werden auch andere Konzepte für die Förderung Erneuerbarer Energien diskutiert.
Zum Beispiel verzichtet das Konzept von Windpionier Johannes Lackmann vollständig auf die EEG-Umlage und EEG-Vergütung, per Net-Metering wird ganz einfach und unbürokratisch für ein- und ausgehenden Strom der gleiche Tarif verrechnet (ausführliche Beschreibung siehe SONNENENERGIE 3|19 „Es könnte so einfach sein“ die am 02. September erscheint).
Gespannt wird die Solarbranche auch in diesem Oktober auf den Veröffentlichungstermin der Netzbetreiber schauen, im vergangenen Jahr wurde konnte die Umlage sogar geringer angesetzt werden, als von Agora prognostiziert. Doch zuvor wird hat die Bundesregierung versprochen, am 20. September ihre Aktivitäten zum Klimaschutz zu konkretisieren. Gut möglich, dass die Diskussionen um das „jetzt und schnell“ im Oktober die Umlageveröffentlichung noch übertönen wird. Dazu kommt noch die Forderung nach Streichung des 52-GW-Deckels fallen, der den weiteren Zubau der PV entscheidend beeinflussen wird.
Einige Details zur Berechnung der Agora Energiewende finden sich noch hier
Jörg Sutter