20.05.2022
The Smarter E – auch mit Batterien und E-Mobilen das Original Intersolar
Ein Messebericht von Heinz Wraneschitz
„The Smarter E Europe - Innovation Hub für die neue Energiewelt“: so heißt sie inzwischen offiziell, die Mehrfachmesse, die letzte Woche in München stattfand. Die Intersolar Europe war nur ein Viertel davon. Doch „The Smarter E“ drehte sich zentral um die Gewinnung und Nutzung der Solarenergie. Deshalb wird sie im Branchenjargon weiter „Intersolar“ genannt. Und auch der Autor bekennt: er findet den Namen immer noch passend für die 1991 erstmals in Pforzheim, dann über Freiburg nach München gewanderte Schau.
EES gilt offiziell als eigene Messe. Doch Electrical Energy Storage, also das Speichern von (Solar-)Strom war nicht nur in einem, sondern allen der Ausstellungsbereiche präsent. Was auf der EMPower, der „internationalen Fachmesse für Energiemanagement und vernetzte Energielösungen“ in Halle B5 Besonderes, Anderes geboten wurde als an den oft riesigen Ständen der acht Intersolar-Hallen? Das bleibt das Geheimnis der Veranstalter. Dass in Halle B6 „Power2Drive“ einquartiert war, merkte man zwar an den zahlreichen E-SUVs. Doch auch anderswo waren Elektroautos oder Ladestationen in den Ständen aufgestellt.
Überschwänglicher Jubel
„Wir sagen Danke!“: Am Ende, nach „drei spannenden Messetagen und inspirierender Konferenzsessions“ jubelten die Veranstalter von „The smarter E Europe 2022“ jedenfalls über „65.000 Besucher aus 149 Ländern“. Diese Zahlen „übertreffen die Erwartungen deutlich: Einen Zuwachs von 33 Prozent gegenüber der letzten regulären Veranstaltung 2019“ hat das Team der Solar Promotion um Markus Elsässer registriert.
Das hängt maßgeblich mit der Stimmung in der Photovoltaik-Branche zusammen: „Das Solarenergie-Geschäftsklima ist auf dem Allzeithoch“, verkündete Carsten Körnig. Der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands BSW Solar erklärte weiter: „Im 1. Quartal ein Plus von 32 Prozent Solaranlagenmeldungen: Es gab noch nie eine so gute Stimmungslage in der Branche.“ Und die Zukunft malte Körnig in Rosarot: Jede vierte Firma hierzulande wolle ihren Fuhrpark innerhalb dreier Jahre elektrifizieren und mit Solarstrom vom eigenen Dach oder Carport versorgen. „Und auch 70 Prozent der Hausbesitzer wollen Solarstromanlagen, jeder Achte sogar 2022 investieren.“
Auf der Messe wurde ebenfalls viel gefeiert: Bei IBC Solar aus Staffelstein sogar das 40ste Firmenjubiläum. Für Gründer und Vorstandschef Udo Möhrstedt aber offenbar kein Grund, sich aufs Altenteil zurückzuziehen: Im Gespräch sprühte er nur so von Tatkraft. Wobei er – anders als viele andere Solarmenschen - „gedacht habe, es geht schneller mit der Energiewende und dem Solarausbau. Doch wir wurden immer wieder behindert.“
Nun aber sehen fast alle den Durchbruch ganz nah. Deshalb bieten einige Firmen ganz andere Dinge an als nur Solarkomponenten, Anlagen und Dienstleistungen dafür. Ein Beispiel: NetzFlex. Das 2015 gestartete Unternehmen aus Oberbayern sieht sich als Partner lokaler oder regionaler Versorger. Denen offerieren sie zum Beispiel, dezentrale, „bidirektional steuerbare Batteriespeicher“ in Wohnhäuser zu stellen und virtuell zu vernetzen. Geschäftsführer Tobias Mader erklärt: „Die Versorger kaufen dann Strom ein, wenn er billig ist. Der wird zwischengespeichert. Und wenn der Strompreis hoch ist, wird er genutzt.“
NetzFlex verwende im Übrigen „2nd-life Batteriezellen, um die Nachhaltigkeit zu optimieren“. Und für die Hausbesitzenden, die den Keller zur Verfügung stellen, gibt es vom Stadt- oder Gemeindewerk als Gegenleistung einen niedrigeren Strompreis.
Doch egal, ob für neue Energiegeschäftsmodelle, Speicher Ladelösungen, Elektromobile oder ganz normale Solaranlagen: Dafür braucht es genügend Fachkräfte – Ingenieure, Techniker, Handwerker, Verkäufer aller Geschlechter.
Wolfgang Schwarz vom Landesverband Sanitär-Heizung-Klima Bayern (LVSHK) wünschte sich dieser Tage gegenüber den DGS-News vor allem „mehr Facharbeiter. Was die Industrie an Gehalt bietet, ist konkurrenzlos. Das Handwerk bildet aus wie die Weltmeister, und die Industrie kauft die gut ausgebildeten Monteure weg“, resümierte der LVSHK-Geschäftsführer auf der Fachmesse IFH Nürnberg.
Das Klimaziel 1,5 Grad – laut aktueller Wissenschaftsanalyse ohnehin kaum noch zu halten - fordert aber hohe Installationszahlen. Im Gegensatz zu LVSHK-Mann Schwarz sieht BSW Solar-Geschäftsführer Carsten Körnig kaum Probleme, die für die massive notwendige Ausweitung des Zubaus von PV-Anlagen notwendigen Mann- und Frauschaften im Handwerk auf die Dächer zu bekommen. „Das Personal lässt sich verdoppeln bis Ende 2022, dann werden auch die Umsatzzahlen in die Höhe gehen“, gab er auf sich der Intersolar überzeugt.
Aber woher genau sollen die Fachkräftekommen? Körnig antwortete den DGS-News: „Wir haben auch in den letzten zwei Jahren 150 Prozent mehr PV installiert.“ Dennoch hatte der Solarverband in München einen eigenen Konferenzbereich „Fachkräftegewinnung“ eingerichtet.
Weder Personal- noch Fertigungsprobleme?
Körnig erkennt noch nicht einmal einen Flaschenhals bei den „Fertigungskapazitäten. Die lassen sich skalieren. Die Logistik ist ein Problem, aber nicht strukturell.“ Zwar sei das Handwerk heute „teilweise am Anschlag“. Doch der BSW setze vor allem auf „die überwiegende Zahl der Innungsbetriebe, die sich noch gar nicht mit PV beschäftigt hat. Wenn der zehnte Anruf beim Hauselektriker eingeht, merkt er, da entgeht mir ein Geschäft.“ Der BSW-Chef gibt jedoch wenigstens zu: „Herausfordernd ist es allemal.“