18.10.2024
Der-NutzwasserRebell, Teil 3
Ein Bericht von Götz Warnke
Wasser ist vieles: direktes Lebensmittel, indirektes Lebensmittel beim Anbau von Feldfrüchten, Kühlung – wie sie jeden Sommer Millionen Badende suchen –, Transportweg, Teil der Erneuerbaren Energien bei Wasserkraft und Bioenergie, und, und, und. Wasser ist die Basis für das Leben, unser Überleben auf diesem „Blauen Planeten“, dessen Oberfläche zu 70 Prozent aus vornehmlich Salzwasser besteht. Doch diese Grundlage ist zunehmend bedroht. Das gilt auch für das überlebensnotwendige Trinkwasser mit seiner Gefährdung durch biologischen Verunreinigungen, Mikroplastik, sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS) und Dürren. Angesichts dieser Situation braucht es NutzwasserRebellen, mündige Bürger:innen, die zumindest für sich und ihre nächste Umgebung die Probleme so weit wie möglich selbst löst. Das Entscheidende ist dabei das Wissen um die eigenen Möglichkeiten. Hier sind einige davon aufgeführt.
Wasser recyclen
Wasser ist ein viel zu wertvolles Gut, als dass man es nur einmal verwenden oder an sich vorbei rauschen lassen sollte. Insofern ist das Recycling der richtige Ansatz. Allerdings ist die Recycling-Methode bzw. -Technik abhängig von der Qualität des jeweiligen Wassers.
Regenwasser ist natürlich die am einfachsten zu recycelnde Qualität. Statt das kostbare Nass gleich wieder über die Kanalisation zu entsorgen, kann man es auffangen und auf verschiedenste Art verwenden. Das Auffangen kann ganz simpel erfolgen mit einem großen Topf auf dem Balkon, auf der Terrasse oder dem Flachdach. Das gewonnene Wasser kann dann zum Gießen der Blumen im Haus und am Balkon, zum Kochen von Pellkartoffeln u.ä. sowie – hygienisch gefiltert – auch zum Trinken verwendet werden. Achtung: das aufgefangene Wasser aus tropfenden Dachrinnen ist wegen der Verschmutzung der Dächer nicht für den Nahrungsbereich geeignet.
Daneben bietet das Regenwasser auch einen Kühleffekt: Wer ein Gründach z.B. mit PV besitzt, kann so nicht nur sein Haus und die Umgebung kühlen, sondern zugleich seine PV-Anlage, die dadurch mehr Leistung erzielt. Und diese PV-Anlage verhindert zugleich das zu schnelle Austrocknen des Gründaches. Selbstverständlich kann man auch aktiv seine PV auf Steildächern mit einer Art Beregnungsanlage kühlen, wobei darauf zu achten ist, dass nicht die Sonnenseite der Module befeuchtet wird, sondern die Dachfläche hinter/unter den Modulen.
Ebenfalls zur Kühlung beitragen kann der Rückbau von versiegelten Flächen wie privaten Auffahrten, Parkflächen oder großen Terrassen – z.B. mit Rasengittersteinen oder anderen wasserdurchlässigen Steinelementen.
Welche Bedeutung das Regenwasser und seine sinnvolle Verwendung inzwischen hat, zeigt sich den vielen Gemeinden, die die private Regenwassernutzung fördern und sich selbst zur „Schwammstadt“ umrüsten. Die Stadt Berlin verfügt sogar über eine eigene Regenwasseragentur.
Grauwasser ist ein überwiegend im Haus anfallendes, gering verschmutztes, fäkalienfreies Abwasser von unterschiedlicher Qualität bzw. Verunreinigung. Zum Grauwasser gehören das Abwasser von Badewannen, Duschen, Handwaschbecken und Waschmaschinen. Nicht dazu gerechnet wird im Allgemeinen das Abwasser der Küche wie z.B. von Geschirrspülmaschinen. Doch hier gilt es zu differenzieren, denn z.B. das Kochwasser von Gemüse kann durchaus sauberer sein als das Wasser aus einer Badewanne. Solches Kochwasser kann relativ einfach weiterverwendet werden: wenn es viele Schwebeteile enthält/leicht trüb ist, eignet es sich für das Gießen von Blumen, für das Reinigen stark verschmutzter Gartengeräte oder ebensolches Handwerkszeug. Mit weniger trübem Kochwasser lassen sich in der Spüle andere Kochtöpfe und Geschirr reinigen, so dass man die ansonsten vorzuziehende Spülmaschine nicht einmal anwerfen muss.
Umfangreichere Wassermengen entstehen durch den in Teil 1. erwähnten Tipp der Verbraucherzentrale, vier Stunden stehendes Wasser in Trinkwasserleitungen aus hygienischen Gründen erst einmal ablaufen zu lassen. Dieser Tipp steht im Widerspruch zum Wassersparen in Teil 2 dieser Serie, und dieser Widerspruch lässt sich am Besten lösen, wenn man das Ablaufwasser recycelt. Das kann nicht nur durch die gleichen Verwendungen wie beim Kochwasser geschehen, sondern mit dem Ablaufwasser lässt sich auch problemlos kochen – schließlich zerstört das Kochen eventuell vorhandene Bakterien.
Schwieriger wird das Recycling beim Abwasser von Badewannen, Duschen, Handwaschbecken und Waschmaschinen. Es ist ideal, wenn man hierfür einen gesonderten Wasserkreislauf hat, der das Grauwasser entweder für die Toilettenspülung verwendet oder nach einer Filtration und Reinigung wieder für die Waschmaschine bereit stellt. Doch ein solcher zusätzlicher Wasserkreislauf lässt sich nur bei Neubauten und Generalsanierungen hinsichtlich Aufwand und Kosten sinnvoll installieren. Hingegen ist eine – natürliche – Filtration des Grauwassers mit Pflanzen bei hinreichend Platz kein Problem, wie Videos wie dieses im Internet zeigen. Noch ganz neu sind 3D-Textilien zur Grauwasseraufbereitung, wie sie vom Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) gemeinsam mit der Firma Aris entwickelt wurden.
Doch das Problem des fehlenden Grauwasserkreislaufs bleibt hier wie dort bestehen. Eine Lösung könnte spezielle Mehrnutzungsmöbel in Form von Sanitär-Keramik oder Küchen-Technik sein, die z.B. aus einem Waschbecken, einem Filter, einem Wasserspeicher und einer Toilette bestehen (siehe Foto). Hierbei müssen keine neuen Leitungssysteme durch Decken oder Wände verlegt werden; die Installationsarbeiten beschränken sich dann meist auf einen Raum.
Schwarzwasser ist auf Grund seiner Verunreinigung mit Fetten und Fäkalien der am schwierigsten zu reinigende Wassertyp. Für ihn bedarf es entweder einer aufwändigen Technik oder großer Flächen, wie die ehemaligen Rieselfelder großer Städte zeigen. Das ist im privaten Bereich kaum darstellbar. Besser wäre es, Schwarzwasser gar nicht erst im bisherigen Umfang entstehen zu lassen. Eine Lösung sind Trenntoiletten, wie sie vom Schweizer Wasserforschungsinstituts Eawag entwickelt werden. Hier werden Urin und Kot getrennt aufgefangen, als Rohstoffe behandelt und jeweils getrennt weiter genutzt. Doch das Schwarzwasser-Recycling in kleinem Maßstab steht noch am Anfang, wie bahnbrechende Innovationen zeigen: so haben kürzlich Forscher der Cornell-Universität einen Weltraumanzug entwickelt, der Urin per Umkehrosmose zu Trinkwasser recycelt – Vorbild ist die Science-Fiction-Filmserie „Dune“!
Nächste Woche: Wasser speichern und gewinnen