15.03.2019
Speicherbranche entwickelt sich positiv
Mehr als 40.000 neue Heim-Batteriespeicher sind im vergangenen Jahr in Deutschland installiert worden, so dass die Gesamtzahl aktuell bei rund 125.000 liegt. Bei Heim-, Gewerbe- und Industriespeichern laufen die Geschäfte gut.
Umsätze knacken 5 Mrd. Euro
Alle Speichertechniken zusammen, darunter neben Batterie- auch Wärmespeicher, Power-To-Gas und Pumpspeicherkraftwerke, haben im vergangenen Jahr 2018 die Umsatzmarke von 5 Mrd. Euro überschritten, das bedeutet eine Steigerung von 9 % gegenüber 2017. Für 2019 werden 5,5 Mrd. Euro erwartet. Die Beschäftigtenzahl steig ebenfalls gegenüber dem Vorjahr auf über 12.000 im Jahr 2018. Diese Marktdaten wurden Anfang dieser Woche vom Bundesverband Energiespeicher (BVES) im Rahmen einer Speichermesse in Düsseldorf vorgestellt. Die Untersuchung selbst wurde von der Berliner Unternehmensberatung Team Consult durchgeführt. „Die deutsche Speicherbranche hat gerade bei innovativen Speichersystemen über Sektorengrenzen hinweg einen technologischen Vorsprung vor den internationalen Wettbewerbern und ist für die zukünftigen Anforderungen an das Energiesystem grundsätzlich hervorragend aufgestellt“, kommentiert Urban Windelen, Geschäftsführer des BVES die Entwicklung.
Bei der Marktentwicklung ist interessant, dass sich ein Trend der vergangenen Jahre nun umgekehrt hat. Nachdem sich vor zwei, drei Jahren große Player aus dem Speichergeschäft abgemeldet und das Feld den kleineren Mittelständlern überlassen haben, ist dieser Trend seit dem vergangenen Jahr umgekehrt: Die EnBW hat Senec übernommen, E3/DC wurde von Hager geschluckt und vor einigen Wochen wurde die Übernahme von Sonnen durch Shell bekannt. Die „Großen“ wollen also wieder mitspielen.
Unterschiede bei den Technologien
Doch nicht bei allen Technologien geht es aufwärts: Bei Pumpspeicherkraftwerken stagnieren die Jahresumsätze (1,9 Mrd. Euro) seit Jahren, das Geschäftsmodell von früher (teurer Spitzenlaststrom) funktioniert nicht mehr, Neubauten sind in Deutschland derzeit nicht geplant.
Auch der Bereich der Großbatterien im Stromnetz ist derzeit schwierig: Nach Darstellung von Team Consult notieren die Preise für Primärregelleistung (PRL) seit Beginn dieses Jahres unter den Vorjahreswerten. Seit Ende Januar liegt der Durchschnittspreis unter 2.000 €/MW, in der letzten Februarwoche lag er bei 1.389 €/MW und damit nur knapp oberhalb des historischen Tiefstwertes von 1.337 €/MW. Diese Entwicklung hat zu einer Stagnation bei Großbatteriespeicherprojekten geführt, da die Bereitstellung von Primärregelleistung für diese kaum noch eine tragfähige Geschäftsgrundlage darstellt. Und das, nachdem erst seit einigen Jahren solche Projekte z.B. von Wemag und anderen Versorgern begonnen wurden.
Steigerungen gab es indes bei Heim-, Gewerbe- und Industriespeichern. Neben dem klassischen Stromspeicher in Heim oder Gewerbe zur Optimierung des Eigenverbrauchs und der Spitzenlastkappung wird nun auch ein neuer Einsatzbereich immer interessanter: Die Verbindung von Elektroauto-Ladetechnik mit Speichern. Dort wird immer mehr schnelle Ladung mit hohen Leistungen vorangetrieben. Doch oftmals ist das Stromnetz dahinter nicht entsprechend ausgelegt. Hier kann ein Speicher helfen, einen größeren Ladepark oder Stromtankstellen eines Fuhrparks netzverträglich und schnellladefähig zu machen. Mit dem steigenden Einsatz von Power-to-Heat werden derzeit auch große Wärmespeicher interessanter, dazu bieten neue Unternehmen innovative Lösungen vor (Bild), die vermehrt in industriellen Prozessen zum Einsatz kommen.
Hemmnis Regulierung
Doch gerade die Einsatzmöglichkeiten in der Sektorenkopplung können derzeit noch nicht voll ausgeschöpft werden. Mahnende Worte wurden deshalb an die Politik gerichtet: Noch immer hemmen regulatorische Hürden den Einsatz von Speichern vor allem in solchen neuen Anwendungsfeldern. Auch unsichere Marktbedingungen und langwierige Genehmigungsverfahren in Deutschland werden von der Branche kritisiert. Das ist vielleicht auch ein Grund dafür, dass der Exportanteil der deutschen Speicherbranche steigt. Fast 40 % der für die Datenerhebung befragten Unternehmen nennen einen Auslandsanteil von über 30 Prozent ihres Umsatzes. Mal wieder ist hier die Politik gefragt, um die Rahmenbedingungen auch für die Speicherbranche so zu setzen, dass der notwendige dynamische Ausbau, der für die Energiewende notwendig ist, möglich gemacht wird.
Am heutigen Freitag endet auch die Einreichungsfrist für Förderanträge einer neuen Pilot-Batteriefertigung in Deutschland, die vom Wirtschaftsministerium unterstützt werden soll. Laut Informationen des Handelsblattes sind bis Mittwoch bereits sechs Anträge eingegangen. Bei diesem Projekt soll in einer ersten Stufe eine Produktion mit 1 GW aufgebaut werden, die dann im Laufe der Jahre auf 8 GW erhöht wird. Die verschiedenen Konsortien, die sich bewerben, werden allein aufgrund der angestrebten Investitionshöhen konzerndominiert sein. Es wird davon ausgegangen, dass höchstens ein oder zwei Vorschläge aus dem mittelständischen Bereich kommen.
Jörg Sutter