13.10.2023
Die Qualität der Zwerge
Eine Zusammenfassung von Jörg Sutter
Die Youtuber um Andreas Schmitz haben eine Liste zu Steckersolar-Wechselrichtern zusammengestellt, in der 54 der kleinen Geräte getestet und auf verschiedene Parameter beurteilt wurden. Hintergrund dazu waren neben dem Deye-Problem vor einigen Wochen (wir berichteten) auch die Angebote von Discountern, die teils als minderwertig bezeichnet werden müssen.
Dabei wurden formale Gesichtspunkte wie das vorhandene Zertifikat zu Erzeugereinheit und NA—Schutz ebenso betrachtet wie die AC-Ausgangsleistung und der Wirkungsgrad. „Die Hälfte ist Käse“ lautet das Fazit, das Andreas Schmitz auch in einem Video auf der Youtube-Plattform hier erläutert.
In der Liste sind die Beurteilungen als Gesamtergebnis in einer Spalte „Empfehlung“ zusammengefasst.
Was wurde getestet?
Es beginnt mit dem Check, ob das für den Anschluss in Deutschland notwendige Zertifikat überhaupt vorhanden ist und ob Auffälligkeiten vorliegen, die an der Gültigkeit des Zertifikates zweifeln lassen (eine Erkenntnis aus dem Deye-Problem).
Beim Wirkungsgrad wurden zum einen die Wirkungsgrade der Herstellerangaben notiert, daneben aber auch die teils abweichenden Messergebnisse, die Prof. Krauter aus der Gruppe mit seinem Team vorgenommen hat. Hier sind teils Abweichungen von mehreren Prozent zu vermelden.
Dann wurde nach dem vorgeschriebenen Relais gesucht – entweder in akustischem Test durch Bestätigung eines „Klick“-Geräusches beim Schalten, durch Öffnen des Gerätes und Identifikation oder durch eine Durchleuchtung mit einem Röntgengerät.
Anschließend ging es noch um die EMV-Verträglichkeit, die in einzelnen Fällen schon von Amateur-Funkern bemängelt wurde, weil die Funkerei bei eingeschaltetem Steckersolargerät gestört wurde. Auch das ist ein Parameter, der eigentlich gar nicht auftreten dürfe, da es für alle Elektrogeräte auch Grenzwerte für die EMV-Verträglichkeit gibt und diese von allen Geräten eingehalten werden müssen.
Wer hat getestet?
Das Ganze ist transparent: Neben den Testern, die sich der Arbeitsgruppe angeschlossen haben (und das ehrenamtlich in ihrer Freizeit machen), werden in der Liste auch externe Texts angegeben, die zum Beispiel von Medien wie Computerbild oder Heise schon vorgenommen wurden. Den Erstellern kann und sollte ein hohes Vertrauen entgegengebracht werden, denn es stecken keinerlei finanzielle Interessen dahinter. Selbst für seinen Youtube-Kanal hat Andreas Schmitz ausgeschlossen, dass er den Kanal aktiv durch Produktplatzierungen oder ähnliches – was oftmals eine große Einnahmequelle im Internet ist – finanziert wird.
Wie kommt die Empfehlung zustande?
Die Empfehlungen teilen sich in vier Kategorien:
- Daumen nach unten, wenn gravierende Mängel vorhanden sind, z.B. wenn gar kein Zertifikat vorhanden ist.
- Eine mittlere Bewertung gibt es, wenn das Gerät nutzbar ist, aber Einschränkungen hat. Auch bei Wirkungsgraden von unter 85 Prozent wird hier „abgewertet“, darüber diskutiert das Team auch jeweils noch. Auch wenn die Abschaltzeiten zu lange sind oder beim Abschalten extreme Spannungsspitzen vorliegen, wird die Bewertung gemindert.
- Einen eingeschränkten „Daumen hoch“ gibt es, wenn wichtige Tests keine Mängel gezeigt haben, aber noch nicht alle Tests und Untersuchungen abgeschlossen sind.
- „Daumen hoch“ gibt es, wenn das Gerät aus Sicht der Tester völlig in Ordnung ist und keine Einschränkungen oder schlechte Erfahrungen bekannt sind. Derzeit gibt es in der ganzen Liste kein Gerät, das diese Bewertung erhält, das hängt aber damit zusammen, dass bei vielen Geräten noch nicht alle Messungen vorliegen. Man darf also schon davon ausgehen, dass einige Geräte noch auf diesen Level „gehoben“ werden können.
Schaut man sich die bisherigen Empfehlungen an, ist aber rund die Hälfte der Bewertungen mit rot unterlegt, hier kann also davon ausgegangen werden, dass kein sehr gutes Testergebnis mehr erreicht werden kann.
Wo gibt es die Ergebnisse?
Die Liste findet sich hier. Nach Angaben von Andreas Schmitz soll diese auch in Zukunft aktuell gehalten und um weitere Tests, auch von fremden Testern, ergänzt werden.
Ein Fazit
Respekt und ein großes Dankeschön gilt Andreas Schmitz und seinen Mitstreitern, die diese Aktion mit viel Engagement vorangetrieben haben. Wenn die Liste tatsächlich regelmäßig gepflegt und aktualisiert werden kann, wird das eine gute Hilfe für Interessierte sein, die zwischen verschiedenen Geräten eine gute Wahl treffen wollen.
Gespannt kann man indes auf die Produktnorm für Steckersolargeräte sein, die Mitte 2024 verabschiedet werden soll. Mit den Anforderungen der Norm ist damit zu rechnen, dass einige der heute schlecht bewerteten Geräte vom Markt verschwinden, weil die sich dann nicht mehr bei uns verkaufen lassen. Aber das hätten wir ja auch bisher eigentlich nicht angenommen. Dass bei uns Geräte mit nicht genehmigter zu hoher AC-Leistung oder ganz ohne notwendiges Zertifikat verkauft werden, dürfte es ja eigentlich auch überhaupt gar nicht geben.
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