13.08.2021
Die Erde brennt: Erste Veröffentlichung zum sechsten Weltklimabericht
Ein Bericht von Tatiana Abarzúa
Der 1988 von der UN-Umweltorganisation und der Weltorganisation für Meteorologie gegründete Weltklimarat (IPCC) veröffentlicht regelmäßig umfangreiche Sachstandsberichte (Assessment Reports, AR). Autorenteams bewerten dazu aktuelle wissenschaftliche Veröffentlichungen aus der Klimaforschung. Diese Weltklimaberichte dienen als "Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen der Politik, ohne jedoch politische Handlungsempfehlungen zu geben", wie das Bundesumweltministerium den Auftrag erläutert. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit weist der IPCC auf diese neutrale Haltung in Bezug auf politische Entscheidungen hin (siehe Abbildung).
Berichtszyklus 2016-2022
Der Sechste Sachstandsbericht des IPCC (AR6) umfasst den Zeitraum 2016-2022 und wird aus insgesamt drei Bänden bestehen. Diese erstellt jeweils eine Arbeitsgruppe (Working Group, WG). Der erste Teilbericht fasst die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels zusammen,der IPCC stellte die Ergebnisse Anfang der Woche auf einer digitalen Pressekonferenz vor.
Dazu hatten 234 Autorinnen und Autoren aus über 60 Ländern den aktuellen Stand anhand von über 14.000 wissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Klimaforschung bewertet. Der zweite Teilbericht – über Folgen des Klimawandels, Verwundbarkeit und Anpassung – soll im Februar 2022 veröffentlicht werden, der dritte – über Optionen zur Minderung des Klimawandels – im März 2022. Zusätzlich wird der Weltklimarat die wichtigsten Ergebnisse der drei Bände in einem Synthesebericht zusammenfassen und im Anschluss veröffentlichen. Dieser soll auch die Kernbotschaften der Sonderberichte SR1.5 (1,5 °C globale Erwärmung), SROCC (Ozean und Kryosphäre) und SRCCL (Klimawandel und Landsysteme) enthalten.
Wie das Klimasystem reagiert
Die erste Hauptaussage des Bewertungsberichts lautet, von der Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle übersetzt: „Es ist eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre, den Ozean und die Landflächen erwärmt hat. Es haben weitverbreitete und schnelle Veränderungen in der Atmosphäre, dem Ozean, der Kryosphäre und der Biosphäre stattgefunden“ (A.1). Das zeigen auch Beobachtungen der letzten Monate: Im März stieg der CO2-Anteil in der Luft auf 417,64 ppm, „vergleichbar ist mit der Warmperiode im mittleren Pliozän vor etwa 3,6 Millionen Jahren“ (die DGS News berichteten).
Während der letzten Jahrzehnte stieg die globale Oberflächentemperatur weltweit, in Deutschland im zurückliegenden Jahrzehnt um rund 2 °C, der Temperaturanstieg „nur durch den Anstieg der atmosphärischen Treibhausgaskonzentrationen erklärbar“ (die DGS News berichteten).
Weitere Hauptaussagen
Der Begriff Klimasensitivität beschreibt die Veränderung der Temperatur, die mit einem Anstieg des atmosphärischen CO2-Gehalt einhergeht. Die Gleichgewichtsklimasensitivität kennzeichnet die Reaktion auf eine Verdoppelung des atmosphärischen CO2 gibt. WG I berichtet: „Auf Basis von verbesserten Kenntnissen über Klimaprozesse, Nachweise aus der Erdgeschichte und die Reaktionen des Klimasystems auf zunehmenden Strahlungsantrieb lässt sich die Gleichgewichtsklimasensitivität am besten mit 3 °C beziffern“ (A.4). Alle Emissionsszenarien der begutachteten wissenschaftlichen Veröffentlichungen zeigen, dass die globale Oberflächentemperatur bis mindestens Mitte des Jahrhunderts weiter ansteigen wird. „Eine globale Erwärmung von 1,5 °C und 2 °C wird im Laufe des 21. Jahrhunderts überschritten werden, es sei denn, es erfolgen in den kommenden Jahrzehnten drastische Reduktionen der CO2- und anderer Treibhausgasemissionen“ (B.1), fast das Autorenteam die Ergebnisse zusammen.
Mit der Erderwärmung nehmen nicht nur die Häufigkeit und Intensität von Hitzeextremen, Dürren und Starkniederschlägen zu, sondern auch der Rückgang des arktischen Meereisvolumens, von Schneebedeckung und Permafrost, sowie der Anteil heftiger tropischer Wirbelstürme (B.2).
„Fortschreitende globale Erwärmung wird laut Projektionen den globalen Wasserkreislauf weiter intensivieren, einschließlich seiner Variabilität, sowie der globalen Monsunniederschläge und der Heftigkeit von Niederschlags- und Trockenheitsereignissen“ lautet eine weitere Hauptaussage (B.3).
Für Jahrhunderte bis Jahrtausende irreversibel
Vergangene und künftige Treibhausgasemissionen führen zu vielen Veränderungen, die über Jahrhunderte bis Jahrtausende unumkehrbar sind, „insbesondere Veränderungen des Ozeans, von Eisschilden und des globalen Meeresspiegels“ (B.5), so ein weiteres Ergebnis aus der Klimawissenschaft. Zudem könne nicht ausgeschlossen werden, dass klimawandelbedingte Änderungen auftreten, denen eine geringe Wahrscheinlichkeit zugeschrieben werden (C.3).
Hier geht's zum Kommentar zum IPCC-Bericht