13.08.2021
Auf dem Höchststand: Die aktuelle Entwicklung des Marktwert Solar
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Eine Analyse von Jörg Sutter
Der „Marktwert Solar“ hat im vergangenen Monat einen neuen Höchstwert erreicht; Strom aus PV-Anlagen ist in Deutschland derzeit so viel wert wie noch nie. Schuld ist die große Nachfrage – jedoch nicht nach Solarstrom allein, sondern nach Strom insgesamt. Auch die Gaspreise sind deutlich gestiegen. Das hat letztendlich die gleiche Ursache – die aktuell spürbaren Auswirkungen des Klimawandels.
Südeuropa ist derzeit von einer schweren Hitzewelle und von zahlreichen Waldbränden betroffen – auch daran trägt der Klimawandel Schuld: Er zeigt sich in immer stärkeren Wetterkapriolen. Die Hitzewelle bedeutet für die Energiemärkte eine hohe Nachfrage, insbesondere nach Strom und Gas. Strom wird verstärkt für Kühlung und Klimaanlagen benötigt, Gas wird für die konventionelle Stromerzeugung in Gaskraftwerken eingesetzt, um noch mehr Strom bereitzustellen. Dazu kommt, dass derzeit Asien den Weltmarkt für Gas „leerkauft“, weil dort ebenfalls großflächige Hitzeregionen versorgt werden müssen. Verschärfend kommt hinzu, dass in Südeuropa in den Waldbrandregionen Stromnetze und Kraftwerke abgeschaltet werden müssen; auf dem Strommarkt wird also nicht nur mehr nachgefragt, sondern auch weniger bereitgestellt. Das ergibt einen doppelten Trend zu höheren Strompreisen. Und das in gewaltigem Ausmaß: Üblicherweise liegen die Börsenstrompreise in Europa im Bereich weniger Euro-Cent, immer mit ein wenig Schwankung; bei Fehlplanungen hinsichtlich Erzeugung und Verbrauch stehen sie auch stundenweise mal im Negativen. In Spanien, das derzeit besonders von Hitze und Waldbränden betroffen ist, kletterte der Marktpreis Mitte dieser Woche auf 11,4 (!) Cent pro kWh. Aufgrund der Wetterprognose für die kommenden Tage wird dort keine rasche Besserung erwartet.
Deutschland: Strompreis steigt
Auch in Deutschland steigen die Börsenstrompreise derzeit kräftig bei gleichzeitig starken Schwankungen. So lag in den vergangenen sieben Tagen der tiefste Preis am Spotmarkt bei rund 0,5 Cent pro kWh, seit dem 9. August ist aber ein steiler Aufwärtstrend bis zu über 10 Cent/kWh (Donnerstag, 12. August) zu verzeichnen. Eine Vorausschau auf die Future-Zahlen zeigt: Das kann bis Jahresende so weitergehen, danach aber wird für 2022 bis 2024 wieder mit langsam sinkenden Preisen gerechnet.
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Auch der Marktwert Solar folgt dieser Entwicklung
Nun zum Marktwert Solar. Hier muss seit der letzten EEG-Änderung zwischen zwei Marktwerten unterschieden werden: Zum einen der Jahresmarktwert, der sich gewichtet aus den monatlichen Marktwerten errechnet und der z.B. für die Vergütung von Ü20-PV-Anlagen eine Rolle spielt.
Zum zweiten gibt es den Monatsmarktwert, der immer als Durchschnittspreis des vergangenen Monats veröffentlicht wird. Er wird für die Vergütung von Anlagen herangezogen, die über die geförderte Direktvermarktung abgerechnet werden. Dieser Monatsmarktwert lag in den Jahren 2018 und 2019 (siehe Bild 2) zwischen drei und sechs Cent, bevor die Märkte durch Corona durchgerüttelt wurden und im April 2020 der bisherige Tiefststand von unter einem Cent pro kWh erreicht wurde. Im 2. Halbjahr 2020 stieg der Wert dann leicht wieder an, um von Januar bis Mai 2021 wieder auf rund 4 Cent/kWh abzusinken. Die Juni- und Juli-Werte liegen nun um 7 Cent pro kWh (Bild 2).
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Konsequenzen – kurz gefasst
1) PV-Betreiber, die keine feste EEG-Vergütung haben, sondern nach Marktwert bezahlt werden, können sich freuen: Sie erhalten derzeit deutlich mehr Geld für ihren Strom. Von den zwei Preisbestandteilen wird dann nur den Marktpreis ausbezahlt, die Marktprämie sinkt auf Null, wie hier beschrieben. Der „Förder-Aufschlag“ auf den aktuellen Marktpreis ist aktuell nicht notwendig.
2) Nachdem mit den steigenden Monatswerten auch der Jahresmarktwert Solar für 2021 deutlich höher liegen wird als noch 2020, werden auch die Anlagenbetreiber von Ü20-Anlagen davon profitieren. Auch sie erhalten dann mehr Vergütung für den eingespeisten Strom, wenn hier der Marktwert als Höhe festgeschrieben wurde.
3) Es profitiert aber auch das EEG-Konto derzeit davon: Neue PV-Großanlagen, die z.B. in den vergangenen Monaten ans Netz gegangen sind und nach Ausschreibungszuschlag eine Vergütung von rund 5 Cent pro Kilowattstunde erhalten, belasten derzeit das EEG-Konto überhaupt nicht. Solange die Vergütung kleiner als der Marktwert ist, muss kein Fördergeld in die Hand genommen werden.
4) Als Blick über den Tellerrand: Das gleiche gilt nicht nur für Solar, sondern auch die anderen erneuerbaren Stromerzeuger wie z.B. Wind: Für Windanlagen an Land ist der Marktwert in diesem Jahr von 4,13 Cent im Mai auf 6,81 Cent im Juli hochgeschossen.
Wie schon oben geschrieben: Die Preise werden – zumindest nach den aktuellen Future-Werten - nicht lange in diesen Höhen bleiben. Doch wer weiß, wie sich die Energiemärkte in den kommenden Jahren entwickeln? Eines ist jedoch klar: Um den hohen Strombedarf im Sommer für Kühlung und Klimatisierung sicherzustellen, gibt es eine einfache Möglichkeit: Den massiven Ausbau der Photovoltaik (siehe Bild 3). Nicht nur bei uns und in Europa, sondern weltweit.
