09.04.2020
Videokonferenz - eine digitale Umgehungsstraße
Auch in dieser Zeit soll die Arbeit der DGS weitergehen. Bei Präsidium und Landesverbänden klappt das (siehe auch DGS-News von letzter Woche), für Sektionen und Projektgruppen wollen wir an dieser Stelle eine Anregung für die Fortsetzung der Arbeit anbieten. In Präsidium und Beirat setzen wir schon länger auf Telefonkonferenzen. Seit einigen Wochen haben wir auch Videokonferenz-Systeme im Einsatz und nutzen diese intensiv. Nach heutigem Stand wird die Kontaktvermeidung auch in den kommenden Wochen erhalten bleiben, daher denken wir, dass mit dieser Technik auch die Sektionsarbeit aufrechterhalten werden kann. Zwei der Systeme möchten wir heute kurz vorstellen, verbunden mit der Anregung, sie einfach einmal zum Beispiel im Rahmen der Vorstandsarbeit in der DGS-Sektion, aber gerne auch extern, auszuprobieren.
Videokonferenz für Sektionsarbeit
Die Sektionsarbeit der DGS lebt von der direkten Begegnung. Ob bei Solar-Stammtischen, Beratungsgesprächen oder Vorträgen – immer steht die direkte Kommunikation mit Mitgliedern und Interessenten im Mittelpunkt. Video-Konferenzsysteme sind nun eine Möglichkeit, diese Kommunikation auch mit dem derzeit notwendigen Abstand aufrecht zu erhalten. Egal ob eine kurze Abstimmung zweier Vorstandsmitglieder oder ein Themenabend, zu dem auch externe Interessenten eingeladen werden können: Auf einfache Art und Weise kann hier weiterhin kommuniziert werden.
Was benötige ich dafür?
Die technischen Grundlagen sind bei allen Systemen ähnlich: Der Organisator einer Videokonferenz benötigt einen Computer mit schnellen Internetzugang, alle gängigen Lösungen arbeiten sowohl in der Windows-, der Android- als auch der Apple-Welt. Die Teilnehmer können sich entweder per Computer oder per Smartphone dazuschalten, sie müssen nur den Empfang einer Email abwarten, die als Einladung einen Konferenzcode enthält. Die Freigabe der Webcam ist nicht zwingend erforderlich, wer seine Kamera nicht nutzt oder abgeklebt hat, kann selbstverständlich trotzdem teilnehmen.
Schwieriger ist nun die Auswahl des Videokonferenz-Systems, hier gibt es inzwischen eine überschaubare Anzahl mit unterschiedlichsten Vor- und Nachteilen. Eine kleine Übersicht hat t3n, das sich viel mit Open Source, Dezentralität und die Datenhoheit des Einzelnen beschäftigt, kürzlich zusammengestellt.
Wir haben derzeit zwei Systeme ausführlicher im Einsatz: die Software Zoom und Jitsi. Jitsi ist eine OpenSource-Software, sie wurde seit 2003 zu einer Sammlung von Programmen für IP-Telefonie, Messaging und Videokonferenz entwickelt, Zoom wird von einem amerikanischen Hersteller angeboten. In den vergangenen beiden Wochen hat sich Zoom auch in Deutschland weit verbreitet. Es kam aber auch Kritik an Aspekten wie dem Datenschutz auf, auf die der Hersteller zum Teil bereits reagiert hat. Bei beiden Systemen benötigen die Teilnehmer keine Programminstallationen, sondern können direkt aus dem Internet-Browser starten. Beide Systeme sind erst einmal kostenlos. Jitsi enthält keine Zeitbegrenzung, bei Zoom besteht ein Limit auf 40 Minuten, wenn mehr als zwei Personen teilnehmen. Für größere Konferenzrunden mit über 40 Minuten Dauer wird dann eine kostenpflichtige Registrierung erforderlich, kürzer als 40 Minuten können auch größere Runden ohne weitere Begrenzung miteinander sprechen.
Und so läuft es mit Jitsi
Der Organisator beginnt eine Videokonferenz auf der Website von Jitsi (mit einem Browser wie Firefox, die Microsoft-Browser werden nicht unterstützt). Auf dieser Startseite kann direkt ein neues Meeting begonnen werden. Es öffnet sich das Videofenster und in einem kleinen Infofenster wird ein Konferenz-Link sichtbar. Dieser kann kopiert und an die gewünschten Teilnehmer per Mail versendet oder auch telefonisch durchgegeben werden. Das sollte eine Person als Moderator übernehmen.
Für einen Teilnehmer ist es dann ganz einfach: Er wartet auf die Zusendung des Konferenz-Links, öffnet diesen in seinem Browser und muss nur noch das Mikrofon und eventuell die Kamera des Computers freischalten. Das funktioniert mit den eingebauten Elementen - also Audio und Video - eines Laptops, beim Wunsch nach besserer Ton-Qualität bietet sich ein Headset an. Ein Video-Konferenztermin kann auch schon im Vorfeld zu einem bestimmten Termin mit Uhrzeit angelegt werden, um das planbarer zu machen.
Und so geht’s los bei Zoom
Bei Zoom muss sich der Organisator einmalig mit seiner Email registrieren, bevor er starten kann. Ein neues Meeting wird dann auf www.zoom.us begonnen. Zoom bietet eine große Anzahl von Einstellungsmöglichkeiten, die für einfache Besprechungen aber kaum gebraucht werden. Auch hier ist es für die Teilnehmer ganz einfach: Link empfangen, im Browser anklicken und los geht’s.
In beiden Systemen sind in der Konferenz dann alle Teilnehmer sicht- und hörbar, ein Chat-Fenster kann zusätzlich genutzt werden, um kurze Anmerkungen in Textform auszutauschen. Sicher, es gehört ein wenig Disziplin dazu, dass es ein geordnetes Gespräch bleibt, aber dann ist das aus meiner subjektiven Sicht auch deutlich weniger anstrengend, als eine reine Telefonkonferenz. Zudem sieht man direkt die Reaktion der Teilnehmer und kann darauf einfacher eingehen.
Beide Systeme bieten zudem die Möglichkeit, einen Bildschirm für alle Teilnehmer sichtbar zu machen, um Folien oder andere Dinge zu präsentieren. Auch Videos oder Filme können für die Teilnehmer abgespielt werden. Zoom bietet daneben noch ein weißes Brett, ein sogenanntes „white board“ an, auf dem alle Teilnehmer gemeinsam skizzieren und Notizen ablegen können.
Für die Sektionsarbeit
Neben Abstimmungsgesprächen, z.B. innerhalb eines DGS-Sektionsvorstandes, könnten aus unserer Sicht auch Treffen wie Sektionsversammlungen mit diesen Systemen in den kommenden Wochen durchgeführt werden und müssen nicht ausfallen oder verschoben werden. Die Arbeit für die Energiewende kann fortgesetzt werden.
Wenn ein oder zwei Referenten gewonnen werden, ist auch ein digitaler Solar-Stammtisch denkbar, bei dem zu einem festen Termin alle Interessenden eingeladen werden und dabei sein können. Fragen können z.B. durch das Chat-Fenster ebenfalls direkt gestellt und beantwortet werden. Solch ein Termin dürfte dann aber kürzer als die üblichen Stammtische oder Sektionstreffen ausfallen, da das anschließende Beisammensein ja ausfällt.
Bei der Bundes-DGS testen wir in Kürze auch erste Live-Online-Vorträge, z.B. auch mit Power-Point-Folien, die wir über eines der Systeme erst einmal einem kleineren Kreis, im weiteren dann eventuell auch einer größeren Runde von DGS-Mitgliedern zugängig machen wollen.
Daher: Nutzen Sie vielleicht die Zeit über Ostern, eines der beiden Systeme auszuprobieren. Beide eignen sich auch, um den visuellen Kontakt zu den Enkeln oder anderen Familienmitgliedern aufrecht zu erhalten. Wenn Sie in Ihrer Sektion oder Organisation Interesse an inhaltlichen Präsentationen zu aktuellen Themen (z.B. für einen digitalen Solar-Stammtisch) haben, wenden Sie sich bitte einfach an den Autor, wir können dazu gerne Vorschläge unterbreiten.
Ich wünsche Ihnen kommunikative Ostern.
Bleiben Sie gesund.
Jörg Sutter