06.12.2024
Ökoenergie und Nachhaltigkeit studieren in Nordbayern
Eine nicht vollständige „Marktübersicht“ von Heinz Wraneschitz
Was können (junge) Menschen in Nordbayern im Bereich nachhaltige Energieversorgung studieren? Welche Weiterbildungs- und Forschungs-Möglichkeiten haben sie in der bayerischen Region nördlich des „Weißwurstäquators“ Donau?
Ein Solarlabor gab es hier schon in den 1970er Jahren, und zwar an der zu der Zeit „Fachhochschule Nürnberg“ genannten „Ohm“: Damals war es beileibe nicht üblich, dass man sich an den Hochschulen hierzulande mit Erneuerbaren Energien beschäftigte. Doch an der inzwischen zur Technischen Hochschule aufgestiegenen Einrichtung konnten sich Elektrotechnik-Studierende im Wahlfach „Solartechnik“ zumindest in die Grundlagen von Photovoltaik und Co hineindenken. Beim Autor dieses Beitrags hat dieses bleibende „Schäden“ hinterlassen: Bis heute ist er davon überzeugt, dass durch die Nutzung von Sonne, Wind, Biomasse, Wasser und Co. das fossile Energiezeitalter beendet, das Erdklima wieder in vernünftige Bahnen gelenkt werden kann.
Die „Energieregion“ als Kristallisationspunkt
Das ist heute natürlich ganz anders. Gerade in Nordbayern, wo sich die weit über Franken hinausreichende „Europäische Metropolregion Nürnberg“ schon vor Jahrzehnten selbst zur „Energieregion“ ernannt und einen entsprechenden Energie-Kompetenzverein gegründet hat. Mit dem so genannten „Energie-Campus Nürnberg“ EnCN wurde ein Kristallisationspunkt geschaffen. Gleich drei Hochschulen – die Friedrich-Alexander-Universität FAU Erlangen-Nürnberg, die bereits genannte Ohm-TH und die Hochschule Ansbach – arbeiten hier kooperativ an einem Ort mit mehreren, auf Energiethemen fokussierten Fraunhofer-Instituten zusammen. Und das in Lehre und Forschung.
An der FAU seien beispielhaft die „Modulstudien Naturale: Naturwissenschaften und Nachhaltigkeit“ genannt, die zulassungs- und kostenfrei belegt werden können. Eine Reihe zulassungsfreier Bachelor-Studiengänge gibt es auch an „der Ohm“ in Nürnberg, unter anderem „Management in der Ökobranche“ oder Technikjournalismus.
Wer „Weihenstephan“ hört, denkt zunächst an die älteste Brauerei der Welt, angesiedelt in Freising / Oberbayern und an die dortigen Bildungseinrichtungen. Doch dass die dortige Hochschule den Doppelnamen Weihenstephan-Triesdorf trägt, hat einen ganz einfachen Grund: im Westen Mittelfrankens nämlich ist der zweite Teil angesiedelt. Und im Zusammenwirken mit den bezirklichen landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf entstand hier eine riesige Umwelt-Bildungseinrichtung. An der lässt sich vieles studieren, beispielsweise im Masterstudiengang Umweltingenieurwesen.
In Bayern ganz oben
Doch beileibe nicht nur in der Mitte der Region: auch – oder gerade - die Hochschulen ganz im Norden sind stark auf Energien fixiert. In Hof/Saale beispielsweise stehen das Nah- und Fernwärmethema genauso auf dem Studien- und Forschungsplan wie viele Arten von Bioenergie. Interessant auch der Bachelor-Studiengang „Design und Mobilität“ oder der zum Master führende „Sustainable Textiles“. Und selbst einen „Schwerpunkt Nachhaltigkeit, Energie- und Umweltrecht“ gibt es hier.
An der Hochschule Coburg „gehört Nachhaltigkeit zu den strategischen Zielen. Nachhaltige Gründungsvorhaben aus der Hochschule heraus werden unterstützt.“ Von „energieeffizientem Gebäudedesign“ bis zu „nachhaltiger Fahrzeug- und Antriebstechnik“ reichen Bachelor- oder Masterstudiengänge.
Energiewende in der Medizin
Mobilitäts-Schwerpunkte setzt auch die Julius-Maximilians-Uni (JMU) Würzburg. Doch dort beschäftigt sich sogar die Medizinische Fakultät mit einem „Leitfaden für die Energiewende“.
An der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt geht es am "Center für Elektrische Energiesysteme und erneuerbare Energien“ um die Umsetzung der vereinbarten politischen Ziele zur Transformation unserer Energieversorgung bis zum klimaneutralen und zukunftsfähigen System“.
Die Otto-Friedrich-Universität Bamberg sieht sich „als Multiplikator eines nachhaltigen Denkens und Handelns“ und bietet deshalb allen Studierenden in Bachelor-, Master- oder Lehramtsstudiengängen die Chance, das „Bildungszertifikat Nachhaltige Entwicklung“ zu erwerben. Neu sind in diesem Jahr beispielsweise der Schwerpunkt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ oder der Masterstudiengang „Strategy & Sustainability“. Und selbst die Theologie hat einen Profilschwerpunkt Nachhaltigkeit.
Unter dem Begriff „Green Studies“ hat die Universität Bayreuth alle Studiengänge nachhaltiger Bereiche zusammengefasst. Zudem ist die Uni der oberfränkischen Bezirkshauptstadt stolz auf ihr „Zusatzstudium Nachhaltigkeit“. Das steht allen Studierenden offen, egal welches Fach im Hauptstudium belegt ist. „Es vermittelt Schlüsselqualifikationen im Bereich Nachhaltigkeit“, wobei der Begriff weit verstanden wird: Es geht um ökologische, ökonomische und soziale Perspektiven genauso wie um Technik, Kultur, Philosophie, Gesundheitswesen, Recht und mehr. Nicht zuletzt sieht sich die Uni als „Leuchtturm“ nicht nur der bayerischen Batterieforschung.
An der Hochschule Ansbach im Westen der Region will der Studiengang „Nachhaltige Ingenieurwissenschaften“ die Grundlagen legen, damit die Absolvent:innen „unsere hochtechnisierte Gesellschaft mit den Anforderungen an eine intakte Mitwelt in Einklang bringen, den Technologiewandel in der Praxis mitgestalten können“.
Katholizismus und Nachhaltigkeit
Ganz im Süden – inzwischen in Oberbayern, früher zu Franken gehörend – hat die Katholische Uni Eichstädt einen eigenen Bereich „Nachhaltigkeit“ aufgebaut. Wie der B.A.-Studiengang „Transformation – Nachhaltigkeit – Ethik“ sind auch viele Master-Studiengänge mit interessanten Inhalten verknüpft. Ein Beispiel: „Umweltprozesse und Naturgefahren.“ Während dieser zulassungsfrei ist, gibt es bei "Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und anderen jeweils Auswahlverfahren.
Östlich der Metropole Nürnberg hat die Ostbayerische Technische Hochschule OTH Amberg-Weiden ebenfalls einiges zu bieten: „Bio- und Umweltverfahrenstechnik“ oder „Energietechnik, Energieeffizienz und Klimaschutz“ als Bachelor-, sowie einige in Englisch angebotene Masterstudiengänge. Und dazu jede Menge Weiterbildungskurse, die aber jeweils kostenpflichtig sind.
Und dann gibt es noch Regensburg
Nicht mehr ganz zur Energieregion zählen Regensburg und die dortige OTH. Dennoch darf sie hier nicht fehlen. Denn mit Prof. Michael Sterner lehrt und forscht hier einer der deutschen „Batteriepäpste“. Und seit über 20 Jahren gibt es dort bereits einen Regenerativ-Energie-Studiengang, was Vizepräsident Prof. Christoph Skornia genauso erwähnt wie die verpflichtende Tatsache: „Jeder Absolvent hat zu diesem Themenfeld etwas gehört – auch in Studiengängen wie Soziale Arbeit oder Wirtschaft.“ Und geforscht wird hier im eigens errichteten „Regensburg Center for Energy and Resources“.