06.10.2023
September 2023: Blick in eine ungewisse Zukunft
Ein kleiner Hinweis von Matthias Hüttmann
Aufmerksame Leser:innen erinnern sich sicherlich noch an den Artikel „It’s the End of the World as We Know It?“ der hier am 28.07. diesen Jahres veröffentlicht wurde. Viellicht sollten sie ihn rückblickend nochmals lesen. Das war noch deutlich vor den danach eingetretenen „Naturkatastrophen“ in Griechenland und Libyen und anderswo. Dass sich die Meere, darunter auch das Mittelmeer, diesen Sommer extrem aufgewärmt hat, wurde schon sehr früh von Meteorologen und Klimaforschern als sehr gefährlich eingestuft.
Jetzt liegen die ersten Daten vor. Der Copernicus Klimawandeldienst (Copernicus Climate Change Service, C3S), der bekanntlich monatlich Klimadaten über die globale Durchschnittstemperatur der Luft, die Meereisdecke sowie zu hydrologischen Parametern zur Verfügung stellt, meldete jetzt die Werte der Oberflächenlufttemperatur und Meeresoberflächentemperatur des September 2023.
In Person der stellvertretende Direktorin Samantha Burgess, erklärt er „Die für die Jahreszeit beispiellosen Temperaturen, die im September – nach einem Rekordsommer – beobachtet wurden, haben Rekorde in außergewöhnlichem Ausmaß gebrochen. Dieser extreme Monat hat dem Jahr 2023 die zweifelhafte Ehre des ersten Platzes eingebracht – denn es ist auf dem besten Weg, das wärmste Jahr zu werden und rund 1,4°C über den vorindustriellen Durchschnittstemperaturen zu liegen. Zwei Monate vor der COP28 war die Dringlichkeit ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen zu adressieren, noch nie so groß wie heute.”
Daten und hochauflösende Grafiken finden Sie auch hier (Climate Reanalyzer) und hier (Climate Change Indicators).
Wenn man Klimaforschern wie Michal E. Mann glauben darf, dann gibt es keine Belege für sprunghafte Veränderungen in der globalen Temperaturaufzeichnung. Das lineare Modell eines erzwungenen (anthropogenen+natürlichen) Trends plus einer autoregressiven internen Variabilitätsrauschkomponente ist geeignet, das Auftreten von Rekordjahren zu modellieren und vorherzusagen. Daher sollte man zumindest nach heutigen Stand davon ausgehen, dass es sich bei diesem September um einen extremen Ausschlag nach oben handelt.
Stichpunktartig die Zusammenfassung:
- Der September 2023 war der wärmste September, der jemals aufgezeichnet wurde, mit einer durchschnittlichen Oberflächenlufttemperatur von 16,38°C, und lag damit 0,93°C über dem Durchschnitt der Jahre 1991-2020 für September und 0,5°C über der Temperatur des bisher wärmsten Septembers im Jahr 2020.
- Die globale Temperatur im September 2023 war der anomalste warme Monat aller Jahre im ERA5-Datensatz (zurück bis 1940).
- Der gesamte Monat war etwa 1,75 °C wärmer als der September-Durchschnitt für 1850-1900, dem vorindustriellen Referenzzeitraum.
- Die globale Temperatur für Januar-September 2023 lag um 0,52 °C über dem Durchschnitt und um 0,05 °C über dem entsprechenden Zeitraum im wärmsten Kalenderjahr (2016).
- Für Januar bis September 2023 liegt die globale Mitteltemperatur für 2023 bis heute um 1,40°C über dem vorindustriellen Durchschnitt (1850-1900).
- In Europa war der September 2023 der wärmste September seit Beginn der Aufzeichnungen und lag um 2,51 °C über dem Durchschnitt von 1991 bis 2020 und um 1,1 °C über dem bisher wärmsten September 2020.
- Die durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur für den September über 60°S-60°N erreichte 20,92°C, was den höchsten Septemberwert und den Zweithöchsten für alle Monate nach dem August 2023 darstellt.
- Die El-Niño-Bedingungen haben sich über dem äquatorialen Ostpazifik weiterentwickelt.
Dazu noch die „Meereseis Highlights“
- Die antarktische Meereisausdehnung blieb auf einem für die Jahreszeit rekordverdächtig niedrigen Niveau.
- Sowohl die tägliche als auch die monatliche Ausdehnung erreichten im September ihre niedrigsten Jahreshöchstwerte in den Satellitenaufzeichnungen, wobei die monatliche Ausdehnung 9 Prozent unter dem Durchschnitt lag.
- Die tägliche Meereisausdehnung in der Arktis erreichte ihr sechstniedrigstes jährliches Minimum, während die monatliche Meereisausdehnung mit 18 Prozent unter dem Durchschnitt den fünftniedrigsten Wert erreichte.