05.11.2021
Von Klimafreitagen und Klimamontagen
Ein Bericht von Tatiana Abarzúa
Ende Oktober – als die Koalitionsverhandlungen begannen – fand der neunte weltweite Klimastreik statt. Nach Angaben der Bewegung Fridays for Future (FFF) demonstrierten 20.000 Menschen in Berlin, während die Tageschau und andere Medien die Anzahl der Teilnehmenden mit „Tausende“ angaben. Die Klimabewegung appellierte an die Ampelkoalitionäre, einen 1,5-Grad-Pfad zu erreichen.
Welche Forderungen stellt Fridays for Future an die neue Regierung?
Das Motto des Klimastreiks war „Ihr lasst uns keine Wahl“. Die Klimaaktivisten kritisierten das Sondierungspapier von SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP und stellten Forderungen an die Verhandelnden zum Auftakt der Ampel-Koalitionsverhandlungen. Eine dieser Forderungen für die ersten hundert Tage der Amtszeit der neuen Bundesregierung lautet: Sofortige Beendigung neuer Erdgasinfrastrukturprojekte nebst Beschluss für einen Erdgasausstieg bis spätestens 2035. Die FFF-Bewegung warnt, dass der Kohleausstieg nicht zum Gaseinstieg werden dürfe. Weitere Forderungen sind: ein sozialverträglicher Ausstieg aus allen fossilen Energien in Deutschland, die Beseitigung aller Ausbaubremsen für Sonnen- und Windenergie sowie die Versiebenfachung des Ausbaus im Vergleich zu 2019.
Beim Klimastreik gibt es viel Protest gegen den Abbau weiterer Flächen für Kohlekraft, wie beispielsweise in Lützerath (NRW) für eine geplante Erweiterung des Tagebaus Garzweiler. Denn nach Meinung der FFF-Aktivisten sei die nächste Bundesregierung „die letzte, die uns auf einen Pfad zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze bringen kann“. Deshalb fordern sie auch „die Verabschiedung eines 1,5°C-konformen CO2-Budgets“, das verbindlich als Grundlage eines Reduktionspfades dienen soll. Oft wiederholte Forderungen waren auch ein verbindlicher Kohleausstieg bis 2030 sowie eine Mobilitätswende in Verbindung mit einem „Einbaustopp für fossile Verbrennermotoren ab 2025“ und einen „sofortigen Neu- und Ausbaustopp für Autobahnen und Bundesstraßen“. Der Demozug startete am Brandenburger Tor und zog zum Willy Brandt Haus, der SPD-Zentrale. Aufgrund einer Sturmwarnung endete die Demonstration früher als geplant; die Polizei löste sie gegen 15 Uhr auf.
Die 26. UN-Weltklimakonferenz
Ein Jahr später als ursprünglich geplant, startete die Weltklimakonferenz am 31. Oktober in Glasgow. Die Konferenz umfasst drei Treffen: Neben der COP 26 – der 26. Sitzung der rund 190 Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention – finden auch die 16. Sitzung der Vertragsstaaten des Kyoto-Protokolls (CMP16) und die 3. Sitzung der Vertragsstaaten des Übereinkommens von Paris (CMA3) statt. „Die bisher zugesagten Klimaschutzbeiträge reichen bei weitem nicht aus, um die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen“, wie das Umweltbundesamt feststellt. Die Bundesbehörde warnt davor, dass „die Zeit für wirksamen Klimaschutz drängt“ – angesichts der globalen Extremwetterereignisse im vergangenen und im aktuellen Jahr.
Klimamontag
Anfang dieser Woche hat die Gruppe Berlin for Future wieder eine Klimamontag-Aktion organisiert. Diese fand diesmal nicht (wie im Mai, als die DGS berichtete) am Alexanderplatz statt , sondern, zwischen Weihnachtsmarkt und Einkaufspassagen, gegenüber der Gedächtniskirche in Charlottenburg. Anstelle einer Kundgebung organisierten die Klimaschutzaktivisten eine Ausstellung mit fünfzehn Illustrationen von internationalen Kunstschaffenden, die mit ihren Werken auf den Erhalt des Planeten hinweisen. Die Bilder zeigen schöne und warmherzige Motive. Die Künstler sind über das Projekt „Our other mother“ vernetzt, das die Illustratoren Jim Field und Rebecca Cobb initiiert haben. Damit steht diese Kunstaktion im Zeichen der COP in Glasgow und der Forderung nach einer wirksamen Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad. Die Illustrationen wurden gut ausgeleuchtet und auf Fahrrädern montiert, und diese kreisförmig angeordnet, wie unser Foto zeigt. Nach Angaben der Organisatoren fand diese Aktion zeitgleich in mehreren anderen Ländern statt, etwa in Nigeria, Brasilien und den USA. Das Ziel der Aktion war, auch die Menschen zu erreichen, die sich bisher nicht so stark mit dem Thema Klimaschutz beschäftigen.