05.08.2022
Massenmigration ist klimafeindlich, Teil 3
Eine Kritik von Götz Warnke
Im ersten und im zweiten Teil dieser Serie haben wir gesehen, dass Massenmigration in unserem Kulturkreis durch die Errichtung der beton- und stahllastigen Infrastruktur zu erheblichen CO2-Emissionen und damit zu Klimaschäden führt. Prof. Sobek differenziert diese Gebäudeemissionen nochmals, indem er 55% der Emissionen der Errichtung, 40% dem Betrieb und Unterhalt, sowie 5% dem Abbruch zuweist. Diese Emissionen sind deutlich größer als das, was die Transportenergie für die Massenmigration emittiert. Und doch gibt es zwischen den verschiedenen Formen der Massenmigration auch Unterschiede.
Zuwanderung
Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen: Zuwanderung belastet das Klima. Denn ein Zuzug von hunderttausenden Menschen führt zu mehr Baumaßnahmen, wie wir es schon bei der Binnenmigration/Verstädterung in Teil 2 gesehen haben. Darauf verwies schon 2015 im Zuge der Migration aus Syrien der Ökonom Prof. Andreas Löschel, Vorsitzender der Expertenkommission zur Überwachung der Energiewende. Die schon damals schwächelnde Umsetzung der deutschen Klimaziele würde durch weitere Emissionen auf Grund der Flüchtlinge zusätzlich belastet. In etwa kann man sagen: „Eine Million Einwohner mehr erhöhen die CO2-Emissionen bis 2030 im Schnitt um 6,4 Millionen Tonnen pro Jahr.“ In der Tat haben sich die Treibhausgasemissionen, insbesondere das von der Bauindustrie emittierte CO2, nach 2015 nicht im erforderlichen Maß verringert. Ohne Coronakrise, die neben der Industrie und dem Welthandel auch die Migration weitgehend zum Erliegen brachte, sähen die Klimagasreduktionen heute noch schlechter aus.
Worin unterscheidet sich nun die Zuwanderung von der Binnenwanderung/Verstädterung? Die Zuwanderung geschieht häufig in Wellen, die nicht nur jahreszeitlich bedingt sind („Mittelmeerroute“ im Sommerhalbjahr), sondern auch von äußeren Faktoren angestoßen werden – seien es Push-Faktoren wie der russische Angriff auf die Ukraine oder Pull-Faktoren wie die weißrussische Reiseorganisation an die polnische Grenze.
Gerade größere Zuwanderungsereignisse wie die Flüchtlingswelle aus Syrien führen dazu, dass meist doppelt gebaut werden muss, zumal wenn die Menschen auf Dauer bleiben wollen: primär schnell errichtete Aufnahmeunterkünfte und dann anschließend der reguläre Wohnungs- und Infrastrukturneubau mit den in Deutschland durchschnittlichen 490 Tonnen Material, 12 Parkplätzen etc.
Das führt zwar nicht zu einer Verdoppelung der CO2-Emissionen, da die Aufnahmeunterkünfte einfacher gebaut werden, aber es erhöht die Emissionen doch deutlich. Dazu kommen weitere Effekte: da es den Baubehörden in der Kürze der Zeit nicht möglich ist, mit der Errichtung neuer Infrastrukturen neue vorläufige Unterbringungen an der Peripherie der Metropolen zu erschließen, müssen innerstädtische Gebiete dafür genutzt werden. Bei diesen handelt es sich z.T. auch um „grüne Lungen“, deren Bäume für die Bebauung gefällt werden. Das treibt nicht nur Bürger z.B. in Hamburg oder Berlin auf die Barrikaden, es erhöht auch generell den CO2-Fußabdruck der Migration.
Schließlich hat es einen Klimaeffekt, wo die Menschen auf diesem Planeten leben. Wenn z.B. Millionen Menschen aus dem globalen Süden in den Norden kommen, wo sie dann – leider meist immer noch fossile – Heizenergie benötigen, die sie vorher wegen des wärmeren heimischen Klimas nicht brauchten, stellt allein das eine zusätzliche Belastung der globalen Klimagas-Emissionen dar.
Insofern ist die Zuwanderung nochmals deutlich klimafeindlicher als die hochproblematische und daher einzuschränkende Binnenmigration.
Leider gibt es für dieses Thema gerade in Deutschland, das ein Hauptziel der transkontinentalen Migration ist, kaum hinreichende Daten und offene Diskussionen. Das hat seinen Grund: denn während klassische Einwanderungsdemokratien wie Australien, Kanada und Neuseeland sich die Migranten, die kommen dürfen, nach den eigenen gesellschaftlichen Bedürfnissen aussuchen, und andere Staaten wie z.B. Dänemark oder Großbritannien hier einen eher nüchtern-restriktiven Kurs fahren, ist Migration in Deutschland ein ideologisch vermintes Gelände. Während rechte und rechtsradikale Spießer und Fremdenfeinde die Migration als Bedrohung, ja als Angriff auf ihre gewohnte Welt fürchten, sehen grüne und linke Open-Border-Fans die Migranten quasi als Vorboten einer besseren Welt. Bei beiden Richtungen geht es neben der Ideologie auch um ein Stück eigene Identität, um die Selbstdarstellung etwa als wehrhaft-traditionsbewusster Mensch oder als weltoffen-humanitärer Mensch. Da spielt Klimaschutz dann keine Rolle mehr, auch wenn gerade Grüne und Linke von hier angekommenen Flüchtlingen gern unzutreffend als „Klimaflüchtlinge“ reden. Wir Deutsche müssen künftig wie in den o.a. Staaten zu einer rationaleren Betrachtung des Themas kommen.
Eine Open-Border-Welt, in der jeder dorthin wandert, wo es ihm (wirtschaftlich) am besten gefällt, wäre wahrscheinlich das Ende der Menschheit in einer Klimakatastrophe; Massenmigration in einer vollen Welt ist, anders als zu Völkerwanderungszeiten, nicht klimakompatibel.
Abgesehen vom im Grundgesetz verankerten Asylrecht und der verbindlichen UN-Flüchtlingskonvention, die erhalten werden müssen, sollte die Zuwanderung wie alle Formen der Massenmigration aus Klimaschutzgründen künftig stärker unterbunden werden. In berechtigten Fällen ist daher Abschiebung besser als Aufnahme, die viel geschmähte „Festung Europa“ besser als „Open Borders“ – wenn die Festung wirklich eine Festung ist, und nicht z.B. die Fischgründe anderer Kontinente plündert. Pull-Faktoren wie die von einigen hierzulande geforderte Aufnahme der „Geflüchteten“ an der Grenze von Belarus – immerhin Menschen, die keine Probleme hatten, durch die Passkontrolle ihres Heimatlandes zu gehen, in dem sie doch angeblich verfolgt wurden, und sich anschließend von ihrer Regierung aus Belarus zurückholen ließen – sollten aus Klimaschutzgründen besser unterbleiben. Denn eine aufgeklärte Humanität zeigt sich nicht in der Nächstenliebe, mit der man öffentlichkeitswirksam unterschiedslos demjenigen hilft, der gerade vor der eigenen Tür steht, sondern in der Fernstenliebe, mit der man auch die Grundbedürfnisse der Menschen am anderen Ende der Welt berücksichtigt, die einem nie danken werden.
1. Teil
2. Teil
3. Teil