05.02.2021
E-Auto-Ausblick 2021
Ein Überblick von Götz Warnke
2020 war für die deutschen Autokäufer und ihre Nachfrage nach E-Autos ein besonderes Jahr: durch den erhöhten staatlichen Kaufzuschuss und die wachsende Vielfalt an verfügbaren Fahrzeugen wuchs der Anteil von E-Autos bei den Neuwagen auf fast 15% – jedes 7. neue Auto hatte einen E-Motor. Auf den Gesamtfahrzeugbestand gesehen, sind die E-Auto-Mengen zwar immer noch gering, aber ihre Wachstumskurve ist beeindruckend.
2020 war auch für die Autoindustrie ein besonderes Jahr: Neben der Corona-Pandemie wurden die Hersteller auch von der Nachfrage nach E-Autos überrascht, so dass es zu Lieferengpässen kam und noch kommt. Zudem führen die CO2-Flottengrenzwerte der EU dazu, dass für deren Nichteinhaltung in 2020 Strafzahlungen fällig werden, was die Konzerne bei ihrer Umstellung auf E-Mobilität finanziell zusätzlich belastet.
Schauen wir uns also an, was an E-Autos in 2021 neu auf den Markt kommt, und die alte Fahrzeugwelt mit ihren Problemen hinter sich lässt:
Aiways: Der kompakte SUV Aiways U5 steht schon überall bei seinem Vertriebspartner, dem Elektronik-Händler Euronics und demonstriert damit die geringe Reparaturanfälligkeit von E-Autos. Das Fahrzeug ist mit ca. 1.700 kg relativ leicht, hat einen 63 kWh-Akku und kommt damit nach WLTP auf 400 km Reichweite. Der U5 ist sozusagen die Vorhut der chinesischen E-Auto-Offensive in Europa.
Audi: Die Ingolstädter bringen neben dem Allerwelts-SUV Audi Q4 e-tron jetzt im Februar auch das 4-türige Sport-Coupe Audi e-tron GT wohl für knapp unter 100.000 € auf den Markt – eine klare Ansage an den Porsche Taycan und die sonstige Konkurrenz in der Oberklasse.
BMW: Die Münchner gehen dieses Jahr in die Elektro-Offensive: Neben dem in China gebauten BMW iX3, einem – gähn – SUV, kommen im Luxussegment das 4-türige "Gran Coupe" und der SUV iX. Vor allem deren riesige, nierenförmige Kühlergrills haben im Netz viel Kritik und Spott auf sich gezogen. Klar, solche „Grabsteine“ sind schließlich bei E-Autos völlig überflüssig.
Citroën: Der neue, zweisitzige Kleinstwagen Ami hat zwar 4 Räder, lässt sich aber mit Rollerführschein ab 16 Jahren fahren. Das nur 2,41 m lange Stadtfahrzeug ist quasi an der senkrechten Mittelachse der Fahrzeugseite gespiegelt. Dadurch sind die meisten Front- und Heckteile der Karosserie gleich, was die Produktion stark verbilligt. Nur so kann der Preis von rund 7.000 € gehalten werden.
Cupra: Die sportliche SEAT-Untermarke schickt mit dem El Born ein E-Auto auf der gleichen MEB-Plattform und von ähnlicher Größe wie der VW ID.3 in den Markt.
Dacia: Renaults Billigmarke präsentiert den Spring Electric – das erste E-Auto des Herstellers. Wie stets bei Dacia ist es ein einfaches Auto, das mit seinem 33 kW-Motor und dem 27,4 kWh-Akku eine realistische Reichweite von 190 bis 200 km hat (WLTP: ca. 225 km). Dafür dürfte es nach Abzug der Förderung auch nur rund 10.000 € kosten.
e.GO mobile: Nach der Insolvenz im vergangenen Jahr wollen die Aachener 2021 wieder durchstarten und ihren e.GO Life an die Kunden bringen. Leichter wird das nicht, denn die Konkurrenz im Stadtwagen-Segment dürfte mit dem Citroën Ami, dem Dacia Spring und dem Microlino stärker werden.
Evum Motors: Das Startup, eine Ausgründung der TU München, wurde mit seinem kleinen E-Lastesel aCar letztes Jahr ein Corona-Opfer. Doch dieses Jahr sollen die ersten 500 in einem Werk in Bayerbach vom Fließband laufen. Wir werden ihn dann auf Straßen, Parkwegen und Feldern treffen.
Ioniq: Die neue Elektro-Submarke vom Hyundai-Konzern bringt den Ioniq 5, einen kompakten Crossover. Es ist das erste Fahrzeug auf der neuen, konzerneigenen Elektroplattform E-GMP (Electric-Global Modular Platform), und soll ein 800-Volt-System sowie eine Reichweite von ca. 450 km haben.
Lightyear: Das Solarauto aus den Niederlanden soll Ende diesen Jahres auf den Markt kommen; es kann schon jetzt reserviert werden. Allerdings sollte man den Preis von 150.000 € bezahlen können. Dennoch bleibt es ein faszinierendes E-Auto, und wird – wenn alles klappt – der Konkurrenz mindestens ein Lichtjahr voraus sein.
Lucid: Das US-Startup möchte mit seinem Lucid Air dem Tesla Modell S Konkurrenz machen. Obgleich die Produktion der Luxusfahrzeuge noch nicht angelaufen ist, möchte man schon Ende diesen Jahres nach Europa liefern. „Schaun mer mal …“
Mercedes: Schon im vergangenen Jahr war er erwartet, der EQA, das erste Kompakt-E-Auto aus Untertürkheim. Doch auch am anderen Ende der Preisklassen gibt es dieses Jahr Neuigkeiten: den Mercedes EQS, der sich bisher noch in Tarnkleidung hüllt. Doch die bereits vorgestellte, fahrbare Designstudie zeigt die Tendenz zu Stromlinie und Eleganz bei dieser Luxuslimousine – eine optische Erholung von der SUV-Seuche.
Micro Mobility: Das Schweizer Unternehmen möchte noch in diesem Jahr trotz Corona mit dem Microlino starten. Der optisch der Isetta nachempfundene Zweisitzer hat einen E-Motor mit nur 11 kW, eine maximale Reichweite von 200 km, und soll nur 12.000 € in der Basisversion kosten. Auf der Website ist er vorbestellbar.
Nissan: Obgleich der Ariya bereits im letzten Jahr kommen sollte, wird man wohl auch in diesem Jahr bis zum Spätherbst warten müssen. Das vom Styling her an den optisch verunglückten Verbrenner Nissan Juke erinnernde SUV soll die Fahrzeug-Palette oberhalb des Nissan Leaf ergänzen.
Opel: Die Rüsselsheimer haben den Fehler vieler Autoproduzenten vom vergangenen Jahr wiederholt, frisch vorgestellte Fahrzeuge nicht in hinreichender Anzahl liefern zu können – so jetzt beim Klein-SUV Mocca-e. Ob die Mehrheit der Kunden bereit ist, statt dessen auf einen Corsa-e umzusteigen, darf bezweifelt werden.
Porsche: Die Zuffenhausener schicken wohl zur Jahresmitte den Taycan Cross Turismo zu ihren Kunden. Der in dieser Preisklasse (> 110.000 €) ungewöhnliche Kombi bietet mehr Stauraum und mit ca. 560 kW noch viel mehr Leistung. Wer also seinem IKEA-Schrank mal zeigen will, wie man an der Ampel einen Bentley „versägt“ ...
Renault: Die Franzosen haben zwar einiges an E-Autos in der Pipeline – wie z.B. einen Elektro-R5 – , aber davon wird man 2021 noch nichts sehen. Doch zum Jahresende steht wohl die elektrische Version des neuen, verbesserten Hochdachkombis Renault Kangoo ins Haus.
Skoda: Mit dem Enyaq bringen die Tschechen einen „Konkurrenten“ zum VW ID.4 heraus; zudem ist es das erste Auto von Skoda auf der MEB-Basis. Der Enyaq ist geringfügig länger, am Heck kompakter und hat einen etwas größeren Kofferraum. Zudem ist es günstiger als der ID.4, aber auch weniger elegant und mehr SUVmäßig.
Sony: Bereits am 14.02.2020 hatten die DGS-News im E-Auto-Ausblick von Plänen des japanischen Elektronik-Konzerns berichtet, mit dem Vision S eine E-Limousine als Konkurrenz zum Tesla S zu bauen. Jetzt tauchen Videos und Fotos aus Österreich auf – der Autozulieferer Magna-Steyr wurde schon damals genannt – die eine Serienproduktion des Vision S wahrscheinlich werden lassen. Wie hieß es doch früher in der Werbung der Japaner: „It's not a Trick - it's a SONY“
Tesla: Das lange erwartete Model Y, ein kleines SUV auf der gleichen Basis wie der Tesla 3, kommt in diesem Sommer nach Deutschland und ist schon bestellbar. Das Fahrzeug soll auch in der neuen Fabrik in Grünheide produziert werden. Die stark überarbeiteten Oberklasse-Fahrzeuge, die Limousine Model S und das SUV Model X erhalten in der „Plaid“-Version drei E-Motoren. Das Model S Plaid+ wird wohl mit über 1.000 PS ca. 320 km/h Spitzengeschwindigkeit eines der schnellsten Serienautos der Welt.
Toyota: Der derzeit größte Autobauer der Welt schickt sein Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeug Mirai in zweiter, überarbeiteter Generation ins Rennen um die Käufergunst. Während Mirai 1 mit seinem ungewöhnlichen Styling noch ein Statement für nicht-fossile Antriebe war, wirkt der Mirai 2 eher konventionell mit seiner überlangen Motorhaube. So oder so, er dürfte eine Randerscheinung im Straßenverkehr bleiben.
VW: Während der ID.3 seit letztem Spätsommer munter verkauft wird, steht der Kompakt-SUV ID.4 quasi mit der Hand an der Türklinke: Er ist zwar da, kommt aber nicht in großen Stückzahlen auf den Markt, während er zugleich „auf Halde produziert“ wird. Sollte es sich auch hier, wie im letzten Jahr beim ID.3, um ein Software-Problem handeln?
Xpeng: Der chinesische Hersteller hat seinen erstaunlich stromlinienförmigen und eleganten Kompakt-SUV G3 bereits Ende letzten Jahres in Norwegen auf den Markt gebracht. Dass Xpeng von dort aus Europa "erobern" will, ist kein Geheimnis. Gut möglich, dass wir den G3 in diesem Jahr noch in Deutschland sehen.