04.12.2020
Sayonara nuclear power?
Ein Bericht von Tatiana Abarzúa
Wie Reuters Ende November berichtete, erhielt das Unternehmen Tohoku Electric Power Co. eine Genehmigung für die Wiederinbetriebnahme eines Reaktors im Atomkraftwerk (AKW) Onagawa. Tōhoku bedeutet auf Japanisch "Nordosten", und ist der Name einer Region im Norden von Honshū, der größten Insel Japans. Das Versorgungsgebiet von Tohoku Electric sind die regionalen Präfekturen (Akita, Aomori, Fukushima, Iwate, Miyagi und Yamagata) sowie die Präfektur Niigata in der Region Chūbu. In Tōhoku betreibt das Unternehmen die Siedewasserreaktoren Onagawa, 70 km nordöstlich der Stadt Sendai (Präfektur Miyagi), und Higashidori, (Präfektur Aomori).
Erdbeben und Tsunami 2011
In der Küstenregion im Nordosten ereignete sich die Nuklearkatastrophe im März 2011, das durch ein Erdbeben der Stärke 9,0 auf der Richterskala und einem nachfolgenden Tsunami zu Kernschmelzen im AKW Fukushima Daiichi führte. Dabei wurde auch das Untergeschoss des zweiten Reaktors im AKW Onagawa stark erschüttert und überflutet. Onagawa liegt näher am damaligen Epizentrum und die Tsunamiwelle war ein Meter höher als in Fukushima. Vier externe Stromleitungen wurden zerstört, die verbleibende fünfte lieferte jedoch ausreichend Strom um eine Kaltabschaltung durchzuführen (cold shutdown). Da damals Radioaktivitätswerte über dem Grenzwert gemessen wurden, hatten die japanischen Behörden die niedrigste Stufe des nuklearen Notfalls ausgerufen. Tohoku Electric baut eine 29 Meter hohe Schutzmauer, um eventuelle ähnliche Ereignisse abzuwehren. Diese ist eine der Sicherheitsmaßnahmen, die die Betreiberfirma umsetzt.
Onagawa-1 und Onagawa-3
Im Juli 2019 reichte der Betreiber bei der Aufsichtsbehörde ein Gesuch zur Genehmigung des Stilllegungsplans für Onagawa-1 ein, und plant die Anlage bis 2054 zurückzubauen. Block 3 des AKW wurde direkt am 11. März 2011 stillgelegt. Nach Angaben des Nuklearforums Schweiz plant der Betreiber jedoch für diesen Reaktor bei der Regulierungs- und Überwachungsbehörde (Nuclear Regulation Authority, NRA) einen Antrag auf Wiederinbetriebnahme zu stellen.
Onagawa-2: Zustimmung der Behörden für Wiederinbetriebnahme
Eine Sicherheitsbewertung von Onagawa-2 hatte das Unternehmen bereits im Dezember 2013 beantragt, um zu überprüfen, ob die im Werk angewendeten Maßnahmen den neuen Sicherheitsstandards entsprechen. Die NRA genehmigte im November 2019 einen Entwurf des Überprüfungsdokuments und schloss die Sicherheitsüberprüfung im Februar ab. Mitte November stimmte Murai Yoshihiro, Gouverneur der Präfektur Miyagi, der Wiederinbetriebnahme von Onagawa-2 zu. Zuvor hatten die Bürgermeister der Städte Onagawa und Ishinomaki zugestimmt. Onagawa-2 ist somit "der erste Reaktor, der die endgültige Genehmigung zur Wiederinbetriebnahme mit Zustimmung der lokalen Behörden erhalten hat." Zwei weitere Reaktoren - Tōkai-2 von Japan Atomic Power Co. in der Präfektur Ibaraki und Kashiwazaki-Kariwa von Tepco in in der Präfektur Niigata - haben ebenfalls die neuen Sicherheitsstandards erfüllt und eine Genehmigung der Aufsichtsbehörde erhalten. Die Betreiber müssen jedoch noch die Zustimmung der örtlichen Behörden einholen.
Bis zur Katastrophe von Fukushima waren in Japan 54 Atomkraftwerke am Netz. Bislang sind neun Reaktor-Einheiten in fünf Anlagen des Landes nach behördlicher und lokaler Genehmigung wieder angelaufen.