04.12.2020
Die Ladeinfrastruktur blüht auf – nur wann?
Bericht über Pressekonferenz von Heinz Wraneschitz
Wenn gleich zwei Minister zu einer Pressekonferenz laden – dann fängt diese erst einmal verspätet an. Weil die Journalist*innenrunde aber pünktlich aufhören muss, kommt der Inhalt normalerweise zu kurz. Das war auch am Donnerstag so, als die Herren der Deutschen Elektromobilität nach Online eingeladen hatten, um über ihr vorausgegangenes „Spitzengespräch zur Ladeinfrastruktur“ zu informieren.
Was Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, und Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur zu verkünden hatten, waren natürlich nur Erfolgsgeschichten.
Altmaier stellte eine zeitige „Novelle der Ladesäulenverordnung“ in Aussicht. Darin werde auch geregelt, wie „ein einheitliches Bezahlsystem, nutzerfreundlich, grenzüberschreitend, nicht nur Internet-Nerds, auch Ältere müssen unbürokratisch bezahlen können“ aussehen wird. Und der Energieminister versprach: Er werde die „Leistungsfähigkeit von Stromnetz und Ladesäulen in Einklang bringen“. Auf die Nachfrage eines Agenturkollegen, wann genau das passieren werde, antwortete Altmaier ausweichend: „Pünktlich.“ Na denn.
Scheuer warf nur so mit Tausendern, Millionen und Milliarden um sich. 34.000 Anträge auf private Ladesäulen seien nach gerade mal einer Woche Antragsmöglichkeit bereits eingegangen. 500.000 E-Fahrzeuge seien bereits auf Deutschlands Straßen unterwegs. Das Ziel 10 Mio. E-Mobile sei zu erreichen, dank vier Mrd. Euro Förderung für jene privaten Ladepunkte. „Ab Frühjahr 2021“ werde die „gewerbliche Ladeinfrastruktur mit weiteren 350 Mio. Euro gefördert“. Und dann brachte er auch noch die „nationale Wasserstoffstrategie“ ins Spiel, die „mit neun Mrd. Euro einen Schub für Industrie, aber auch für Verbraucher bedeuten wird“.
Doch das alles wollen die beiden E-Mobil-Anschieber „gemeinsam mit Industrie und Verbänden schultern“, hieß es. Denn beim „Gipfel“ dabei waren laut Peter Altmaier „die Energieverbände BDEW, VKU, große Energieerzeuger, Unternehmen die in dem Bereich tätig sind, und erstmals der Autoherstellerverband VDA“. Da stören offenbar diejenigen, die dafür sorgen, dass bereits heute jene 500.000 und später einmal 10 Mio. E-Autos mit wenig Krach und ohne Gestank über Deutschlands Straßen fahren. Auf unsere konkrete Frage, warum die E-Mobilist*innen nicht am Tisch sitzen, antwortete Andreas Scheuer großherrschaftlich: „Wir haben in den nächsten Jahren noch viele Bürgerdialoge, da können sich Nutzer beteiligen. Wir selber sind jeden Tag im Bürgerdialog. Aber das war ein Experten- und Verbandsgespräch.“
Ach ja, ganz neu: „Es gibt im Verkehrsministerium nun einen Herrn Palluth, der dafür zuständig ist.“ Diese Information kam vom Energieminister. Der kündigte auch noch an: „Vor der Sommerpause 2021 wird Bilanz gezogen und die Zukunft besprochen.“ Was genau bilanziert werden soll, blieb offen.
PS: Zeitnah sollten sowohl die Audio- als auch die Videodatei der Pressekonferenz online verfügbar sein. Zwei Stunden danach jedenfalls war weder die eine noch die andere Variante verfügbar. Aber testen Sie selbst:
- www.bmwi.de/Redaktion/DE/Audios/20201203-pk-ladeinfrastruktur.html
- www.bmwi.de/Redaktion/DE/Videos/2020/20201203-PK-Ladeinfrastruktur/20201203-pk-ladeinfrastruktur.html