04.10.2024
Der NutzwasserRebell, Teil 1
Ein Bericht von Götz Warnke
Wasser ist vieles: direktes Lebensmittel, indirektes Lebensmittel beim Anbau von Feldfrüchten, Kühlung – wie sie jeden Sommer Millionen Badende suchen –, Transportweg, Teil der Erneuerbaren Energien bei Wasserkraft und Bioenergie, und, und, und. Wasser ist die Basis für das Leben, unser Überleben, auf diesem „Blauen Planeten“, dessen Oberfläche zu 70 Prozent aus vornehmlich Salzwasser besteht. Doch diese Grundlage ist zunehmend bedroht.
Die Klimakrise mit der zunehmenden Erderhitzung, die mehr Wasser verdunstet und es nicht unbedingt da wieder abregnen lässt, wo es gebraucht wird. Die Zunahme von Dürresommern wie 2018 und danach ist die Folge, aber auch Starkregenereignisse, die große Wassermengen schnell durch die Flüsse in die Ozeane spülen.
Der Bergbau, der selbst bei still gelegten Gruben viel Sickerwasser verschmutzt und für das Füllen der riesigen, alten Braunkohle-Tagebaue endlose Mengen an Wasser benötigt, das bei den steigenden Temperaturen immer schneller verdunstet.
Die Industrie und insbesondere die fossilen und atomaren Dampfkraftwerke der konventionellen Energiewirtschaft, welche rund 40 Prozent des Wasserbedarfs in der EU mit Beschlag belegen. Sie verdunsten nicht nur große Wassermengen, sondern sie erhitzen und verschmutzen Gewässer weit darüber hinaus.
Gewerbe und Landwirtschaft verschmutzen je unterschiedlich Gewässer durch Plastik, Düngemittel und weitere Stoffe.
Auch neue Konzepte wie eine „Wasserstoffwirtschaft“ benötigen nicht nur riesige Mengen an Wasser – Bosch rechnet für 2050 mit 4 Kubikkilometern pro Jahr – , sondern vom hergestellten Wasserstoff werden auf Grund der unvermeidlichen Gasverluste (Schlupf) erhebliche H2-Mengen in den Weltraum entweichen und nicht mehr für die Wasserbildung zur Verfügung stehen.
Die kommunalen und staatlichen Gegenmaßnahmen zur Eindämmung dieser Bedrohungen sind hingegen nur ungenügend.
Auch wenn wir im Vergleich zu manchen anderen Ländern Europas und insbesondere denen des „Globalen Südens“ gut dastehen, so gibt in Deutschland trotz der Aufrüstung der Kläranlagen immer mehr Probleme z.B. mit dem Trinkwasser. Neben lokalen, oft biologischen Verunreinigungen finden sich inzwischen auch Mikroplastik und sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS) im Trinkwasser.
Dazu kommt, dass trotz der zunehmenden Trockenheit im Sommerhalbjahr viele deutsche Behörden nicht einmal wissen, welche Mengen die Landwirtschaft tatsächlich fördert – kontrolliert wird kaum. Zwar entwickeln manche Bundesländer wie Niedersachsen einen „Masterplan Wasser“, doch viele Ideen dazu wie digitale Wasserzähler oder dynamische Preise wirken angesichts der Schwere der Probleme eher hilflos.
Angesichts dieser Situation braucht es den NutzwasserRebell, den mündigen Bürger, der zumindest für sich und seine nächste Umgebung die Probleme so weit wie möglich löst. Selbstverständlich ist nicht für jeden alles möglich; die individuellen Möglichkeiten ergeben sich aus der jeweiligen Region, der eigenen Immobilie, den technischen sowie handwerklichen Fähigkeiten und dem eigenen Geldbeutel. Doch es ist sehr viel mehr möglich als heute gemacht wird. Das zeigt das Beispiel der Energierevolution mit den Balkonkraftwerken. Das Entscheidende ist dabei das Wissen um die eigenen Möglichkeiten.
Wasser sichern
Insbesondere das Trinkwasser und seine gute Qualität ist ein wirklicher Engpass, weil ohne gutes Wasser ein Mensch nur für wenige Tage überleben kann.
Der einfachste Punkt für gutes Trinkwasser ist die Entfernung von Wasser aus über längere Zeit nicht benutzten Trinkwasserleitungen, weil letztere innerhalb des Hauses das darin stehende Wasser erwärmen und so seine Qualität herabsetzen können. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt daher, bei einer unbenutzten Trinkwasserleitung das Wasser so lange ablaufen zu lassen, bis es wieder kühl ist. Generell gilt das Leitungswasser allerdings weiterhin als unbedenklich.
Schwieriger ist es bei den Fluorchemie der PFAS. Die einfachste Methode ist der Einsatz von Aktivkohlefilter, die allerdings nicht alle Einträge diese Ewigkeits-Chemikalien aus dem Wasser filtern können. Auch andere technische Lösungen wie z.B. die Wasserhahn-Filter-Kombination Grohe Blue Home Wassersystem dürften hier kaum auf das Entfernen von 100 Prozent der PFAS kommen. Die Nachweismengen dieser PFAS im Trinkwasser finden sich in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen; in anderen Bundesländern sind sie – noch – minimal.
Mindestens ebenso schwierig ist das Herausfiltern von Mikroplastik aus dem Trinkwasser. Wasserwerke oder auch Kläranlagen können zwar mit einer 4. Reinigungsstufe einen Teil des Mikroplastiks aus dem Wasser filtern, aber leider nicht alles. Und der Privatmensch als NutzwasserRebell hatte bisher keine Chance. Doch vor kurzem haben Wissenschaftler von Forschungsinstitutionen in Guangzhou/China ein neues, einfaches Verfahren vorgestellt: Durch Kochen von Leitungswasser mit einem hohen Calzium-Anteil – je höher, desto besser – bilden sich um die Mikroplastikteile Krusten aus Kalziumkarbonat (CaCO3), die die problematischen Plastikteile einschließen und so unschädlich machen.
Dieses Verfahren der Wasserreinigung wird unwissentlich schon lange bei Tee, Kaffee und dem Kochen von Nahrung beiläufig angewendet. Hier wie so oft gilt: die einfachsten Verfahren sind die besten.
Nächste Woche: Wasser sparen