04.05.2018
PV-Symposium 2018: Neue Verwirrung, kaum Innovation, wenig Innovations-Slam
Bei der diesjährigen Auflage des Photovoltaik-(PV-)Symposiums auf Kloster Banz des Photovoltaik-(PV-)Symposiums auf Kloster Banz sorgte ein Votum der Clearingstelle EEG für Ärger. Beim Kongress selbst war vieles neu, doch nicht alles fand Anklang. Eine Neuheit besonderer Art war am ersten Kongresstag bekanntgeworden, wenn auch nur zufällig: Die Clearingstelle EEG, eine privatrechtliche GmbH, die Aufgaben des Bundeswirtschaftsministeriums in dessen Auftrag ausführt, hatte den "Hinweis zum Verfahren 2017/22" versehentlich zu früh ins Netz gestellt.
Das zumindest erklärte Clearingstellen-Mitarbeiter Martin Winkler auf Kloster Banz selbst. Warum der Hinweis das Datum "27. März 2018" trägt, also einen Monat zurück, ließ Winkler offen.
In dem Verfahren 2017/22 ging es um "die Berechnung der 750-kWp-Grenze in § 22 Abs. 3 Satz 2 EEG 2017 von Solaranlagen": Sind Anlagen größer geplant, müssen sich Betreiber in Ausschreibungen um deren Bau bewerben. Die Clearingstelle selbst hatte 2017/22 eingeleitet. Wegen "abstrakt-genereller Auslegungs- und Anwendungsfragen, für deren Beantwortung der Clearingstelle die Durchführung eines Empfehlungsverfahrens nicht geboten erscheint", steht im "Hinweis" zu lesen. Der Grund dafür: "In der Praxis herrsche große Unsicherheit."
Doch die Unsicherheit scheint nach dem Hinweis eher größer. "Es tut mir leid, dass wir noch mehr Fragen aufgeworfen haben", entschuldigte sich Winkler bei den Tagungsteilnehmern. Denn dank der - aus seiner Sicht versehentlichen - Veröffentlichung hatte er sich den Fachleuten an einem im Programm stehenden "Expertentisch aktuelle Rechtsfragen zum EEG" persönlich zu stellen.
Karl-Heinz Remmers, ein Betroffener, monierte: "Der Anlagenbegriff ist jetzt nochmals anders, als er im Gesetz steht." Ein Zweiter fürchtete bereits: "Jetzt müssen die Netzbetreiber Vergütung zurückfordern." Doch was genau der "Hinweis 2017/22" für Folgen haben wird, war am Ende des Expertentischs noch verschwommener als zuvor. Denn "was der Gesetzgeber im EEG2017 wirklich will", das haben die Mitarbeiter der Clearingstelle vor der Hinweis-Verkündung offenbar gar nicht im Bundestag nachgefragt, sondern selbst festgelegt.
Innovations-Slam fehlen Innovationen
Wer vor wenigen Wochen den "Einstein-Slam" beim frühjährlichen Physikerkongress in Erlangen miterlebte, konnte hoffen: Der angekündigte "Innovation Slam" würde dem Innovationspreis des altehrwürdigen PV-Symposiums hinter den CSU-Klostermauern eine willkommene Blutauffrischung verordnen.
Doch der neue Veranstalter Conexio - er hatte vom insolventen Otti e.V. das Symposium und Teile des Personals übernommen - erlebte einen ziemlichen Reinfall. Gut: Es war zu erwarten, dass weniger auszeichnungswürdige Innovationen für den Preis infrage kommen würden als in der Vergangenheit. Schließlich verloren sich nur gut anderthalb Dutzend Aussteller in den langen Gängen der Hanns-Seidel-Stiftungs-Bildungsstätte. In Solar-Hoch-Zeiten Anfang dieses Jahrzehnts hatte die Ausstellerzahl auch schon mal ein Vielfaches betragen. Bislang suchte eine Jury auf den Ständen nach potenziellen Preisträger-Innovationen. Aus dieser Auswahl denen wurden dann die jeweiligen Sieger gekürt.
Warum aber beim "Slam" gerade mal zwei Unternehmen ihre Innovationen präsentierten und sich um den Preis des Inno-Besten bemühten? Einen möglichen Grund nannte hinterher der Sieger. Steffen Lindemann, Geschäftsführer der Valentin Software GmbH aus Berlin, gab nämlich zu: "Die Vorbereitung war sehr aufwändig." Gut möglich, dass andere diesen Aufwand scheuten.
Die bessere Show als Valentin hatte auf jeden Fall die Zweitplatzierte Suncycle GmbH geboten. Deren zwei Slammer wechselten sich bei der Präsentation der neuen Anlagen-Service-App ab: Während der eine redete, machte der andere zum Beispiel Fotos, die später in der automatisch generierten Dokumentation bereits eingebaut waren. "Ich kann nichts vergessen beim Service, der lästige Papierkram fällt aus, und ich brauche hinterher mein Geschmiere nicht zu entziffern", plauderten die beiden aus dem Nähkästchen von Servicemonteuren. Sogar die Rechnung solle die App am Ende gleich mit produzieren, war aus der Präsentation herauszuhören.
Trotz ihrer App bekamen die beiden weniger lauten Applaus des Publikums ab als der zweite Preis-Bewerber. "Stundenwerte sind langweilig, Minutenwerte sind interessant", nannte Steffen Lindemann einen Grund, warum die Valentin-Software PV*sol premium 2018 innovativer sei, als das Suncycle-Protokoll.
PV*sol berechnet alles Mögliche rund um Solarstrom-Anlagen, zum Beispiel dreidimensionale Ansichten von Gebäuden aus nur zwei Fotos. Aber das neu aktualisierte Programm der 30 Jahre alten Firma Valentin kann selbst Drohnenaufnahmen verwerten: Dann schaut das Bildschirm-Ergebnis viel natürlicher aus, wie Lindemann zeigte. Das könne jeder auch auf dem firmeneigenen YouTube-Kanal selbst überprüfen. "Wir finden das innovativ, es schaut einfach geil aus, und viele unserer Kunden nutzen es schon", lobte der Geschäftsführer sich und seine Firma.
Der lautere Applaus gab ihm offensichtlich recht. Weshalb Preismoderator Klaus Preiser (sic!) feststellen musste: "Es tut mir leid für Euch von Suncycle: Valentin hat den Neuheitenpreis gewonnen!"