02.02.2018
Das Menschenrecht auf Nutzung der Sonne
Jeder Mensch ein unveräußerliches Recht darauf hat, die Sonne und ihre Energie frei zu nutzen. Die DGS hatte das Thema schon seit längerem diskutiert. Genauso wie jeder Mensch seine Wäsche in die Sonne hängen kann, steht ihm auch das Recht zu, ein PV-Modul oder einen Solarkollektor in die Sonne zu stellen. Die Solarbewegung hatte dies so grundsätzlich bislang nicht postuliert, auch wenn viele Menschen weltweit dies als Selbstverständlichkeit erachten. In unserem Magazin SONNENENERGIE wie auch in den DGS-News hatten wir uns in den letzten zwei Jahren immer wieder damit befasst. Aktuell wurde das Thema im Zusammenhang mit dem Balkonkraftwerk, das wir nicht zufällig als DGS SolarRebell bezeichnen. Anfangs lief das Projekt ja sogar unter der Überschrift „Guerilla PV“, bis sich die Erkenntnis durchsetzte, hier handelt es sich um ein demokratische Recht, für das man keinen Guerillakampf führen braucht, sondern es offen und selbstbewusst einfordern und in Anspruch nehmen muss. Eigentlich sollte die Anerkennung dieses Rechts in einem demokratischen Staat eine Selbstverständlichkeit darstellen.
Dass nicht alle diese Selbstverständlichkeit von Anfang an teilen wollten, zeigten gerade die Debatten um den SolarRebell, vom dem, ausgehend von einem Hintergrundpapier des BDEW, immer mal wieder behauptet wurde, er sei "halblegal". Peinlich genug, dass selbst anerkannte Presseorgane sich lieber des „copy & paste“ bedienten, anstatt der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Diese Auseinandersetzungen haben aber auch dazu geführt, dass in den Reihen der DGS Klarheit darüber entstand, dass kein Bürger sich hierzulande das demokratische Recht auf Nutzung der Sonnenenergie streitig machen lassen darf. Was für die Wäsche auf der Leine gilt, gilt eben auch für die solare Wärme und den Solarstrom. Wobei wir Windenergie und Bioenergie hier subsumieren, sind ja auch Kinder der Sonne. Inzwischen ist diese Diskussion auf andere Organisationen in der Solar- und Energiewendebewegung übergesprungen.
Nach Diskussionen beim sogenannten Runden Tisch EE, einem regelmäßigen Treffen von NGOs, bei dem neben der DGS Vertreter des Solarfördervereins (sfv), dem Bündnis Bürgerenergie (BBE) von Metropolsolar Rhein Neckar, von den Freunde von Prokon, der Energieliga Rheinisches Revier und andere teilnehmen, entstand ein Thesenpapier, das in der vergangenen Woche auf der Jahrestagung 2018 der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen und österreichischen Solarinitiativen (ABSI) in Erlangen vorgestellt, diskutiert und abgestimmt wurde. Diese Resolution hat drei kurze aber starke Aussagen und Forderungen:
- Die Sonne ist die Energiequelle für uns alle.
- Jeder hat das Recht die Sonne frei zu nutzen.
- Niemand darf bei der Ausübung dieses Rechts willkürlich beschränkt, behindert oder belastet werden.
Inzwischen machen diese Sätze unter dem Titel „Erlanger Solarmanifest“ die Runde, lösen Diskussionen aus und finden Zustimmung.
In diesen Diskussionen wird deutlich, dass die Energiewende nicht nur eine energie- und klimapolitische Aufgabe darstellt, die im Selbstlauf daher kommt, sondern dass die freie Nutzung der Sonne auch Teil des demokratischen Kampfes ist, den freie Bürger immer wieder führen müssen, wenn sie ihrer Freiheit nicht verlustig gehen wollen. Es ist kein Zufall, dass die politische Rechte in diesem Land Erneuerbare Energien und die Energiewende grundsätzlich ablehnt und angreift sowie offen für fossile und atomare Energien eintritt. Die bisherigen Erfolge der Erneuerbaren Energien sind im wesentlichen Erfolge der Bürgerenergie. Diese hat wirtschaftliche Interessen, aber auch Vorstellungen über Bürgerfreiheit. Diese zu verteidigen, auch gegenüber einer Regierung, die sich vor den Karren von Monopolisten spannen lässt, ist alles andere als banal. Das Verständnis, dass die Sonne nicht nur keine Rechnung stellt, sondern jedem Menschen auf diesem Planeten zur freien Verfügung steht, hilft dabei.
Klaus Oberzig
Ein Recht auf die Sonne (Hans-Josef Fell)
Erlanger Solarmanifest 2018 (ABSI: Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Solarinitiativen)