28.02.2020
Getec und Fessenheim
Ende Februar fand in Freiburg wieder die Messe „Gebäude.Energie.Technik (Getec)“ statt. Im Folgenden ein kurzer Rückblick auf die Themen und Neuheiten der Messe und ein Stück Energiewende, das ganz in der Nähe kurz danach stattgefunden hat.
Die Getec findet jährlich um diese Zeit in den Hallen der Messe Freiburg statt. Sie lockte in diesem Jahr rund 10.000 interessierte aus dem Rheintal und Schwarzwald, der Schweiz und Frankreich an. Über 200 Aussteller, mehr als 40 Vorträge, 5 Seminare und Messerundgänge lieferten Wissenswertes rund um das energieeffiziente Bauen und Sanieren. Mit eigenen Sonderbereichen waren die Themen Stromspeicher, Eigenstromnutzung, Elektromobilität und Mini-BHKW präsent.
Dass die Sanierung von Heizungen auch ohne Eigenkapital funktioniert, zeigte der regionale Energieversorger Badenova, der ein Mietmodell für eine Heizung (monatliche Mietkosten ab 79 Euro bei 6.000 Euro Investitionssumme) anbietet. Die Hersteller von Heizsystemen auf der Messe warben intensiv mit den lukrativen Fördermitteln, die seit Jahresbeginn für Heizungsaustausch erhältlich sind. So kann bei einer Altbausanierung, bei der der alte Ölkessel gegen eine Solarthermie/Biomasse-Heizung ausgetauscht wird, ein Betrag von bis zu 22.500 Euro als Förderung eingerechnet werden.
Die Heizungssanierung stand auch im Fokus des „Marktplatz Energieberatung“ in Halle 2: Verschiedene Energieberater des Marktplatzes bestätigten gegenüber der DGS, dass die Nachfrage nach Fördermitteln von KfW und BAFA deutlich angestiegen ist. Technisch lagen die Schwerpunkte der Beratung beim Heizungstausch, dem Neubau im KfW-Standard und der Solarthermie, sowie bei der Barrierefreiheit des Bauens. „Das Thema Heizungsaustausch wurde neben Komplettsanierung und Einzelmaßnahmen hauptsächlich angesprochen“, so Joachim Gross vom Ingenieurbüro Energieexperten Südwest Gross & Herbrechtsmeier. Auch das Thema Wärmepumpe und Photovoltaik wurden nachgefragt. „Die verbesserten Förderbedingungen scheint einige Interessenten dazu zu bewegen, auch komplexere Anlagenkombinationen ins Auge zu fassen. Beim Neubau geht der Trend nun deutlich zum KfW 55 Haus oder besser - aus ökologischer Sicht eine sehr erfreuliche Entwicklung“, so Martin Schrutka, Architekt und Energieberater aus Freiburg, der ebenfalls vor Ort beraten hat.
Im Gebäudebereich stand auf der Getec das Baumaterial Holz im Mittelpunkt – kein Wunder am Rande des Schwarzwaldes. Neben dem klassischen Holzbau fanden sich auch sehr viele ökologische Baumaterialien, Holzfaser-Dämmsysteme, Putzträgerplatten oder Furnier-Schichtholz. Auch zur Dachsanierung sind ganze Konstruktionsaufbauten lieferbar, für deren Zwischensparrendämmung Dämmungsteile mit 100 mm Stärke für rund 20 Euro pro Quadratmeter aufgerufen werden. Im PV-Bereich stand neben den Steckersolar-Geräten, präsentiert wurde z.B. das Simon-Gerät des österreichischen Herstellers energetica, die Dachintegration im Mittelpunkt. Am Stand eines Herstellers von Solardach-Platten konnten die Besucher PV-Module bestaunen, die in Ziegelfarbe die PV-Zellen nahezu versteckt halten. Die Stadt Freiburg, die in diesem Jahr ihr 900jähriges Bestehen feiert, hat sich schon früh der Solarenergie verschrieben. Dort ist der Sitz des größten europäischen Solar-Forschungsinstituts, dem Fraunhofer ISE (DGS-Mitglied), aber auch die Stadtverwaltung bewegt dort viel: So hat sie 2017 das neue Rathaus als Plusenergie-Gebäude fertiggestellt, im letzten Jahr eine Förderung unter anderem für Balkonsolaranlagen beschlossen. Die Verwaltung selbst hat das Ziel, bis 2030 zu 100% klimaneutral zu sein. Für die Bürger stellt sie ein attraktives Informations- und Förderprogramm zur Verfügung.
Neben der Ausstellungsfläche zur Elektromobilität sorgte das Thema auch in den begleitenden Vorträgen für Diskussionen. So überschrieb ein Referent seinen Vortrag mit „Die Elektromobilität kommt. Nur wie schnell?“. Auch die Ladeinfrastruktur bei Mehrfamilienhäusern und Firmenlösungen waren Themen in den Praxisvorträgen. Der Energieanbieter Badenova sucht derzeit Interessenten, die an einem Feldtest teilnehmen. Wir hatten im vergangenen Jahr über den Anbieter greenpack berichtet, der ein Wechselakku-System für verschiedene Geräte, von stationären Geräten bis zu E-Roller, anbietet. Dieses System mit Automaten als Wechselstationen soll nun in Freiburg getestet werden (siehe Bild). Ein Akkupack kann dann gegen eine monatliche Miete von 39 Euro immer wieder gefüllt aus den Automaten entnommen werden.
Schritt der Energiewende
Ganz in der Nähe, rund 25 km von Freiburg entfernt auf der französischen Rheinseite, wurde am 22. Februar ein großer Schritt der Energiewende vollzogen: Nachdem Frankreich bislang die Atomstrom-Nation Nummer eins war, wurde nun der erste Block des AKW Fessenheim abgeschaltet. Das Kraftwerk, als ältestes französisches AKW seit 1977 am Netz, war schon lange umstritten und wurde aus Sicherheitsgründen auch von deutschen Behörden und Umweltverbänden kritisiert. Der zweite und letzte Block soll am 30. Juni stillgelegt werden, auch wenn die Beschäftigten derzeit noch mit Plakaten am Zaun des Kraftwerksgeländes dagegen protestieren. 2025 soll dann der langjährige Rückbau der Atomanlage beginnen, später könnte das Areal als deutsch-französischer Gewerbepark genutzt werden. Heute arbeiten noch 2.000 Mitarbeiter im Kraftwerk und bei Zuliefern, der Stromverkauf spülte bisher rund 32 Mio. Euro Gewerbesteuer pro Jahr in die Stadtkasse. Das war ein gewichtiges Argument – bei einem Ort mit nur knapp 2.500 Einwohnern.