11.10.2024
Der NutzwasserRebell, Teil 2
Ein Bericht von Götz Warnke
Wasser ist vieles: direktes Lebensmittel; indirektes Lebensmittel beim Anbau von Feldfrüchten; Kühlung – wie sie jeden Sommer Millionen Badende suchen –; Transportweg; Teil der Erneuerbaren Energien bei Wasserkraft und Bioenergie, und, und, und. Wasser ist die Basis für das Leben, für unser Überleben auf diesem „Blauen Planeten“, dessen Oberfläche zu 70 Prozent aus vornehmlich Salzwasser besteht. Doch diese Grundlage ist zunehmend bedroht. Das gilt auch für das überlebensnotwendige Trinkwasser mit seiner Gefährdung durch biologische Verunreinigungen, Mikroplastik, sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS) und Dürren. Angesichts dieser Situation braucht es NutzwasserRebellen, mündige Bürger:innen, die zumindest für sich und ihre nächste Umgebung die Probleme so weit wie möglich selbst lösen. Das Entscheidende ist dabei das Wissen um die eigenen Möglichkeiten. Hier sind einige davon aufgeführt.
Wasser sparen
Über das Jahr gesehen, wird das meiste Trinkwasser mit über 60 Prozent im Bad verbraucht, und zwar für Körperreinigung und die Toilette. Die entsprechenden Sparmaßnahmen sind mehr oder minder weitgehend bekannt: Tropfende Wasserhähne und dauerlaufende Toilettenspülungen abdichten, das Wasser – z.B. beim Zähneputzen – nicht unnötig laufen lassen, Durchflussbegrenzer wie z.B. Sparduschköpfe an die Wasserhähne und -schläuche anbauen, die Benutzung der Sparspültaste bei der Toilette etc. Und natürlich ist Duschen wassersparender als Baden, und das Waschen mit Waschlappen wassersparender als Duschen.
Bei Neubauten oder Generalrenovierungen von Häusern sollte man über den Einbau einer Kompost-/Trockentoilette nachdenken, da hier die Wasserspülung gänzlich entfällt.
Der zweitgrößte Wasserverbraucher ist die Küche: Moderne Spül- und Waschmaschinen sind hier große Wassersparer – sofern man sie richtig füllt, und nicht oft nur halbvoll spült/wäscht. Insbesondere die Spülmaschinen sind beim Wasserverbrauch mit nur 15 Litern dem händischen Abwaschen haushoch überlegen, und ein Vorspülen des Geschirrs ist bei ihnen überflüssig. Überflüssig sind auch viele Spülvorgänge – z.B. Waschen von Gemüse oder Obst – unter fließendem Wasser.
Bei kleineren Dingen wie wertvollen Gläsern, die händisch abgewaschen werden müssen, empfiehlt es sich, eine kleinere Waschschüssel in die Spüle zu stellen. Denn die Größe der Spülen orientiert sich an großen Töpfen und Wasen, und verbraucht daher beim Abwasch von Kleinteilen zu viel Wasser. Ebenfalls wassersparend ist die Verwendung eines Dampfdrucktopfes, eines Eierkochers und das Befüllen von Wasserkochern, Kaffeemaschinen etc. mit bedarfsgerechten Wassermengen.
Wichtig zu wissen ist auch, dass mit dem Wasser zugleich auch Energie gespart wird – öffentliche in Form von Strom für die Pumpen in Wasser- und Klärwerken, sowie private beim Aufheizen des Wassers.
Mein Häuschen mit Garten…
Der dritte und kleinste Wasserverbraucher ist der Garten. Er sticht nicht sofort ins Auge, da für einen Großteil der Jahreszeit die Natur die Bewässerung übernimmt. Doch durch die zunehmende sommerliche Trockenheit in Zeiten der Klimakrise wird der Wasserverbrauch gerade in dieser wassersensiblen Jahreszeit künftig stark ansteigen.
Zuerst einmal lässt sich die Wasserverschwendung im Garten reduzieren: Da sind zum einen die Hochdruckreiniger. Sie verbrauchen mit 500 Litern pro Stunde zwar deutlich weniger als die ca. 3.500 Liter, die ein Gartenschlauch pro Stunde so von sich gibt. Allerdings: wer lässt schon einen Gartenschlauch eine Stunde ununterbrochen laufen, um eine Terrasse oder einen Pflasterweg zu reinigen? Die wasserfreundliche Alternative sind hier eine große Gießkanne und ein Schrubber.
Noch größere Wassermengen erfordern die sich immer mehr verbreitenden Pools. Je nach Verschmutzung und Wasserqualität müssen ein bis mehrmals pro Jahr die vielen tausende Liter Wasser abgelassen werden. Wenn man sich den Pool nicht gleich ganz sparen und auf einen Naturschwimmteich mit Pflanzenklärbereich oder eine Gartendusche umsteigen will, sollte man ihn zumindest während der Nichtbenutzung mit einer hellen Folie abdecken, um die Wasserverdunstung und Verschmutzung zu senken.
Ein weiterer Themenkreis ist das Halten von Wasser in der Gartenfläche und die Verhinderung der Austrocknung. Während man in der Landwirtschaft zunehmend auf Agroforstsysteme setzt, erfreuen sich kurzsichtige Eigenheimbesitzer immer noch an großen, baumfreien Rasenflächen. Dabei bieten Bäume nicht nur Schatten und verhindern die Austrocknung; als Obst- oder Nussbäume können sie mit ihren Früchten sogar einen Mehrwert bieten. Apropos Rasenflächen: um den Rasen nicht an den Wurzeln nicht austrocknen zu lassen, sollte man nur beim ersten und letzten Mähen des Jahres den Rasenmäher auf die niedrigste Stufe stellen. Ist nämlich das Gras länger, hindern seine Halme die Sonnenstrahlung am Austrocknen des Bodens.
Trotz allem kommt man an den zunehmenden sommerlichen Tropentagen um eine Bewässerung nicht umhin – auch bei größeren Bäumen. Hierfür bieten sich Baumbewässerungssäcke an, die, einmal mit Wasser gefüllt, dieses langsam und damit effektiv an die Wurzeln des Baumes abgeben. Insbesondere für in Reih und Glied stehende Obst- und Gemüsepflanzungen ist die Tröpfchenbewässerung eine wassersparende Technik. Für eher punktuelle Pflanzenbewässerungen eignen sich Ollas, wasserdurchlässige Tontöpfe, die, mit Wasser gefüllt und in der Erde vergraben, die Feuchtigkeit langsam an umgebende Pflanzen abgeben.
Daneben gibt es die Methode von Pflanzungen in Erdtrichtern, wie man sie aus verschiedenen Trockengebieten dieser Erde kennt. Dabei sammelt sich der spärliche Niederschlag unten an der Trichterspitze, wo die Pflanze steht. Im trockenen Landesinneren von Lanzarote kann man dadurch sogar Zitrusfrüchte anbauen.
Bei jeder oberirdischen Bewässerung bzw. beim Gießen sollte man die frühen Morgen- oder späteren Abendstunden wählen, weil ansonsten durch die solare Verdunstung zu Wasser verloren geht. Und man sollte mit Regenwasser gießen – aber das gehört schon zum nächsten Teil.
Nächste Woche: Wasser recyclen