01.11.2024
Ein Gesetzentwurf zum Gruseln (I)
Eine Einordnung von Jörg Sutter
Als mein Kollege Heinz Wraneschitz in der vergangenen Woche in den DGS-News den Kommentar mit dem Titel „Die Abschaffung des EEG droht“ geschrieben hatte, war er noch nicht verbreitet, am Mittwochabend, 30. Oktober kam er dann: Der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) verbreitete Gesetzentwurf zur Änderung verschiedenster Energiegesetze.
Die DGS hat dazu klar Stellung bezogen. Aber: In diesem Fall hat das Vorgehen des BMWK dem Fass wieder einmal den Boden ausgeschlagen: Rund 300 Seiten Gesetzentwürfe mit dem Hinweis, dass eine Stellungnahme innerhalb eineinhalb Tagen doch bis Freitag abzugeben sei – und das wie immer ohne Vorankündigung. Ja, die Verbände sind es gewohnt, dass Gesetzentwurfe lange Vorbereitungszeiten brauchen und dann erst kurz vor Ende kurzfristig einbezogen werden. Aber dieses Mal lag dem Entwurf nicht einmal eine Entschuldigung hinsichtlich der kurzen Bearbeitungszeit bei.
Es war daher auch wirklich nicht genug Zeit, um die vielen Details ganz genau anzuschauen und zu bewerten. Wir haben trotzdem eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben, die wir den Leser:innen hier zur Kenntnis geben.
„Viel Schatten und wenig Licht“ könnte ein Fazit der geplanten Neuregelungen lauten. „Gesetzentwurf zum Gruseln“ wäre auch die richtige Formulierung, zumindest stimmt das für die Photovoltaik. Von einem „Generalangriff auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG“ war in der letzten Woche die Rede – und dies bestätigt sich beim Lesen des Gesetzentwurfs genau so – leider! Wenn das BMWK hier nicht wesentliche Punkte entschärft, droht der PV-Markt massiv einzubrechen. Dabei schwächelt der im Segment der Hausanlagen seit Wochen bereits deutlich.
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01.11.2024
Unser Weg zur Wärmepumpe, Teil 1
Ein Bericht von Götz Warnke
Meine Frau und ich besitzen eine kleine Doppelhaushälfte in einem Stadtteil am Rande Hamburgs. Das 2004 erbaute Gebäude hat - der damaligen Zeit gemäß - eine überdimensionierte Gasheizung mit 15 Kilowatt (kW) Leistung und keine Fußbodenheizung. Dass diese Heizung kein „Dauerbrenner“ sein kann, ist natürlich längst klar: zum einen aus Klimaschutzgründen; zum anderen wegen des stetig steigenden Gaspreises auf Grund der fortlaufend höheren CO2-Bepreisung, und der durch die schwindende Anzahl der Gasbezieher pro Haushalt immer weiter steigenden Gasnetzgebühren.
Unsere Strom- und Verkehrswende haben wir bereits 2018 mit einer PV-Anlage auf dem Dach und einem E-Auto mit Wallbox vollzogen – zusätzlich zu unseren häufig genutzten mechanischen Fahrrädern. Jetzt gilt es, den mit ca. 50 Prozent größten Anteil unseres häuslichen Energieverbrauchs auf eine fossilfreie Lösung umzustellen.
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01.11.2024
DGS-Netzwerk für solare Wärme stellt sich neu auf
Der Fachausschuss Solarthermie der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) richtet seinen Blick nach vorne und sucht neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Vor allem personell wird es einen Wechsel geben, die langjährigen Vorsitzenden Bernhard Weyres-Borchert und Bernd-Rainer Kasper möchten den Staffelstab weitergeben.
Aber auch inhaltlich darf sich etwas ändern. Wer also Interesse daran hat, sich einzubringen, einzumischen und mitzusprechen, wenn es um die regenerative Wärme geht, möge sich melden. Dazu müssen Sie im Übrigen kein Mitglied in der DGS sein, denn satzungsgemäß können auch Nichtmitglieder in den Fachausschüssen wirken.
Je nachdem, welche Expertisen sich künftig im Fachausschuss finden werden, ist es durchaus denkbar, dass der bisherige Name des Fachausschusses begrifflich ergänzt oder auch modifiziert wird. Eine mögliche zukünftige Ausrichtung könnte sich auch im Namen wiederfinden, der z.B. lauten könnte: "Zukunftswerkstatt solare Wärme", "Ideenschmiede Solarthermie" oder "DGS Wärmewerkstatt“.
Wir bitten Sie daher nicht nur ganz allgemein um eine Interessensbekundung, sondern auch um eine kurze Beschreibung ihrer Qualitäten, Fachkenntnisse und möglicher Vorstellungen eines zukünftigen DGS Fachausschusses. Welche weiteren Aspekte sollten Ihrer Ansicht nach von der DGS in dem Bereich eingebracht werden?
Schreiben Sie uns dazu einfach eine kurze Mail an den Vorsitzenden Bernhard Weyres-Borchert, wir freuen uns auf Ihre Anregungen und Mitarbeit.
Hintergrund
In den Fachausschüssen der DGS arbeiten Experten an aktuellen Fragen zu wissenschaftlichen und technischen Problemen in den jeweiligen Themenbereichen. Daneben werden Aspekte des Marktzugangs, der Regulierung und Förderung, der Kombination mit Wärmespeichern, Wärmepumpen, etc. weitere Themenbereiche sein.
Schon immer hat die Solarthermie in der DGS viele Fürsprecher. Das soll auch so bleiben, wenngleich die solare Wärme in den letzten Jahren scheinbar an Bedeutung verloren hat, oder vielleicht besser in der Wahrnehmung ein wenig aus dem Fokus gerückt ist. Das, obwohl sie eine sehr effiziente Technologie zur Erzeugung von Wärme ist. Nicht nur im Energiewendekonzept Deutschland, auch global betrachtet spielt sie jedoch eine wichtige Rolle. Speziell hat die Freiflächen-Solarthermie, sprich solarthermische Großanlagen, mittlerweile einen hohen technischen Entwicklungsstand erreicht. Diese Technologie zur Wärmegewinnung ist jedoch weniger in der Öffentlichkeit präsent, obgleich sie seit Jahrzehnten europaweit im Einsatz, vielfach erprobt und technisch ausgereift ist. Aber auch PV-T, die Kombination mit dem potentiellen Konkurrenten Photovoltaik, hat großes Potential. Die Zukunft der solaren Wärme ist vielfältig und spannend. Die DGS wird daher auch künftig daran mitwirken.
01.11.2024
IENA Nürnberg - die Welt der tollen und irren Erfindungen
Ein Energieerlebnisbericht von Heinz Wraneschitz
Am vergangenen Wochenende war es wieder so weit: In Halle 10 am Nürnberger Messegelände fand – wie in jedem Jahr – die Internationale Erfinder-Fachmesse IENA statt.
Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Erfinderverbands Herbert Boos hatte sein Grußwort unter das Vince-Ebert-Motto gestellt: „Zukunft is the future.“ Und Futuristische Neuheiten gab es auch aus der Energietechnik zu sehen. Wenn man sie denn in den - wie in jedem Jahr - irritierend zusammengestellten Standreihen fand. Diejenigen, die den Durchblick behielten, konnten aber tatsächlich „Teil dieser inspirierenden Reise sein, auf der wir die Kraft der menschlichen Kreativität feiern und gemeinsam die Innovation der Zukunft vorantreiben“: So hatte Alireza Rastegar, der Präsident der Internationalen Erfinder-Föderation IFIA die diesjährige Messe beschrieben.
Gleich 22 Erfindungen präsentierte Rüdiger Schloo aus Münster in diesem Jahr, davon die meisten mit energiereichen Inhalten: von abrollbaren Solarzellen, die im Sommer Rasen und Pflanzen schützen können, bis zur Stromgewinnung durch Nutzung der Umgebungstemperatur reichte das Spektrum. Dabei ist Rüdiger Schloo kein Ingenieur („mein Vater war einer“), sondern promovierter Arzt im Ruhestand. Und – leider – sind seine, oft als Gebrauchsmuster oder Patent geschützten Erfindungen bislang wohl nicht serienmäßig umgesetzt. So zum Beispiel seine „Halterung für Kleinwindanlagen“, die nachträglich an sogar schon stillgelegten Schornsteinen angebracht werden kann, erfunden bereits 2011. Aber Schloo ist hoffnungsfroh – schließlich war er zum ersten Male auf der IENA dabei.
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01.11.2024
Kleiner Medienspiegel
Ab Januar dynamisch messen: Wer einen Smart-Meter zuhause hat (oder sich beschaffen kann), kann ab Januar dynamische Stromtarife nutzen. Für wen das geeignet ist und welche Anbieter derzeit schon mit solchen Tarifen auf dem Markt sind, erklärt hier die Wirtschaftswoche: www.wiwo.de/finanzen/immobilien/dynamischer-stromtarif-wann-sich-ein-dynamischer-stromtarif-lohnt/29642854.html
Mehr Steckersolargeräte in NRW: Wie die Solarthemen berichten, ging die Zahl in den vergangenen Monaten deutlich nach oben, zumindest in der offiziellen Statistik. Die vereinfachte Anmeldung hat daran auch einen Anteil. Denn zuvor sind viele Geräte wegen der Umständlichkeit einfach nicht angemeldet worden: www.solarserver.de/2024/10/29/steckersolargeraete-in-nrw-zahlen-und-leistung-pro-anlage-gestiegen/
Solar stinkt nicht: Sonnenstrom stinkt nicht, und daran ändert sich auch nichts, wenn er aus dem Klärwerk kommt. Das hat man sich wohl auch in Eching am Ammersee gesagt, und daher Ende September 16 PV-Module auf den „Schönungsteich“ der großen Kläranlage auf Schwimmkörper montiert – ein Prototyp, dem weitere PV-Anlagen folgen sollen: www.br.de/nachrichten/bayern/pilotprojekt-schwimmende-pv-anlage-auf-der-klaeranlage,UPC3r1m
Solarpleiten: Über den aktuellen Stand in der Branche schreibt Haustec.de: www.haustec.de/energie/pv-module/pv-markt-warum-insolvenzen-und-pleiten-die-branche-plagen
Pelletheizungen in öffentlichen Gebäuden: Wie das funktioniert, zeigt diese Objektreportage aus Donaueschingen beispielhaft: www.haustec.de/heizung/waermeerzeugung/so-funktioniert-der-einsatz-von-heizungstechnik-mit-holzpellets-einem
Batterien immer günstiger: Ein Überangebot führt auch im Batteriemarkt zu fallenden Preisen, genauer zu Preisen, die rund 20% unter dem Vorjahr liegen. Bei LFP-Zellen aus Lithium-Eisen-Phosphat wird inzwischen schon die 50-Dollar-pro kWh-Grenze unterschritten, was vor Jahren undenkbar schien. Volle Fahrt voraus für die Speicherung: efahrer.chip.de/news/unter-50-euro-pro-kilowattstunde-akkupreise-fallen-staerker-als-erwartet_1023336
„Bigbattery“ – der Name ist Program: Im sächsischen Boxberg laufen die Bauarbeiten für einen riesigen Batteriespeicher mit 137 MWh Kapazität und 100 MW Leistung. Die Batterien werden in 400 kleinen Containern untergebracht und sorgen für Stabilität in den Stromnetzen. Außerdem werden sie für den kurzfristigen Stromhandel eingesetzt: www.solarserver.de/2024/10/25/leag-baustart-fuer-bigbattery-oberlausitz/
WMO warnt vor unaufhaltsamer Erderwärmung: Die Weltmeteorologische Organisation (WMO) sieht in den 2023 erreichten Rekordwerten von Treibhausgasen in der Atmosphäre „die Erde auf einen unaufhaltsamen Kurs der Erwärmung“: www.vdi-nachrichten.com/technik/umwelt/treibhausgasrekord-2023-wmo-warnt-vor-anhaltendem-klimawandel/
Ach Du billige Atomkraft Du: Einfach mal lesen. Und dann nachdenken: winfuture.de/news,146315.html
Aiwanger ist ein „Wasserstoff-Populist“: Das sehen viele in der DGS-Newsredaktion zwar auch so. Dass aber der Chefredakteur der oft Aiwanger-freundlichen E+M das so formuliert, ist doch ziemlich bemerkenswert: energie-und-management.de/index.php?i=u%2F1SHXxfyHOddoTMuJPFDBUutPHd6TyhUSrKWKFM4aH0eV8z5PS213iH
Atommüll-Endlager in tiefem Gestein: In Schweden hat ein Umweltgericht den Bau eines atomaren Endlagers ca. 130 km nördlich von Stockholm an der Küste genehmigt. Dort soll nahe beim Atomkraftwerk Forsmark 12.000 t Atommüll in 500 Metern Tiefe im Fels gelagert werden. Die dortige Gesteinsformation ist seit 1,8 Milliarden Jahren stabil und gehört zum Baltischen Schild – eine ähnlich stabile, oberflächennahe Geologie hat Deutschland nicht: www.n-tv.de/politik/Schweden-genehmigt-Endlager-fuer-12-000-Tonnen-Atommuell-article25313506.html
Kritik an Wissing: Verkehrsminister Wissing steht ja öfters in der Kritik, auch von uns. Aber diesmal kommt die Kritik vom Bundesrechnungshof: Beim Langfrist-Projekt „Digitale Schiene Deutschland“ werden nach heutigem Stand 54 Mrd. Euro in die Digitalisierung gesteckt. Das soll höhere Streckenkapazität und weniger CO2 bringen. Doch die bislang umgestellten Strecken beweisen das Gegenteil: www.spiegel.de/wirtschaft/bundesrechnungshof-wirft-volker-wissing-ministerium-greenwashing-vor-a-85eb329d-edfe-4f5d-8942-40278f770a07
Auch Tesla-Musk(el) darf nicht alles: Weil der reichste Mensch der Welt bei Teslas Robotaxi-Vorstellung einen Verweis auf den Film „Blade Runner 2049“ einbauen ließ, hat das nun ein juristisches Nachspiel, nicht nur für „Big Elon“. Denn die Produktionsfirma Alcon Entertainment verklagte Tesla, Musk und das Hollywood-Studio Warner Bros.: www.kfz-betrieb.vogel.de/juristisches-nachspiel-wegen-robotaxi-praesentation-a-f8d83d30cfa97b4221f8ae158281fdb3
01.11.2024
Übrigens ...
... wird das Jahr 2024 ein Rekordjahr der Windgenehmigungen: In den ersten neun Monaten wurden 1.600 Anlagen mit rund 9,2 MW Nennleistung genehmigt, so die Fachagentur Wind und Solar.
… findet vom Montag, dem 04.11., bis zum 10.11.2024 die Woche der Wärmepumpe statt. Eine Vielzahl von Tipps und Veranstaltungen finden sich hier.
laden der Projektträger Jülich und der Bundesverband Solarwirtschaft zur kostenfreien Tagung „Innovative Wärmesysteme mit Solarthermie – in Gebäuden, Wärmenetzen und Industrie“ am 5.11.2024 nach Berlin ein. Auch die Internationale Energieagentur IEA mischt dabei mit. Einfach Programm anschauen und anmelden.
… gibt es in der so genannten Kommunalrichtlinie eine neue Förderung für Kommunalfirmen, die „strategische und investive Maßnahmen im kommunalen Umfeld verstärken und THG-Minderungen zur Erreichung der Klimaneutralität“ durchführen wollen.
… sinkt der Kohleanteil bei der Stromerzeugung weiter: Nach Angabe der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen ist der Steinkohleverbrauch der Kraftwerke in den ersten neun Monaten dieses Jahres um fast 40% zurückgegangen, bei Braunkohle ging es um 15 % nach unten.
… hat der ADAC aktuelle Wallboxen getestet und alle mit gutem Ergebnis bewertet. Doch Vorsicht ist trotzdem angesagt: Manch günstige Wallbox hat wenig bis keine Kommunikationsschnittstellen. Wer die Daten auswerten oder mit der PV-Anlage laden möchte, muss eventuell zu teureren Modellen greifen.
… ist eine neue Ausgabe des 106seitigen Nachfragemonitors „Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen“ erschienen, der sich mit dem Bewusstsein und der Nachfragesituation zu nachhaltigen Urlaubsreisen beschäftigt. Die repräsentative Untersuchung auf Basis von 7.000 Befragungen wurde durchgeführt von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) mit Unterstützung des Umweltbundesamtes. Ergebnisse u.a.: Einerseits steigt die Zahl der Fans von nachhaltigem Reisen, andererseits steigt die Zahl der Flugreisen.
… läuft am Sonntag, dem 10.11.2024 die „1. alternative Klimakonferenz #goodCOP“ in Berlin. Vortragende sind neben Hans-Josef Fell u.a. der Sozialpsychologe Harald Welzer. Und man muss den Titel richtig lesen: es ist die erste alternative Klimakonferenz in Berlin, aber nicht die erste weltweit. Die gab es nämlich schon 2009 in Kopenhagen.
… hat die EU das Klimagas Sulfurylfluorid (SF) als Biozid verboten. Es ist gegenüber CO2 bis zu 7.500 mal schädlicher. Zugelassen bleibt der Klimakiller allerdings als Pestizid, z.B. für die Begasung von Holzstämmen im Hamburger Hafen, was die Hauptanwendung von SF sein dürfte. Ob man ein solches Biozid-Verbot deshalb als gute Nachricht feiern sollte, bleibt mehr als fraglich.