01.11.2024
IENA Nürnberg - die Welt der tollen und irren Erfindungen
Ein Energieerlebnisbericht von Heinz Wraneschitz
Am vergangenen Wochenende war es wieder so weit: In Halle 10 am Nürnberger Messegelände fand – wie in jedem Jahr – die Internationale Erfinder-Fachmesse IENA statt.
Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Erfinderverbands Herbert Boos hatte sein Grußwort unter das Vince-Ebert-Motto gestellt: „Zukunft is the future.“ Und Futuristische Neuheiten gab es auch aus der Energietechnik zu sehen. Wenn man sie denn in den - wie in jedem Jahr - irritierend zusammengestellten Standreihen fand. Diejenigen, die den Durchblick behielten, konnten aber tatsächlich „Teil dieser inspirierenden Reise sein, auf der wir die Kraft der menschlichen Kreativität feiern und gemeinsam die Innovation der Zukunft vorantreiben“: So hatte Alireza Rastegar, der Präsident der Internationalen Erfinder-Föderation IFIA die diesjährige Messe beschrieben.
Gleich 22 Erfindungen präsentierte Rüdiger Schloo aus Münster in diesem Jahr, davon die meisten mit energiereichen Inhalten: von abrollbaren Solarzellen, die im Sommer Rasen und Pflanzen schützen können, bis zur Stromgewinnung durch Nutzung der Umgebungstemperatur reichte das Spektrum. Dabei ist Rüdiger Schloo kein Ingenieur („mein Vater war einer“), sondern promovierter Arzt im Ruhestand. Und – leider – sind seine, oft als Gebrauchsmuster oder Patent geschützten Erfindungen bislang wohl nicht serienmäßig umgesetzt. So zum Beispiel seine „Halterung für Kleinwindanlagen“, die nachträglich an sogar schon stillgelegten Schornsteinen angebracht werden kann, erfunden bereits 2011. Aber Schloo ist hoffnungsfroh – schließlich war er zum ersten Male auf der IENA dabei.
Von kleiner zu großer Windkraft
Auch Viktor Rakoczi aus Friedrichshafen hat sich über Kleinwindkraft Gedanken gemacht und eine recht speziell aussehende senkrecht montierte, sogar als Doppelturbine nutzbare Maschine erfunden, Rakotron genannt. Das System des Ingenieurs ist bereits vorzeigbar, besitzt deutsche und US-Patente. Denn Rakoczi denkt an den Einsatz gerade in Hochhaus-Straßen: An deren Wänden sollen die Turbinen angebracht werden.
Ähnliche Ideen hatten übrigens Samuel Fuchs und Leo Kühn. Die beiden Jungs vom Schülerforschungszentrum Südwürttemberg planen ebenfalls „Energiegewinnung an zugigen Stellen“ mit ihrem Fassaden-Windkraftwerk, vor allem an Hochhaustürmen. Dafür gab‘s sogar eine Auszeichnung der IENA-Jury.
Wesentlich mehr Windstrom könnten die zwar ebenfalls recht kleinen, aber an windigen Orten aufgehängten Generatoren von Thomas Beiser erzeugen. Der Hotelier aus Lech am Arlberg ist auch Ingenieur. Und weil er ständig Seilbahnen sieht, hatte er die Idee: Warum nicht zwei Seile in Tälern aufspannen und dazwischen mehrere Windräder montieren. „Denn zwischen den Bergen ist der Wind stärker als an den Flanken“, so seine Erkenntnis. Die oben und unten fixierten Gondeln drehen sich mit der Windrichtung. Eine wahrlich Tal-über-spannende Idee.
Hauptsache, ein Motor macht Krach?
Einen „Alternativen Hybridantrieb mit Verbrenner-Feeling“ hatte der Berliner Beratende Ingenieur Rüdiger Troppenz vorzuzeigen. Laut seiner Aussage will er damit jenen Fahrern von Motorrädern die Nutzung von Elektro-Verbrenner-Kombimotoren schmackhaft machen, welche auf den Krach beim Cruisen nicht verzichten wollen. Denn der Viertakter läuft selbst dann mit, wenn nur der Strommotor das Motorrad antreibt. Trotzdem erreiche das System „eine Kraftstoffeinsparung von ca. 50 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Verbrenner“, so der Hybridmotor-Erfinder.
Dagegen dürfte die Erfindung von Max Tu wohl kaum helfen, die Energieumwandlung zu revolutionieren und damit das Weltklima zu schützen oder gar zu retten. Der Chefingenieur der Carbon Zero Technology aus Taiwan hatte nicht weniger als einen Magnetmotor mit 400-prozentigem Wirkungsgrad ausgestellt – zumindest per Film. Die Übersetzerin bestätigte auf Nachfrage: „Ja, das ist ein Perpetuum Mobile.“ Doch wirklich im Einsatz sei es noch nicht.
PS: Offiziell war übrigens INNOPA, die Erfinder- und Innovationsgesellschaft von Indonesien Partner von IENA 2024. Doch wie es scheint, wird die Welt der Erfindungen immer mehr von Chines:innen beherrscht. Zumindest vermittelte die massive optische Dominanz der chinesischen Stände auf der IENA 2024 diesen Eindruck.