27.09.2024
Privilegierung für Steckersolar-Geräte
Eine Analyse von Jörg Sutter
Jetzt (wenn Sie das lesen) dürfte sie schon gelten: Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist sehr wahrscheinlich die endgültige politische Entscheidung gefallen. Am heutigen Freitagvormittag entscheidet der Bundesrat über die Privilegierung für Steckersolargeräte. Voraussichtlich in wenigen Tagen tritt das Gesetzeswerk dann in Kraft.
Worum geht es, und wo lag bisher das Problem?
Bisher war es möglich, dass eine Wohneigentümergemeinschaft (WEG) oder ein Vermieter der Anbringung eines Steckersolargerätes einfach widersprochen hat, er musste nicht einmal Gründe dazu nennen. Das hat in vielen Fällen Frust bei engagierten Mietern hinterlassen. Oder es führte zu noch größerem Ärger, wenn die Module ohne Zustimmung des Vermieters installiert wurden und der dann gefordert hat, diese wieder zu entfernen. Die „Privilegierung“ soll die Ablehnung nun erschweren, um noch mehr Module an Balkone, Fassade und auf Garagendächer zu bekommen.
Was bisher geschah
Die Privilegierung als Vereinfachung wurde schon in der Solarstrategie des Bundes-Energieministeriums BMWK vom Mai 2023 aufgeführt. Das Thema wurde dann im vergangenen Jahr diskutiert und ein Gesetzentwurf geschrieben. Mit diesem ging es dann aber über Monate nicht voran. Der Entwurf stammt aus der Feder des Justizministeriums BMJ, daher war dieser auch nicht Bestandteil des Solarpaket I, das wiederum vom BMWK koordiniert wurde. Bei der Neuregelung für Steckersolar waren sich BMJ und BMWK einig. Schuld an der Verzögerung war die ebenfalls im Gesetzentwurf stehende, vereinfachte Regelung zu virtuellen Eigentümer-Versammlungen. Hier gab es Diskussionsbedarf und politisches Geplänkel. Zudem wurde diskutiert, ob die Privilegierung auch für größere Dachanlagen gelten solle; das wurde aber wieder verworfen. Im Juli 2024 nun wurde der Entwurf vom Bundestag genehmigt und an den Bundesrat weitergeleitet. Dieser hat es jedoch nicht mehr vor der Sommerpause geschafft, das Thema zu behandeln.
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27.09.2024
Wasserkraft ist weiter wichtig
Ein Bericht von Götz Warnke
Viele, die heute von Erneuerbaren Energien sprechen, denken dabei an Sonnenenergie und Windkraft. Das ist zwar auch richtig, aber eben nur ein Teil der Wahrheit. Denn dabei völlig vergessen wird die Wasserkraft als für lange Zeit einzige technische Nutzung der Erneuerbaren Energien – von den Kornmühlen der Römerzeit über die Hammer- und Schmiedemühlen der mittelalterlichen Klöster und Städte bis zu den Antriebsmaschinen der Manufakturen und der Industrie. Das erste Wasserkraftwerk zur Stromerzeugung wurde 1878 in England errichtet, das erste Großkraftwerk der Welt in den USA an den Niagarafällen, und das erste deutsche E-Auto, der Flocken Elektrowagen, wurde 1888 mit Strom aus Wasserkraft geladen. Ende der 1880er Jahre gab es rund 80.000 Wasserkraftanlagen im Deutschen Reich – aber keine Klagen über schwindende Fischbestände.
Heute, bei nur noch ca. 7.500 Anlagen, gilt in manchen Kreisen die Wasserkraft nicht als eine willkommene Unterstützung im Kampf gegen die Klimakrise und für die Energiewende, sondern fast als die Wurzel allen Übels: In den Augen romantischer Naturschützer zerstört sie die Flüsse, für Anglerverbände vernichtet sie die Fischbestände, und die deutsche Bürokratie sabotiert *, Klimakrise hin oder her, weiterhin bestehende Wasserkraftanlagen.
In dieser Situation haben Hans Josef Fell, einer der „Eltern des EEG“ sowie aktiver Energiewender, und Heinrich Strößenreuther, Manager, Umweltaktivist und CDU-Parteigenosse, gemeinsam mit einem Team nicht nur die deutschen Wasserkraftpotentiale analysiert, sondern sind argumentativ auch auf die Gegner der Wasserkraft zugegangen.
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27.09.2024
Die Moleküle des Treibhauseffekts: Klimafakten, Teil 2
Ein Erklärungsversuch von Matthias Hüttmann
Der menschengemachte, beschleunigte Klimawandel, besser als Klimakatastrophe benannt, wird immer mehr zur Ursache von Extremwettersituationen, ist mitverantwortlich für das rasante Artensterben, führt zu Landflucht und Migration, sozialen Verwerfungen und vielem mehr. Aber auch wenn das alles wissenschaftlich unumstritten ist, so ist unser Hintergrundwissen oft nur rudimentär, sind Zusammenhänge nur bedingt bekannt. In einer losen Reihe wollen wir deshalb darüber informieren.
In diesem zweiten Teil beschäftigen wir uns mit etwas vermeidlich Banalem: dem Treibhauseffekt. Dieser ist ursächlich verantwortlich für die Erderwärmung. Aber wie genau funktioniert er eigentlich, und vor allem: welche Moleküle sind verantwortlich und wie unterscheiden sie sich in ihrer Wirksamkeit? In der öffentlichen Diskussion steht bekanntlich vordringlich Kohlenstoffdioxid (CO2) im Fokus. Das Verständnis für seine Klimawirksamkeit im Vergleich zu anderen klimarelevanten Gasen fehlt jedoch bisweilen und führt gar zu Fehleinschätzungen und Missverständnissen.
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27.09.2024
Nicht über Kosten jammern, sondern die Energiewende für die Firma nutzen
Ein Sachstandsbericht von Heinz Wraneschitz
Sedlbauer tut es mit einer 600-Kilowatt-(kWp)Photovoltaik-Anlage, Mibrag hat gar 34.000 kWp installiert. Selbst das Manager-Magazin berichtet inzwischen über Eigenstromversorgung, während die Wirtschaftswoche einen „Trend zum eigenen Strom“ sogar schon vor über zehn Jahren erkannt haben will. Bosch zum Beispiel setzt dabei vor allem auf Langzeit-Direktlieferverträge (PPA) mit großen, alten Stromkonzernen wie RWE, Statkraft oder Vattenfall. Industrie- und Handelskammern wie die IHK Pfalz informieren ihre Mitglieder über Rechte, Plichten und Möglichkeiten für eigenen Strom aus Wind, Sonne, Wasserkraft oder Bioenergie. Doch nur wenige Unternehmen sind so weit, wie der Baukonzern Max Bögl, der inzwischen sogar eine eigene Tochter gegründet hat mit dem Angebot, andere Unternehmen beim Aufbau der Eigenstromversorgung zu unterstützen.
Wie weit aber ist die „Grüne Transformation in deutschen Unternehmen“ in der Breite der Wirtschaft allgemein vorangekommen? In der „TÜV Sustainability Studie 2024“ hat der TÜV-Verband auch heuer wieder den Status Quo erhoben. Doch die Prüforganisation beschreibt darin nicht nur die wie weit auch immer vorangekommene Energie-Transformation, sondern liefert auch Beispiele, welche „wirtschaftlichen Chancen der Energiewende“ die Unternehmen ergreifen können – oder besser: sollten.
Bei der Vorstellung der diesjährigen Nachhaltigkeitsanalyse kam die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Wirtschaft deutlich heraus. Michael Fübi, Präsident des TÜV-Verbands und Vorstandsvorsitzender der TÜV Rheinland AG, erwähnte einerseits: „Die größten Sorgen sind Fachkräftemangel, Inflation, Bürokratie. Erst an vierter Stelle liegen mit 15 Prozent die Energiekosten.“ Dass andererseits in der Öffentlichkeit Unternehmer immer wieder über massive Energiekostenbelastung jammern, passt dann eigentlich nicht zu diesem Stimmungsbild. Denn dort wiederum haben 85 Prozent der Unternehmen angegeben, „sie stehen hinter der Energiewende, das ist der richtige Weg“, so Fübi.
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27.09.2024
Kleiner Medienspiegel
Hohe PV-Zufriedenheit: Nach einer Befragung – wenn auch vom Branchenverband BSW Solar durchgeführt - sind 79 Prozent aller Besitzenden irgendeiner Solaranlage mit ihrer Anschaffung zufrieden. Bei solchen mit einer PV-Anlage auf dem Dach liegt die Zufriedenheitsrate sogar auf 91 Prozent: www.haustec.de/energie/pv-module/mehrheit-der-solaranlagenbesitzer-mit-ihrem-system-zufrieden
Kein blauer Wasserstoff: Entgegen Ankündigungen von verschiedener Seite kommt nun doch kein blauer Wasserstoff per Pipeline von Norwegen nach Deutschland: Das Projekt, das von Equinor und RWE propagiert worden war, wurde nun beerdigt; es Projekt sei „nicht realisierbar“: www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/equinor-exportiert-nun-doch-keinen-blauenwasserstoff-nach-deutschland-01/100071670.html
Einen Windpark für Grünen Wasserstoff nutzen: Das wollen dagegen Firmen wie die Total-Raffinerie in Leuna tatsächlich. Die Windanlagen gibt’s schon – der Rest…: www.stefanschroeter.com/1618-ein-windpark-fuer-den-gruenen-wasserstoff.html
Rendite wichtiger als Klimaschutz: Vom großen BP-Konzern kommen schlechte Zeichen: In den USA wird das Onshore-Windgeschäft verkauft. Ziel ist wohl, sich für die eigenen Investoren wieder auf das renditestarke Geschäft mit Öl und Gas zu fokussieren. „Beyond Petrol“ wird zurückgefahren: blackout-news.de/aktuelles/bp-steigt-aus-erneuerbaren-energien-aus-und-legt-fokus-auf-kerngeschaeft-mit-oel-und-gas/
Elektroautos lohnen sich – zumindest wenn sie groß sind: Das hat Agora Verkehrswende in einer Studie herausgefunden. Dabei wurden die Wirtschaftlichkeiten beispielhafter Elektrofahrzeuge denen entsprechender Verbrennern gegenübergestellt. Fazit: In der oberen Mittelklasse und Oberklasse reichen fünf Jahre, um mit dem Elektroauto wirtschaftlicher zu fahren, bei Kleinwagen dauerts länger: ecomento.de/2024/09/24/elektroauto-und-verbrenner-im-gesamtkostenvergleich-vier-grafiken/
VW muss ein Werk schließen: Nein, es liegt nicht in Deutschland und es produziert auch keine E-Autos. Es liegt in China und produziert Verbrenner, die dort immer weniger Leute kaufen wollen. Die Chinesen sind halt technikbegeistert und zukunftsorientiert – ganz im Gegensatz zu den deutschen Dieselfans: www.businessinsider.de/wirtschaft/sinkende-nachfrage-nach-verbrennern-volkswagen-will-werk-in-china-schliessen/
Stellantis: Ja zu Brüsseler Klimazielen Stellantis, zweitgrößter Autokonzern und Mutter von Marken wie Citroen, Fiat oder Opel, lehnt eine Aufweichung des CO2-Reduktionspfades für Autos der EU ab. Hierfür hatten sich vor kurzem verschiedene Politiker und Verbrenner-affine Autohersteller stark gemacht. Was lernen wir daraus? Die EU-Ziele sind durchaus umzusetzen – wenn man nicht immer so viele, schwere Protz-SUVs produziert: www.bloomberg.com/news/articles/2024-09-16/autoriese-stellantis-lehnt-verschiebung-brusseler-klimaziele-ab
Lithium aus Deutschland: In Bruchsal nördlich von Karlsruhe gewinnt der Energiekonzern EnBW Lithium aus dem Thermalwasser einer Geothermieanlage quasi als „Abfallprodukt“. Das dortige Wasser hat einen Lithiumgehalt von 160 Miligramm pro Liter: www.energie-klimaschutz.de/lithium-abbau-in-bruchsal/
Nichtstun in Berlin: Die Ankündigungen waren ehrgeizig und sind gesetzlich fixiert: 2021 wurde beschlossen, dass alle öffentlichen Gebäude in Berlin mit PV-Anlagen ausgestattet werden. Doch jetzt zeigt sich: die zuständigen Bezirke statten nicht einmal Schul-Neubauten mit PV aus. Da darf man sich fragen: Gibt’s da jetzt Konsequenzen? taz.de/Solarausbau-in-Berlin/!6035650/
Rechnet UBA Holz schlecht? Laut Meinung von elf Verbänden aus verschiedenen Bereichen der Holz- und Energiewirtschaft werde beim „CO2-Rechner des Umweltbundesamtes Holzenergie fälschlich belastet“. Die Verbände kritisieren, der Rechner liefere „irreführende und falsche Ergebnisse und ignoriert geltende Rechtslagen sowie wissenschaftlich anerkannte Fakten zur CO2-Neutralität von Holzenergie“, die auch in EU-Richtlinien neutral bewertet werde: www.haustec.de/heizung/waermenutzung/verbaende-kritisieren-co2-rechner-des-umweltbundesamtes-holzenergie
Wandern bis der Arzt kommt: Exoskelette, d.h. anziehbare Roboter zur Unterstützung von Tragkraft und Ausdauer, galten bisher als Soldaten-Ausrüstung der Zukunft. Doch jetzt hat der Outdoor-Hersteller Arcteryx eine elektromechanische Wanderhose im Angebot, die die Ausdauer von Bergwanderern erhöht. Wir könnten also künftig ganz schnell in eisige Höhen marschieren, um dort ganz langsam zu erfrieren. Ein echter Beitrag zu künftiger Emobilität? www.galaxus.de/de/page/das-e-bike-war-gestern-jetzt-kommt-die-e-wanderhose-von-arcteryx-34614
Das Redaktionsteam der DGS-News
27.09.2024
Übrigens ...
… ist der „freundliche Stromrebell“ aus dem Schwarzwald gestorben: Michael Sladek, der Neuland mit der Bürger-Übernahme des Stromnetzes der Elektrizitätswerke Schönau betreten hatte und engagiert für die Energiewende gekämpft hatte. Das gesamte Team der DGS-News ist sehr traurig.
… können die alten Kohlekraftwerke doch noch nützlich sein – wenn sie stillgelegt sind. Denn aus der Asche der verbrannten Kohle lassen sich Seltene Erden gewinnen, wie Wissenschaftler der University of Regina im kanadischen Saskatchewan herausgefunden haben.
… haben Forscher der Stanford University ein neues Verfahren entwickelt, um Lithium direkt aus Salzwassern/Solen zu extrahieren. Dieses arbeitet mit elektrischem Strom und mehrstufigen Festkörperelektrolytmembranen, die zu einer immer höheren Konzentration des Lithiums in der Salzlake führen. Das mit dieser Methode gewonnene Lithium kostet nur rund 40 Prozent der bisherigen Gewinnungsmethode in Verdunstungsbecken und ist durch Verzicht auf die konventionellen Lösungschemikalien deutlich umweltfreundlicher.
… hat auch das Fraunhofer-Center für Silizium-PV in Halle/Saale etwas recht Interessantes im Portfolio: Modulare Aluminium-Elemente mit integrierten Photovoltaikmodulen für Solarfassaden. Im Projekt „Alu-PV“ solle ein neuartiger Verbund von Aluminiumfassaden und PV-Modulen umgesetzt werden, heißt es.
… sollen Wasserstoff-betriebene Schwerlastdrohnen die Zukunft urbaner Logistik in der Region Berlin-Brandenburg darstellen. Ob so ein Ding mit 200 kg im Gepäck schon geflogen ist? Wir wissen es leider nicht.
… wurden beim BAFA seit Start der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) im vergangenen Jahr rund 1,5 Millionen Förderanträge gestellt. 10 Mrd. Euro an Fördergeldern wurden bereits ausgezahlt.
… werden aktuell auf kommunaler Ebene gerade mal 13,7 Prozent der Aufträge unter Einschluss von Nachhaltigkeitskriterien vergeben – Tendenz sinkend! Das ergibt eine aktuelle Studie der Universität der Bundeswehr München im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Die meint übrigens, Nachhaltigkeitskriterien sollen eine entscheidende Rolle für die Vergabe sein; gerade die öffentliche Beschaffung müsse die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit anschieben.
… wäre die DGS bei als Partner der Abu Dhabi National Oil Company willkommen. „We are pleased to invite your organization to enroll as a vendor/contractor with Abu Dhabi National Oil Company, UAE, and explore potential partnership opportunities for our existing and upcoming mega projects in 2024/2025 globally. Participation in these projects is open to companies worldwide“, schreibt uns Nasir A. Omar, ein Senior Project Manager des Ölkonzerns. Ist aber nicht so unser Ding…
Das Redaktionsteam der DGS-News