13.12.2019
Fünf Punkte zu den Thesen für eine solare Energiewende
Hauptthesen (Kurzfassung, pdf)
Thesen (Langfassung, pdf)
Auf die Dringlichkeit Thesen zur Solarisierung der Energiewende zu erarbeiten und zu diskutieren ist in der SONNENENERGIE 2|19 hingewiesen worden. Anfang Juli hat die DGS auf der Aktionsseite die Diskussion über die Thesen eröffnet. Alle DGS-Mitglieder wurden gebeten, sich an der Diskussion zu beteiligen.
- Die Thesen sind ein Versuch, innerhalb der DGS durch eine Diskussion der Mitglieder einen grundsätzlicher Konsens in technologischen, ökologischen und wirtschaftlichen Fragen zu finden.
- Ziel der Diskussion: Mit abgestimmten Positionen an die Öffentlichkeit, die Politik, die Wirtschaft und an andere Verbände zu gehen
Der Entwicklungsprozess der Energiewendethesen der DGS
- Entwicklung von Eckpunkten, die auf der Delegiertenversammlung (DV) im Frühjahr 2018 bestätigt wurden.
- Entwicklung der Thesen, die auf der DV im Frühjahr 2019 bestätigt werden.
- Die Thesen wurden auf die DGS-Webseite gestellt und im Newsletter zur Diskussion gestellt.
- Einleitender Artikel in der SE 2/19: ohne Beschleunigung der Energiewende werden alle Ziele verfehlt werden.
1. Fazit der Diskussion
Dieser Konsens in der DGS ist gelungen, es gab nur wenige gegenteilige Diskussionsbeiträge und Kommentare. Das Echo war erfreulich:
a) Direkt zu den Thesen gab es technologische und wirtschaftliche Fragen: z. B. über das Zusammenwirken von Solarthermie und Wärmepumpe in einem solaren Energiesystem, sowie auf den Aspekt des Primats der Ökologisierung der Energiewende.
b) Wortmeldungen zu öko-sozialen und gesellschaftlichen Themen
c) Kritiken und Korrekturhinweise, die geprüft ggf. und in die Thesen aufgenommen wurden.
d) Ergänzungsvorschläge: bezogen sich meist auf die Umwandlung der Thesen in Forderungen, die der Beirat aber bisher nicht berücksichtigt hat, weil Forderungen abhängig sind von der jeweiligen energiepolitischen Situation und Diskussion im Land, während Thesen zeitunabhängig bestand haben, selbst dann, wenn ihnen inzwischen entsprochen wurde. Die Beiratsmitglieder sind mit der Resonanz der Thesen in der DGS zufrieden und schlagen vor, einen Schlussstrich unter die Diskussion zu ziehen. Wir haben uns mit den Thesen zur Solarisierung der Energiewende ein Fundament erarbeitet, auf dem wir uns in die gesellschaftlichen Debatten und Dialoge einschalten können.
2. Zwei Strategien
Strategie I: Das Primat der Ökologie ist für eine Beschleunigung der Energiewende notwendig, um die gegenwärtige Wirtschaftspolitik durch eine ökologische Klimapolitik abzulösen. Die Erneuerbaren Energien müssen vor allem ökologisch von Vorteil sein.
Strategie II: Die beiden Standbeine der Energiewende sind die Erneuerbaren Energien und die Energieeinsparung. Sie bilden die Grundlage für ein Ende der Klimakrise. Sie können zwar nicht mehr das Erdklima retten so wie wir es kennen und kannten. Aber sie sind die Grundlage einer zukünftigen nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft, mit der die Menschheit überleben kann. Die Studie von Dr. Joachim Nitsch (DLR) 2019 sagt aus: Noch können die selbst gesteckten Klimaziele der BRD eingehalten werden!
Wir sollten das Ziel, 100 % Erneuerbare Energien in der Energieversorgung Deutschlands nicht aufgeben. Die Energieversorgung produziert ca. 85 % der CO2-Emissionen, 15 % kommen aus dem landwirtschaftlichen Sektor.
3. Die Hauptthesen zur solaren Energiewende sind:
1. Die Menschheit verfügt über alle technischen Möglichkeiten, das Klimaproblem ebenso wie die Energiearmut in den Griff zu bekommen. Hauptthese ist, dass wir alle Technologien erforscht und entwickelt haben, um 100 % der Energieversorgung zu erreichen.
2. Das Primat der Ökologie bei der wirtschaftspolitischen und technologischen Umsetzung der Energiewende ist eine Bedingung für das Überleben der menschlichen Zivilisation. Dies bedeutet, dass die Schadens- und Folgekosten der fossilen und konventionellen Energien sich in den Energiepreisen niederschlagen muss. Die Technologien zur Nutzung Erneuerbarer Energien müssen an den ökologischen Anforderungen einer vollendeten Energiewende ausgerichtet werden.
3. Da Deutschland die selbstgesteckten Klimaziele bis 2020 nicht erreichen wird, ist es schon heute sicher, dass auch die Ziele für 2030 und 2050 ohne eine Beschleunigung der Transformationsprozesse nicht zu erreichen sind. Für eine Beschleunigung ist es notwendig, die gegenwärtige Wirtschaftspolitik durch eine ökologische Klimapolitik abzulösen.
4. Um ein radikales Umkippen des Weltklimas noch verhindern zu können, muss die Energieversorgung in Deutschland in den kommenden 20 Jahren komplett CO2 frei werden. Auch der Import von Erdgas muss beendet und der Gebäudebestand entsprechend effizient saniert werden. Technologie- und Investitionsentscheidungen im Gebäude- und Verkehrssektor müssen den kurzen Zeithorizont bis 2036 berücksichtigen: die Zeit für graduelle Verbesserungen und Brückentechnologien (Erdgas/ LNG) ist jetzt schon abgelaufen.
5. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss um den Faktor 10 pro Jahr zunehmen. Die darin bestehende Herausforderung, ist zu bewältigen, wenn die ökonomischen Rahmenbedingungen diesem Ziel angepasst und die Investitions- und Vergütungspolitik vereinfacht werden.
6. Solarisierung des Wärmebereichs: Die Beschleunigung der Wärmewende ist für die Erreichung der Klimaziele der Dreh- und Angelpunkt. Solarthermische Anlagen haben ein großes solarenergetisches, technisches und wirtschaftliches Potenzial: Solarthermie hat einen zwei- bis fünffach höheren energetischen Wirkungsgrad als Photovoltaik. Solare Wärme kann in Deutschland den Wärme- und Heizungsbedarf bis zu 50 % decken.
7. Speicher sind die Kernelemente für eine Solarisierung der Energieversorgung. Sie verbinden die Konversionstechniken zeitunabhängig mit den Nutzungssektoren Strom, Wärme und Kraftstoff. Vor allem saisonale Wärmespeicher erhöhen die Nutzungseffizienz solarthermischer, bioenergetischer und geothermischer Anlagen. Mit Brennstoffen, die aus Erneuerbarem Strom generiert werden (Power-to-Gas, Power-to-Liquid) ist das Speicherproblem für erneuerbare Energien grundsätzlich gelöst.
8. Effizienz, Suffizienz und Konsistenz sind die drei Säulen der Energieeinsparung: Ein Energiebedarf kann sowohl durch Energieeinsatz als auch durch Energieeinsparungsmaßnahmen gedeckt werden. Es geht darum, mit weniger Energie den gleichen Nutzen zu erzielen. Energiedienstleistungen können Energie sowohl durch Kapital (Investitionen) als auch durch technisches Wissen anbieten. Energie und Kapital sind bis zu einem gewissen Grade wechselseitig substituierbar.
9. Allein durch eine Steigerung der Energieeffizienz um den Faktor Drei, kann der notwendige Ausbau der Erneuerbaren Energien auf ein Drittel des Ersatzes der fossilen und nuklearen Energien reduziert werden. Sie ist daher aus ökologischer, aber auch aus ökonomischer Sicht ein unverzichtbarer Baustein der Solarisierung.
10. Dezentralität ist ein wesentliches Merkmal der Solarisierung der Energieversorgung. Sie ist mit der Energiegewinnung vor Ort und mit dem Energiekonsum einer Vielzahl lokaler Anwendungsbereiche ein Vorteil gegenüber einer zentralen fossil-nuklearen Energiegewinnung. Dezentrale und bürgernahe Stromnetze beschleunigen die Solarisierung. In dem Maße wie zentrale nukleare und fossile Großkraftwerke verschwinden (Atom- und Kohleausstieg), wird die Ebene der Übertragungsnetze in ihrer gegenwärtigen Funktion vermindert. Damit werden die Mittel- und Niederspannungsebenen für den Ausbau dezentraler Stromnetze gestärkt.
11. Sozialverträglichkeit und Akzeptanz der Solarisierung der Energiewende vertragen sich hinsichtlich der Kosten, der technischen Handhabung und der Teilhabe mit einem nachhaltigen Energiesystem, das ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Eine Energietechnik muss, um sozialverträglich zu sein, mit den Zielen, Grundsätzen und Werten der Gesellschaft übereinstimmen. Daraus kann Akzeptanz für die Energiewende entstehen.
An Radikalität sind diese Thesen kaum zu überbieten: Schlüsselthese ist der Primat der Ökologie beim Ausbau der Erneuerbaren Energien, das die bisherigen wirtschaftlichen Mechanismen außer Kraft setzen.
4. Die Umweltbewusstseinsstudie 2018
Energie: Eine bemerkenswert hohe Zustimmung gibt es zu den Zielen und Strategien der Energiewende. 95 Prozent finden die Steigerung der Energieeffizienz durch neue Technologien für das Gelingen der Energiewende wichtig, 92 Prozent den Ausbau der erneuerbaren Energien. Gleichzeitig sind 81 Prozent der Meinung, dass die Energiewende zu langsam vorangeht und 76 Prozent kritisieren, dass die Kosten der Energiewende zu ungleich verteilt seien.
Umwelt/ Klima: Nur 14 % trauen der Bundesregierung in Sachen Umwelt- und Klimaschutz noch etwas zu. (50 % weniger als noch 2016). Mit dem Engagement der Städte und Gemeinden sind 24 Prozent zufrieden und mit dem der Umweltverbände 71 Prozent. Nur 8 % vertrauen auf der Industrie, dass sie etwas gegen den Klimawandel unternimmt.
Bei den folgenden Handlungsvorschlägen können wir uns auf die Ergebnisse der Umweltbewusstseinsstudie stützen.
5. Zehn Handlungsvorschläge für eine Offensive der DGS
- Die DGS sollte auf Basis der abgestimmten Thesen eine Offensive starten: Thesenpapier an die Regierung (Ministerien), die Parteien, NGO, Verbände, F4F, Rebellion gegen Auslöschung schicken
Vorschlag: Die Thesen mit einer positiven Botschaft verschicken oder übergeben: Wir könnten sie mit der ökologischen Strategie mit dem Ziel verbinden, in 15 Jahren eine weitgehend CO2-freie Energieversorgung zu erreichen.
Technisch möglich wäre das:
- durch eine Verdopplung des Anteils der Erneuerbaren Energien von heute 14,9 auf 30 % (Strom auf 90 % und Wärme 30 %) wie in den Thesen angegeben und
- durch eine Erhöhung der Energieeffizienz um den Faktor Drei
Dann hätte man rechnerisch 2035 einen erneuerbaren Energieanteil von 90 Prozent.
- Technische Alternativen anbieten: Zurzeit können kaum Windräder installiert werden. Doch Strom ist ersetzbar: durch Energieeinspartechniken, durch Geothermie und Solarthermie.
- Ein neues Energierecht ist notwendig (Vereinfachung): Gespräch mit Thorsten Müller (Würzburg) vereinbaren über die rechtlichen Möglichkeiten, die die DGS wahrnehmen kann. Ziel: Das DGS-Haus
- Forderungen erheben und an Ministerien und Parteien herantreten, um das Klimapaket zu verbessern: Neufassung des EEG (Einspeisevorrang, die Thesen von Johannes Lackmann zu einer Novellierung des EEG vorantreiben),
- Abschmelzen von Subventionen um 5 % jährlich: Sie bremsen und begrenzen den Ausbau der Erneuerbaren Energien und verletzen internationaler Vereinbarungen.
- Vorschlag von Michael Viernickel aufnehmen, einen „roten Leitfaden“ für den energetischen Umbau zu erarbeiten, um Projektierern und Politikern konkrete Handlungsanweisungen oder Entscheidungskriterien an die Hand zu geben (Einer der besten Diskussionsbeiträge).
- Stadtwerke ansprechen, Dörfer besuchen die EE behindern: Die DGS sollte auf allen Ebenen und mit allen Parteien Gemeinsamkeiten suchen und alle Ebenen ausloten.
- Die DGS sollte einen Workshop veranstalten, um die Sprachlosigkeit der Energiewende beenden: Der Beirat schlägt vor, dazu einen Workshop auszurichten, um die Wechselwirkung von Technologie und gesellschaftlichen Narrativen zu diskutieren. Prüfen, wie diese Vorstellungen von der DGS aufgenommen werden könnten. Stichpunkt: Informationen über die Entwicklung der Energiewende ergeben noch kein Wissen darüber, wie sie funktioniert und gelingen kann. (Dazu den Diskussionsbeitrag von Martin Unfried beachten.)
- Als Ergebnis des Workshops eine Tagung zusammen mit Solar-, Klima- und Umweltverbänden organisieren.
- Geld vom UBA oder BMU einwerben für Aufklärungsprojekte, Reisekosten und Materialien und für die Tagungskosten