25.08.2017
Die DGS Sprachprüfsteine
Die Solargemeinde und die Bürgerenergie brauchen eine neue sprachliche Identität: Vielen Solarfreunden erschienen im Jahr 2011 die Regierungsbeschlüsse zur Energiewende als ein Meilenstein auf dem Weg zur endgültigen Durchsetzung der Erneuerbaren. Der jahrzehntelange Kampf schien von Erfolg gekrönt, nun würde Kanzlerin Merkel nicht nur die Atommeiler abschalten, sondern der gesamten Kohleverstromung den Rest geben. Doch das Gegenteil trat ein. An die verbale Zusicherung des „Ja zur Energiewende“ wurde ein „aber“ geknüpft, welches eine schleichende Umwertung einleitete, welche die politische Offensive zur Eingrenzung der Erneuerbaren tarnen sollte. Eröffnet wurde dieser „Wertewandel in der Energiewende“ mit einem Reigen neuer Wortschöpfungen, die dem positiven Begriff der Energiewende jeweils eine zweifelhafte Eigenschaft anhängten.
Spezialist war der damalige Umweltminister Altmaier, der zu Beginn des Jahres 2014 sagte, „Energiewende ja, aber sie wird zu teuer – wir brauchen eine Strompreisbremse“. Danach kam das „… ja, aber sie dauert zu lange, wir brauchen eine Brückentechnologie“. So ging das über einige Stationen weiter, erinnert sei hier an die „Gefährdung der Netzstabilität“ durch die Fluktuation der Erneuerbaren, der mit Netzausbau und Flexibilisierung des Verbrauchs (Demandside-Management) begegnet werden müsse. Der saubere Diesel und die Energieeffizienz gehören ebenfalls zu diesen zielgerichteten Wortschöpfungen. Den Höhepunkt dieser von vielen gar nicht so wahrgenommenen Unterwanderungskampagne zelebrierte die Kanzlerin persönlich auf dem Neujahrsempfang des Bundesverbandes Erneuerbare im Januar 2015. Der Ausbau von Solar- und Windenergie ginge zu heftig und schnell, die Energiewende brauche eine „Atempause“.
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25.08.2017
SONNENENERGIE 3|2017
In wenigen Tagen erscheint die neue Ausgabe der SONNENENERGIE. Das Heft 3|17 beschäftigt sich unter anderem ausführlich mit der Diskussion zur CO2-Steuer, den globalen Energieverbräuchen, mit zwei Projekten fortschrittlicher Wärmeversorgung, Energiesuffizienz im Gebäudebereich, Energieberatungen für Nichtwohngebäude, Potentialinduzierter Degradation, Ressourceneffizienz, der maritimen Energiewende und der energetischen Nutzung von Neophyten. Zudem findet sich in dieser Ausgabe ein ausfühliches Interview mit Michaele Hustedt und der letzten Teil unserer Serie Après Paris, verfasst von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Das ist nur ein Ausschnitt, das Inhaltsverzeichnis können Sie hier einsehen. Die SONNENENERGIE bietet wie gewohnt Artikel aus dem gesamten Spektrum rund um das Thema Erneuerbare Energien und Energiewende. Vertreten sind alle Aspekte: Politik, Wirtschaft und Technik.
Die SONNENENERGIE ist in der Vereinsmitgliedschaft der DGS (Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V.) enthalten. Zudem können Vereinsmitglieder weitere Stückzahlen der SONNENENERGIE zum Vorzugspreis erwerben. Als Mitglied im Bund der Energieverbraucher, erhalten Sie die SONNENENERGIE zu vergünstigten Kondtionen. Die SONNENENERGIE ist im Einzelverkauf an Bahnhofsbuchhandlungen erhältlich.
Auch Nichtmitglieder können die SONNENENERGIE, in gedruckter oder digitaler Form, abonnieren. Beide Abos, gedruckt oder digital, gibt es im Jahresabo für 39 €. Das ermäßigte Abo für BdE-Mitglieder, Rentner, Studierende, Schüler, Behinderte, Arbeitslose erhalten Sie für 31 € im Jahr. Im Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel ist das Einzelheft zum Preis von 9,75 € erhältlich.
Hier können Sie die gedruckte wie auch die digitale SONNENENERGIE abonnieren.
25.08.2017
Kapazitäten für Elektroautos!
Zum vergangenen Wochenende wurde in einigen Medien die Stromwirtschaft zitiert, dass die Kapazität des Stromnetzes insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg für einen starken Zuwachs an Elektrofahrzeugen nicht ausgelegt sei. Es wurde vorgerechnet, dass wir einen Strombedarf von 77 Gigawatt haben, wenn alle Fahrzeuge durch Elektroautos ersetzt werden und alle Fahrzeuge abends gleichzeitig geladen werden sollen.
An dieser Stelle ist zu überlegen, welchen Gehalt eine solche Berechnung hat? Würden alle Verbrenner-Fahrer am Samstag um 11:00 an die Zapfsäulen zum Volltanken fahren, wäre unser System spätestens um 12:30 Uhr auch am Ende. Brauchen wir deshalb mehr Tankstellen? Obwohl der Fahrzeugbestand in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten deutlich gesteigert wurde, hat die Zahl der Tankstellen in Deutschland von 46.000 (Rekordwert in 1970) auf 14.500 (2017) genauso deutlich abgenommen.
Wenn ein Diesel-Familienauto mit vollem Tank eine Reichweite von 1.100 km hat, steht es nur rund einmal im Monat für 10 Minuten an der Zapfsäule. Warum soll ein E-Auto mit 400 km Reichweite bei einem Arbeitsweg von 10 km am Tag dann täglich stundenlang an die Ladestation? Abstruse Annahmen führen eben zu abstrusen Ergebnissen.
Doch weitere Gedanken schrecken noch mehr: Warum hat die Stromwirtschaft den zukünftigen Bedarf nicht kommen sehen, so sagen wir in den vergangenen 10 Jahren. Sind die Netzbetreiber tatsächlich erst jetzt aufgeschreckt, wo Tesla und die Deutsche Post mit dem Streetscooter die Straßen langsam erobern? Hätten die Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber nicht vor Jahren schon einen Netzausbau starten können, der dann zur Verfügung steht, wenn er benötigt wird? Es sei auch an dieser Stelle an Bertha Benz erinnert, die Ehefrau des Autobauers Carl Benz, die sich im August 1888 das von ihrem Mann gebaute Auto ohne sein Wissen auslieh, um von Mannheim nach Pforzheim zu fahren, ohne eine Tankstelle auf der Stecke zu haben – Benzin gab es damals nur in der Apotheke. Wenn sie gewartet hätte, bis ein komfortables Tankstellennetz nutzbar gewesen wäre, würden wir heute noch mit der Pferdekutsche reisen.
Sicherlich benötigen wir ein funktionierendes Stromnetz und ebenso die Kapazitäten, um damit Sektorenkopplung und Elektromobilität in Zukunft zu bedienen. Welche gewaltigen Strommengen das sind, kann aus den Studien von Prof. Quaschning von der HTW Berlin abgelesen werden. Es kann nicht sein, dass die Netzbetreiber nur passiv klagen, dass das heutige Netz nicht ausreicht. Um bei einem Beispiel von Prof. Quaschning zu bleiben: Vor 20 Jahren gab es nur Festnetztelefone, keine Handys. In diesem Bereich hat es die Gesellschaft geschafft, durch massive Investitionen in die Infrastruktur (Handynetz) und Geräte einen Technologiebereich bis heute komplett umzukrempeln. Das sollte doch auch beim Strom möglich sein?
Ein anderer Vergleich: Wie kann ein Produktionsbetrieb am Stadtrand mit 800 MW Strom versorgt werden, in eine Garage aber keine 11 kW schwache Wallbox mehr montiert werden? Ist nicht der Netzbetrieb im Sinne der Kunden auch die wirtschaftliche Grundlage der Netzbetreiber? Haben sie kein Interesse, dem Kunden den gewünschten Anschluss mit ausreichender Leistung zur Verfügung zu stellen? Gerade bei den Übertragungsnetzbetreibern mit gesetzlich garantierter Rendite (von derzeit 9 %) ihrer Investitionen ist es nicht nachvollziehbar, dass hier an Leitungsquerschnitten gespart werden muss. Auch sind viele andere Umbrüche denkbar: Elektroautos könnten als Netzpuffer benutzt werden, um Lastspitzen auszugleichen und Verbräuche zu glätten. Sie könnten als Dienstleitung gepoolt werden, so wie es manch Speicherhersteller mit Stromspeichern im Hauskeller bereits anbietet. Aber wenn keine passende Wallbox montiert werden kann, weil die Kabel zu dünn sind, wird diesen Geschäftsmodellen die Zukunft schon an der Steckdose verwehrt.
Die Stromversorger und Netzbetreiber haben schon in den früheren Jahren den Zubau bei erneuerbaren Energien unterschätzt. Gleiches darf bei der Umstellung auf die Elektromobilität nicht wieder passieren. Vielleicht sollte die Stromwirtschaft einmal die Studien von Prof. Quaschning ansehen und auf dieser Basis den Netzentwicklungsplan – auch in den Verteilnetzen - mit der Bundesnetzagentur modifizieren. Das wird sicherlich zu mehr oder größeren Leitungen auch in den Verteilnetzen führen. Aber dann können wir sicher sein, dass die weitere Markteinführung der Elektrofahrzeuge nicht an der Infrastruktur scheitern wird.
25.08.2017
Rohrkrepierer Nationale Plattform E-Mobilität
„Alle Arbeitskreise wurden vom VDA (Verband der Automobilhersteller; d.Red.) diktiert!“ Heftige Kritik an der vom Bund gegründeten „Nationalen Plattform Emobilität“ übte dieser Tage Kurt Sigl, der Präsident des Bundesverbands eMobilität e.V. (BEM). In Nürnberg nannte er die von der Autoindustrie dominierten Arbeitskreise (AK) „Rohrkrepierer“. Die AKs hätten nicht einmal ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Ladestecker in Garagen von Eigentumswohnungen erlaubt. Doch genau das sei ein wichtiger, aber deshalb weiter offener Punkt. Denn Deutschland hinke der gesamten Welt und unseren Nachbarländern hinterher, schimpfte Sigl auf die Politik und die Autoindustrie gleichermaßen.
Dass es hierzulande nicht mehr E-Autos gibt, liege nicht nur am immer noch unzureichenden Fahrzeugangebot, sondern vor allem an der unklaren Versorgungssituation. Bayern trage bei den Ladestationen gar „die Rote Laterne im nationalen Ranking“. Franken sei aber eine positive Ausnahme. Denn in Nordbayern werden E-Tankstellen zugebaut, lobte Sigl die Nürnberger N-Eergie.
Neben Sigl schimpfte bei einem Pressegespräch in Nürnberg auch N-ERGIE-Prokurist Rainer Kleedörfer über die Alles-oder-Nichts-Mentalität in Deutschland. Statt bei der Umrüstung der elf Millionen Zweit- oder Drittautos anzufangen, die durchschnittlich 27 km am Tag fahren, werde die „zu geringe Reichweite der E-Autos“ als Kaufhindernis dargestellt. Und immer wieder würden Schnellladesäulen gefordert; die könnten aber von den wenigsten E-Mobilen heute schon genutzt werden.
Deshalb setzt Nordbayerns Verbund Franken+ auf herkömmliche Technik, wenn es um Ladestationen geht: Die „Wechselstromlogik, 2 x 22 Kilowatt“ (kW) werde im öffentlichen Bereich ausgebaut, „gerade dort, wo es Einstiegsmöglichkeiten in den ÖPNV gibt. So fangen wir Pendlerströme rechtzeitig ab.“ Längere Ladezeiten seien dort kein Problem. Zumal selbst aktuelle deutsche E-Autos wie der VW Golf nur mit 3,7 kW zu laden seien. Die Schnellladung an Gleichstromstationen dagegen sei vor allem an Schnellstraßen vonnöten, meinte Koordinator Markus Rützel. Der wünschte sich zudem: Aus dem Ladeverbund Franken+ solle ein gesamtdeutsches, technisch kompatibles Netzwerk entstehen. Denn zig verschiedene Ladezugänge verhinderten systematisch den Ausbau der E-Mobilität.
Bis vor Kurzem galt ja sogar das Ziel „eine Million E-Autos bis 2020“. Von dem hat sich vor ein paar Wochen aber sogar Kanzlerin Angela Merkel offiziell vom verabschiedet“. Ob der Politik das von den deutschen Autoherstellern eingeflüstert wurde, „die extrem stark geschlafen haben? Denn das Ziel wird sicher erreicht, weil Plug-In-Hybride und Range Extender auch dazu zählen“ und nicht nur reine Emobile: Kurt Sigl rechnete vor, welchen Einschätzungsfehler die Physikerin Merkel gemacht habe.
„Und jetzt im Wahlkampf kommt Panik auf“: Der BEM-Boss sah einen Zusammenhang mit Katastrophenmeldungen der jüngsten Zeit, bei denen E-Autos als größere Umweltsünder als Diesel dargestellt werden. Doch das Gegenteil sei der Fall, so Kurt Sigl: „E-Mobilität hat auch mit Lebensqualität zu tun. Sie ist eine Chance und kein Übel. Sie macht Spaß und ist kein Verzicht.“
Heinz Wraneschitz
25.08.2017
Dieselfreund mit Schaum vorm Mund
Die Debatte um Dieselgate ist voll in den Strudel des Wahlkampfes geraten. Das war durchaus zu erwarten. Der Kraftfahrzeugindustrie und der Mineralölindustrie passt das überhaupt nicht ins Konzept und so verschärft auch sie den Ton. Nachdem Umweltministerin Barbara Hendricks bei ihrer Forderung für Motor-Nachrüstungen Unterstützung vom Umweltbundesamt (UBA) erhalten hat, keilt CSU-Verkehrspolitiker Peter Ramsauer in einem Interview im Deutschlandfunk am Donnerstag zurück: Dies sei ein „Generalangriff gegen die deutsche Autoindustrie“. So ganz Unrecht hat er damit nicht. Denn wenn sämtliche Autobauer unisono den gleichen Mist vertreten und partout nicht einsehen wollen, dass die Gesundheit der Bürger Vorrang haben muss, dann kommen sie gemeinsam ins Fadenkreuz der Kritiker.
Dem UBA-Argument, auch eine Software-Leihgabe von der GamesCom würde an der Luftqualität nicht viel ändern und mindestens in 70 Städten drohten nach wie vor Fahrverbote entgegnete Ramsauer mit der freihändig aufgestellten Behauptung, dass seit den 90er Jahren „die deutsche Autoindustrie maßgeblich dazu beigetragen und es geleistet hat, die Stickoxid-Belastung um 70 Prozent zu reduzieren“. Man braucht hier nicht drüber diskutieren, dass diese Behauptung jeder Grundlage entbehrt. Erinnert werden soll aber daran, dass die Verminderung von NOx-Belastungen aus Kohlekraftwerken, Heizungen und Industrieschloten auch nur nach harten Auseinandersetzungen der Umweltbewegung mit den Verursachern erreicht werden konnte. Sich diese Feder jetzt an den Hut stecken zu wollen, sagt nicht nur viel über Ramsauer, sondern über die gesamte Automobilbranche aus. Nach wie vor wird gelogen und betrogen.
Interessanter als die Schaukämpfe im bundesdeutschen Wahlkampf sind aber Meldungen der Internationalen Energie Agentur (IEA), wonach der flächendeckende Austausch von PKWs mit Verbrennungsmotor woanders nicht nur nicht grundsätzlich abgeblockt wird, sondern mit staatlicher Unterstützung angepackt wird. Die IEA schreibt in einem kürzlich veröffentlichten „Globals Electro Vehikel Outlook 2017“, dass 2016 weltweit zwei Millionen E-Autos auf den Straßen unterwegs waren. Der Löwenanteil der elektrischen Neuwagen werde in China verkauft, das einen Weltmarktanteil von 40 Prozent habe. Dort, so die IEA, rollen außerdem bereits 200 Millionen Zweiräder und über 300.000 elektrische Busse und LKW. Auch wenn der Marktanteil der E-Autos im unteren einstelligen Prozentbereich liege, weise er eine stark steigende Tendenz auf. In Deutschland bleibt die 1-Prozent-Marke immer noch ein Traumziel.
Anders als im Stammland der globalen Autoindustrie verhalten sich Wirtschaft und Industrie in anderen europäischen Ländern. Auch hierüber gibt die IEA-Studie Auskunft. In Norwegen waren 2016 drei von zehn Neuwagen Elektrofahrzeuge. Und in den Niederlanden liegt ihr Anteil bereits bei 6,4 Prozent. Schweden bringe es immerhin schon auf 3,4 Prozent. Die IEA, die kein Freund von Erneuerbaren Energien ist und wohl wenig gegen den Betrieb von E-Autos mit Kohlestrom einzuwenden hat, rechnet mit einem massiven Wachstum des Marktes für die Elektromobilität. Bis zum Jahr 2020 könnten zwischen neun und 20 Millionen E-Autos auf den Straßen fahren. Bis zum Jahr 2025 würde sich diese Zahl explosionsartig auf 80 bis 100 Millionen erhöhen. Ob die deutschen Dieselfreunde da noch mitkommen?
Klaus Oberzig
IEA – Global EV Outlokk 2017
25.08.2017
SPD-Klimaschutzziele müssen aktualisiert werden
In einem Offenen Brief haben sich 30 Nicht-Regierungsorganisationen, darunter auch die DGS, mit der Forderung an SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz gewandt, die Klimaschutz-Ziele der Partei dringend zu aktualisieren. Anbei ein Ausschnitt aus dem Brief:
Sehr geehrter Herr Schulz,
in den Antworten auf die von 21 Energiewende-Organisationen am 2. Juni 2017 vorgelegten Wahlprüfsteine hat Ihre Partei angegeben, dass bis 2050 nur ein Anteil von 80 bis 95% der Energie aus Erneuerbaren Quellen angestrebt wird. Die bestehenden Ausbaudeckel für Erneuerbare Energien (EE) werden bekräftigt. Ein Termin für den Kohleausstieg, um damit einen entsprechenden Speicherausbau anzureizen, wird nicht genannt.
Das sind Positionen, die das Wirtschaftsministerium, bzw. die schwarz-rote Regierungskoalition vor Jahren festgelegt hat und weiterhin aufrecht erhält. Inzwischen hat sich aber die Welt verändert.
lesen Sie hier den kompletten Brief auf der Seite des Initiatoren, dem SFV
25.08.2017
Kampagnen gegen die Erneuerbaren
Die Kampagnen der Initiative neue soziale Marktwirtschaft gegen das EEG: In der letzten Zeit gibt es im Vorfeld der Bundestagswahl wieder auffällig viele Berichte in verschiedenen Leitmedien wie Bild, Bild am Sonntag, FAZ, Handelsblatt, Wirtschaftswoche, Welt u.a., die die Erneuerbaren Energien in ein schlechtes Licht als Preistreiber und Problem für die deutsche Wirtschaft rücken. Eine ausgewogene Darstellung unter Berücksichtigung der positiven Effekte der Erneuerbaren Energien oder gar deren zwingende Notwendigkeit für den Klimaschutz findet dort so gut wie nicht statt. Solche Berichte haben seit vielen Jahren Konjunktur und können nur mit einer gezielten Diffamierungskampagne gegen Erneuerbare Energien erklärt werden, die dahinter steckt.
So veröffentlichte Mitte August das Institut für Wirtschaft in Köln ein Policy Paper mit dem Titel „Energiepolitische Unsicherheit verzögert Investitionen in Deutschland“ in dem es darlegt, dass Unternehmen Investitionen zurückhielten, da die energiepolitischen Rahmenbedingungen nicht genug Sicherheiten bieten würde. Dabei bezieht sich das Papier zu einem großen Teil auf energieintensive Unternehmen, die ohnehin von der gesamten oder auch teilweise von Umlagen und Entgelten befreit ist. Gleichzeitig wird kritisiert, dass durch die steigende EEG-Umlage die Kosten für Unternehmen, die nicht von diesen Ausnahmen profitieren, steigen und damit deren Wettbewerbssituation verschlechtern. Keinen Platz in der Diskussion findet, dass die Umlage unter anderem in den letzten Jahren gestiegen ist, weil die Ausnahmeregelungen zugenommen haben und somit die Belastung für die anderen Verbraucher zunimmt.
Journalistisch top aufbereitet und unterlegt mit scheinbar erdrückenden Faktendarstellungen blenden sie den Laien und halbinformierten Fachmann. Sie sollen offensichtlich den Boden für weitere Verschlechterungen der politischen Rahmenbedingungen für die Erneuerbaren Energien schaffen, wie es schon in der Vergangenheit geschehen ist, um damit dem Fortbestand der fossilen Wirtschaft und womöglich sogar der erneuten Laufzeitverlängerung der noch nicht abgeschalteten Atomkraftwerke den Weg bereiten.
Begonnen hat diese neue Kampagne gegen die Erneuerbaren Energien Ende Januar dieses Jahres. Die Initiative neue soziale Marktwirtschaft (INSM) hat eine „Faktensammlung – Die Fehler der Energiewende“ veröffentlicht, in der sie Fake News über die Erneuerbaren Energien verbreiten wollte. Darin versuchte die INSM „Fakten“ zu verbreiten, warum die Energiewende zu teuer und zum Scheitern verurteil sei. Es war nicht die erste Kampagne gegen die Energiewende dieser Lobbyorganisation, die von den Arbeitgeberverbänden der Metall-und Elektroindustrie gegründet worden ist. Lesen Sie hier weiter.
Hans-Josef Fell
Links:
IW: Energiepolitische Unsicherheit verzögert Investitionen in Deutschland
Hans-Josef Fell: Neue Fake News Kampagne der INSM gegen Erneuerbare Energien (22.02.17)
INSM: Die Fehler der Energiewende
Einen anderer vierseitiger Zeitungsartikel von Daniel Wetzel mit dem Titel "Wieviel Strom verbraucht ein Windrad?", veröffentlicht in der Welt am 23.07.2017, nahm der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) zum Anlass für eine Richtigstellung. In dem Text überzeugt Wetzel seine Leser davon, dass die erhoffte Energiewende von Atom- und Kohlestrom zu Wind- und Solarstrom in Deutschland nicht möglich sei, jedenfalls nicht so schnell und vollständig wie sich das einige Optimisten in Verkennung der betrüblichen Realitäten vorgestellt hätten.
Ausführliche Richtigstellung des SFV
25.08.2017
Kleiner Medienspiegel
Indien schließt Kohleminen - Solar ist billiger: In Indien werden derzeit noch rund 80 Prozent des Stroms in fossilen Kraftwerken erzeugt. Das soll sich ändern, denn der Ausbau der Erneuerbaren ist nicht nur politisch gewünscht, sondern inzwischen auch günstiger. Noch dominiert Kohle die Stromerzeugung in Indien. Kohlekraftwerke mit einer Leistung von über 194.000 MW sorgen in ganz Indien für Strom. Das sind fast 60 Prozent der indischen Stromerzeugungskapazitäten. Die Photovoltaik kommt bereits auf fast 14.000 MW und soll bis 2020 nach den Regierungsplänen auf 100.000 MW ansteigen. Inzwischen ist Solarstrom günstiger als Kohlestrom, sodass der größte Kohleproduzent des Landes Medienberichten zufolge fast 100 Kohleminen schließen wird. Link zur Meldung
Änderungen im Marktanreiz-Programm für erneuerbare Wärme: Ab dem 1. Januar 2018 muss der Antrag auf eine Förderung nach dem Marktanreizprogramm (MAP) in allen Fällen einheitlich vor Beginn der Maßnahme gestellt werden, für die eine Förderung gewünscht wird. Der Antragsteller muss seinen Antrag also eingereicht haben, bevor er den Auftrag beispielsweise zur Errichtung einer Solarthermieanlage oder einer Wärmepumpe erteilt. Lediglich Planungsleistungen dürfen bereits vor Antragstellung beauftragt und erbracht werden. Für Förderfälle bis zum Jahresende gilt eine Übergangsfrist. Bislang existierten zwei verschiedene Förderverfahren, die sich insbesondere darin unterschieden, ob der Förderantrag vor oder nach Errichtung der zu fördernden Anlage gestellt werden musste. Wie das BMWi weiter erklärt, bleiben alle übrigen Anforderungen, die das MAP für die Förderfähigkeit von Erneuerbare-Wärme-Technologien aufstellt, unverändert. Einzelheiten dazu
Der E-Autobauer Tesla hat für die Produktion seines neuen Model 3 frisches Geld eingesammelt: Über Anleihen seien 1,8 Mrd. $ in die Kasse kommen, wie Tesla nach Angaben von wallstreet-online mitteilte. Anleihen sind Schuldscheine, für die Investoren jährlich Zinsen erhalten und die am Ende ihrer Laufzeit zurückgezahlt werden. Ursprünglich hatte Tesla 1,5 Mrd. $ einsammeln wollen, doch angesichts der starken Nachfrage stockte der Elektroautohersteller den Betrag auf. Die Anleihen mit einer Laufzeit bis 2025 werden mit lediglich 5,3 Prozent verzinst. Tesla hatte kürzlich seinen ersten Mittelklassewagen namens Model 3 herausgebracht und muss nun die Produktion massiv hochzufahren. Nach 84.000 Fahrzeugen im vergangenen Jahr will Tesla bis Ende 2018 die Produktion auf 500.000 Wagen jährlich hochschrauben. Das Model 3 soll den Weg zu einem breiten Publikum erschließen. Sein Preis liegt bei 35.000 $ vor Steuern und wird zudem staatlichen Zuschüssen gefördert. Ende Juli wurden die ersten 30 Fahrzeuge ausgeliefert. Es lägen bereits über 450.000 Reservierungen vor. Link zur Meldung
Berliner Haushalte für Klima-Reallabor gesucht: Knapp eine Tonne CO2. Soviel sollte jeder Mensch in Deutschland im Jahr 2050 jährlich nur noch emittieren, wenn internationale Klimaziele eingehalten werden sollen. Derzeit liegen die Deutschen aber bei sage und schreibe 11 Tonnen pro Person. Um das Ziel zu erreichen, ist nicht nur die Politik gefragt. Jeder einzelne Bürger kann etwas tun. Wie eine Reduzierung unseres CO2-Fußabdrucks unter den gegenwärtigen Bedingungen realisiert werden kann, möchte das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit dem Projekt Klimaneutral Leben in Berlin (KLiB) mit 100 Berliner Aktionshaushalten 1 Jahr lang testen. Die Haushalte erhalten mittels einer eigens zu diesem Zweck entwickelten Handy-App (Carbon Tracker) kontinuierlich ein Feedback zu ihrem Fußabdruck, berichten über evtl. Probleme und erhalten fachliche Beratung. Die App rechnet die Kauf- und Nutzungsdaten in CO2 um, was sowohl wissenschaftlichen Zwecken als auch der Kommunikation mit den Unternehmen und der Stadt dient. Berliner Interessenten können sich per Mail unter klib(at)pik-potsdam.de melden. Zur Projektwebsite
Hocheffiziente Perowskit-Dünnschichtsolarzelle in Potsdam entwickelt: Mitglieder der Berlin-Potsdamer Graduiertenschule HyPerCells haben Perowskit-Dünnschichtsolarzellen mit Rekordwirkungsgraden von deutlich über 20 Prozent entwickelt. Langfristig sollen diese Zellen mit klassischen Halbleitermaterialien zu hocheffizienten Tandem-Zellen kombiniert werden, um den Wirkungsgrad nochmals deutlich zu erhöhen. Außerdem lässt der niedrigtemperierte Herstellungsprozess der Perowskitzellen die Prozessierung auf flexible Substraten zu, was mit den meisten klassischen Halbleitermaterialien nicht möglich ist. Dadurch könne der Anwendungsbereich der neuen Zellen drastisch erweitert werden. Die vor zwei Jahren gegründete Graduiertenschule HyPerCells ist eine gemeinsame Einrichtung der Universität Potsdam und des Helmholtz Zentrums Berlin für Energie und Materialien GmbH. Informationen zu den Perowskit-Zellen
Bald mehr Solar- als Atomenergie: Die weltweiten Kapazitäten der Photovoltaik werden bald mit jenen der Atomkraft gleichgezogen haben oder diese sogar überholen, berichtet das Online-Portal euractiv.de mit Bezug auf US-Forscher. Am Ende des Jahres werden die Solarenergie-Anlagen der Welt insgesamt eine Kapazität von 390 GW haben, schätzt Greentech Media (GTM, Link). Das wäre nur minimal weniger, als die derzeitige Energiekapazität aller Atomreaktoren (391,5 GW). Laut GTM könnten Entwicklungen in China dafür sorgen, dass Photovoltaik die Atomenergiekapazitäten sogar dieses Jahr noch überholt. Der Global Solar Demand (Link) Monitor von GTM zeigt auch, dass sich die globale Solarenergie-Kapazitäten in nur fünf Jahren vermutlich mehr als verdoppeln werden und im Jahr 2022 bei 871 GW stehen.
Klaus Oberzig