13.05.2022
Was die Heizungs- und Sanitärmesse IFH Intherm mit der Intersolar zu tun hat
Ein Vergleichsversuch von Heinz Wraneschitz
Am ersten Tag waren die Hallen bereits voll, am zweiten noch voller, am vollsten am dritten. Und selbst am letzten Messetag brach der Besucherstrom nicht ein, resümierte der Fachverband Sanitär,- Heizungs- und Klimatechnik Bayern (FVSHK) nach Abschluss der Präsenzmesse IFH Intherm.
Die fand Ende April 2022 in Nürnberg statt. Mit 20.000 Gästen wäre man zufrieden gewesen, so der ZVSHK, 29.600 waren es am Ende.
Von der veranstaltenden GHM Gesellschaft für Handwerksmessen mbH aus München hieß es ergänzend: Egal, „ob die Begegnungen geplant, spontan oder zufällig waren – die Freude über das Wiedersehen und neue Begegnungen war überall deutlich spürbar“. Wie anderswo fielen auch die bundesweiten und regionalen Fachmessen für Sanitär-, Haus- und Gebäudetechnik (SHK) in den vergangenen zwei Jahren den Corona-Beschränkungen zum Opfer. Doch Ende April „konnten sich Handwerk, Handel und Industrie endlich wieder treffen, Produkte anfassen und ausprobieren, intensive Gespräche führen und Geschäfte von Mensch zu Mensch tätigen“ – der schriftliche Veranstalterjubel klingt sehr euphorisch.
Strahlende Gesichter
Wer bei der IFH am Nürnberger Messegelände war, spürte diese Euphorie leibhaftig: bei Gästen wie Ausstellern fast nur strahlende Gesichter. Das spiegelt sich auch in der Ausstellerbefragung wider: „Das Gesamtkonzept der IFH/Intherm wurde von rund 90 Prozent mit gut bis sehr gut bewertet“, so die Veranstalter.
Denn anders als der Gesamtverband Bauwirtschaft, der die Betriebe vor „schweren Zeiten“ sieht, ist die Teilbranche SHK „zu zwei Drittel mit dem Bestand beschäftigt“, wie Wolfgang Schwarz auf BSZ-Nachfrage erklärt. Der Geschäftsführer des FVSHK Bayern sieht nicht nur „wegen der noch 1,2 Millionen Öl- und 1,4 Mio. Gasheizungen in den Häusern Auslastung in den nächsten zehn bis 15 Jahren“ für das hiesige Handwerk. Zumal gerade bei den immer stärker nachgefragten Wärmepumpen „der Einbau länger dauert als bei Öl- oder Gasheizungen“.
Was wurde gezeigt?
„Heiztechniken der Zukunft“ hatte deshalb auch das „Fokusthema“ der Messe gelautet. Waren bislang Solarstrom-Anlagen vor allem beim Elektrohandwerk angesiedelt, sehen sich die SHK-ler inzwischen auch hier stark auf der Matte: Die Kombination mit stromgetriebenen Wärmepumpen macht`s möglich. Solarthermie, also Kollektoren zur Wärmeerzeugung spielen weiterhin eine große Rolle; diese wiederum in Verbindung mit Holz- und Pelletheizungen.
Auch den – möglichst mit Ökostrom produzierten – Energieträger Wasserstoff (H2) sieht das Heizungsbauerhandwerk „bereits am Horizont“, selbst wenn H2 bislang „noch ein Nischenprodukt“ sei. Immerhin aber hat die Remeha GmbH aus Emsdetten in Nordrhein-Westfalen bereits Heizkessel für das „erste H2-Pilotprojekt Deutschlands“ bei Dortmund geliefert.
Auch wenn gegenüber der IFH 2018 gerade mal etwa 60% Aussteller angereist waren: Der Senertec-Dachs, das Klein-Kraftwerk für Wärme und Strom aus Schweinfurt war wieder zu sehen. Denn der soll jetzt am besten mit Flüssig- statt mit Erdgas betrieben werden: Selbst der Grüne Bundesenergieminister Robert Habeck buhlt ja zurzeit weltweit um die Lieferung dieser Fossil-Energieform.
Und „Energie im Kreislauf der Natur“, also Wärme ausschließlich aus Holz: Darauf setzt Heizomat aus Mittelfranken bereits seit 40 Jahren recht stolz. Und steht damit in Gegenmeinung zu DGS-News-Autor Götz Warnke.
Damit das SHK-Handwerk aber grundsätzlich mehr zu Klimaschutz und Energiewende beitragen kann, wünscht sich Wolfgang Schwarz seitens der Regierung wenigstens „verlässliche Rahmenbedingungen bei den Förderquoten. Und den Abbau des Bürokratismus, zum Beispiel bei den geforderten Statistiken.“ Und aller positiven Aussichten zum Trotz verschweigt er nicht, dass auch das SHK-Handwerk Probleme hat. Selbst bei einem neuen Tarifvertrag mit einer vierprozentigen Lohnsteigerung „fehlen uns Facharbeiter. Was die Industrie bietet, ist konkurrenzlos. Das Handwerk bildet aus wie die Weltmeister, und die Industrie kauft die gut ausgebildeten Monteure weg. Aber das ist der Markt“, gibt sich der LVSHK-Geschäftsführer etwas zerknirscht.
Intersolar: anders – oder doch nicht?
Und damit ist auch schon der Zusammenhang mit der Intersolar München hergestellt, die gerade stattfindet. Und die – natürlich? - nicht mehr so heißt, sondern „The Smarter E - Innovation Hub für die neue Energiewelt“. Denn dort werden nun neue Energiegeschäftsmodelle präsentiert genauso wie Speicher Ladelösungen oder Elektromobile. Alles auf viel größeren Ständen als bei der IFH. Ob jede:r einzelne Besucher:in deshalb mehr Platz hat, oder ob der Nachholbedarf nach der letzten Intersolar im Oktober 2021 einfach nicht so groß ist, bleibt zunächst offen.
Klar ist: die Schau in München wendet sich nicht vordergründig für das Handwerk. Und obwohl es einen eigenen Konferenzbereich „Fachkräftegewinnung“ des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW Solar) gibt: Dessen Geschäftsführer Carsten Körnig sieht im Gegensatz zu LVSHK-Mann Schwarz kaum Probleme, die für die massive notwendige Ausweitung des Zubaus von PV-Anlagen notwendigen Mann- und Frauschaften im Handwerk auf die Dächer zu bekommen. Das Klimaziel 1,5 Grad (das kaum zu erreichen ist…) fordert hohe Installationszahlen.
Körnig erkennt den Flaschenhals aber noch nicht einmal bei „Fertigungskapazitäten. Die lassen sich skalieren. Die Logistik ist ein Problem, aber nicht strukturell.“ Zwar sei das Handwerk heute „teilweise am Anschlag“. Doch der BSW setze vor allem auf „die überwiegende Zahl der Innungsbetriebe, die sich noch garnicht mit PV beschäftigt hat. Wenn der zehnte Anruf beim Hauselektriker eingeht, merkt er, da entgeht mir ein Geschäft.“ Aber der BSW-Chef gibt wenigstens zu: „Herausfordernd ist es allemal.“