13.03.2020
Erneuerbare Energien in der Großstadt
Drei Stunden nahm sich Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler/FW) Zeit, um in der „kleinen Großstadt“ und selbsternannten „Solarstadt“ Fürth zu erfahren: Wie kann es im urbanen Umfeld gelingen, nachhaltige Energiewirtschaft zu betreiben?
Am Ende der „Energietour“, wie in der Einladung stand, war Glauber überzeugt: „Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind hier gut aufgestellt.“ Zu drei Stationen hatten ihn Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) und „infra“-Geschäftsführer Marcus Steurer geführt: Zum Wasserkraftwerk an der Rednitz mitten in der Innenstadt; zum Biomasse-Heizwerk in Stadtteil Vach; zum ehemaligen Müll- und seit 2005 "Solar“-Berg Atzenhof.
Zwar musste Stadtwerke-Chef Steurer zugeben: „Eine komplette Regenerative Energieversorgung werden wir hier nicht hinbekommen.“ Dennoch war Glauber beeindruckt. Denn mit 13 Prozent liegt die innerstädtische EE-Stromerzeugung bereits recht hoch „in der größten Stadt, die ich bisher offiziell besucht und mich ins Goldene Buch eingetragen habe“, wie der Minister zugab. Doch solche Energie-Pläne funktionierten nur „mit Stadtwerken. Die sind die Zukunft der Energieversorgung“: Dieses Lob des Landespolitikers auf die kommunal organisierte Versorgung galt nicht nur der infra Fürth. Die wiederum bessern die städtische Öko-Energiebilanz damit auf, dass sie auf Zertifikate-Strom sowie auf Energiegewinnung rund um Fürth setzen. Ein Teil davon ist eine große Biogas-Erzeugung in Cadolzburg. Dessen Methan fließt durchs Erdgasnetz nach Fürth und wird dort in Biogas-Blockheizkraftwerken (BHKW) zu Strom und Wärme umgewandelt.
Besonderes Gas, nämlich aus der ehemaligen Mülldeponie Atzenhof, wird im Vacher Heizwerk genutzt. Doch inzwischen, so die Betreiber, reiche der Gasdruck im Berg nicht mehr aus, um wie lange Jahre ein BHKW laufend damit zu versorgen. Deshalb wurde aus dem Heizkraftwerk (HKW) ein Heizwerk, in dem vor allem Restsägeholz aus dem Nachbarort Cadolzburg verbrannt wird und als Fernwärme die Häuser des Ortsteils versorgt.
Auf die Süd- und Westhänge des gar nicht weit entfernten Müllbergs wurden 2003 Gestelle einer Megawatt-Solarstromanlage montiert. Einige Anteile dieser Anlage hat die Stadt selbst erworben. Doch statt der versprochenen Rendite von 4,25 Prozent jährlich erziele die Solaranlage seither Jahr für Jahr Einnahmen von 7,5 Prozent des eingesetzten Kapitals, berichtete OB Jung dem Gast: Davon würden besonders Schulen profitieren. „Wir wollen die Anlage nun erweitern“, kündigte er zudem an. „Der Solarberg ist inzwischen ein Erkennungszeichen für unsere Stadt“, so Thomas Jung.
Als kleinen Problemfall stellte infra-Chef Steurer das in die Jahre gekommene Wasserkraftwerk nahe der Stadthalle dar. Bislang werden dort jährlich 1,4 Mio. kWh Ökostrom gewonnen. Nun aber würden gesetzliche Vorgaben den Einbau einer neuen Fischtreppe verlangen: Zwei Mio. Euro Kosten schätzt der Stadtwerke-Mann dafür. Ob diese Investition getätigt werde? Diese Frage wollte Steurer nicht beantworten. Trotz aller Ökoenergie-Ambitionen in der kleinen Großstadt Fürth.