08.11.2019
Eine Messe – zwei Erfinderwelten
IENA, die Erfindermesse Nürnberg: Sie ist alle Jahre wieder ein Universum, in dem zwei Welten aufeinandertreffen. Da ist einerseits die Welt jener Erfinder, die über reale Möglichkeiten hirnen, wie sie ihren Mitmenschen das Leben leichter machen könnten, ohne die Erde zu schädigen. Doch auf der anderen Seite finden Besucher dort auch immer solche Erfindungen, die mit der realen Welt nichts gemein haben. Das ist gerade bei Energie-Ideen öfters zu erleben.
Die IENA mit echter Energie
- Eine echt reale Erfindung ist auf jeden Fall Particleex. Vor allem auf abschüssigen Straßen-Strecken will Erfinder Johannes Fick aus Großschafhausen gleichzeitig Strom erzeugen sowie Feinstaub, gerade solchen vom Reifenabrieb, aus der Luft absaugen und filtern. „Energieerzeugung über minimale Wippbewegungen“, ausgelöst durch darüberfahrende Autos, beschreibt die Firma die Idee. Über den stabilen Straßenunterbau wird ein System aus wenigen Zentimeter breiten, beweglichen Kipp-Elementen gelegt. Gleichzeitig sind in jeden zweiten Streifen Löcher integriert, durch die der Feinstaub abgesogen wird. Ein quasi in sich selbst wirkendes System zur Luftreinigung.
- Ein Hausboot auch für`s Trockene: eWalker heißt das solarelektrisch aufblasbare und angetriebene „Hausboot für den Kofferraum“. Peter Moser aus Jena hat es erfunden. Ob fürs Flusswandern oder als Angelinsel – es eignet sich für alles Mögliche. Doch Privatier Moser, ein ehemaliger Manager, der seine Firma offenbar günstig verkaufen konnte, denkt und baut „in Modulen“, wie er betont. Deshalb ist sein Hausboot zum Beispiel auch als Behausung in Flüchtlingsunterkünften auf feuchtem Untergrund nutzbar. Ob mit oder ohne Solarenergiesystem, bleibt dem Käufer überlassen.
Sinnvoll sind flexibles PV-Modul, Spezial-Laderegler und Batterie aber schon: „Ich stelle mich daneben und warte, bis es aufploppt“, erklärt der Erfinder seine bevorzugte kräftesparende Art des Aufbaus.
- Der Wasserkraft-Schlepplift: Strom aus dem Fluss: Ein Wasserkraftwerk, das an einen Schlepplift erinnert, hat Erwin Ginter aus Oberndorf am Neckar präsentiert. Wenn auch bislang nur als Modell. „Eine politische Entscheidung ist notwendig, damit Fließgewässer als Stromlieferant genutzt werden können“, weiß Ginter. Denn obwohl seine Wasserschaufeln ohne zusätzliche Stauwehre funktionieren: Die Fischer und Wasserbehörden dürften sich auch dagegenstemmen. Doch wenn nicht hier: Die Stromerzeugung in abgelegenen Gebieten unserer Erde sei damit auch zu machen.
Jetzt hat Ginter erst einmal das Gebrauchsmuster in der Tasche und das Patent beantragt. Nun soll in Wasserlaboren die Funktion geprüft und verbessert werden. Und wer weiß?
- Ein komplett neuer Mobilitätsansatz: Das „Dr. Kerner Verkehrssystem des 3. Jahrtausends“ besteht unter anderem aus genormten Standard-Elektrofahrzeugen für Personen- und Gütertransport. Dazu gehören auch Eisenbahnwaggons auf den heutigen Schienenwegen der Spurweite 1.435 mm, die unter den Sitzreihen Laderaum für solche Autos oder Güter haben: Man denke einfach an standardisierte Flugzeug-Container.
Franz Kerner ist sicher: Um den durch die Mobilität bestimmten Wohlstand unserer Gesellschaft zu erhalten, werden künftig „Effizienz bei Energie und Zeit das Verkehrswesen bestimmen“. Und er hat nicht nur kurz- und mittelfristige Ziele aufgezeigt, sondern „die langfristige Lösung“ dafür bereits jetzt konzeptionell vorgelegt: Das Verknüpfen der einzelnen Verkehrsmittel steht im Zentrum seines Systems.
Da er jede Menge Erfahrung als Baufachmann hat, könnten ja auch offizielle Stellen bereit sein, sich auf Franz Kerners Verkehrssystem einzulassen. Aber womöglich verlangt der Stuttgarter keine so hohen Beraterstundensätze wie die internationalen „Großen“, was ein Ausschlusskriterium sein könnte.
Die Dunkle Energie-Seite der IENA
Begeben wir uns aber noch kurz in das Schattenenergie-Paralleluniversum der IENA. Wieder war es für unseren Reporter kein Problem, „echte“ Energieerzeugungsmaschinen zu finden. Heinzis persönliches „Perpetuum Mobile des Jahres“ ist das Sandkraftwerk (siehe Bild) des Saudi-Arabischen Ingenieurs Al-Shehri Ali Aedh A. „Die Produktion von Elektrizität durch Sand, der von oben herabfällt, eine Turbine antreibt, die erneuerbaren Strom erzeugt, der wiederum den Sand nach oben transportiert“, steht auf seiner Erfinderkarte mit dem Titel „Vision 2030“ zu lesen. Und: „umweltfreundlich“ sei seine Erfindung obendrein.
Förmlich hinein in die Sphären der Raumkraft zog die Nürnbergerin Beatrice Schalk die Besucher mit ihrer Blumenspirale. „Die Pioniere der Freien Energie und ihre Liebe zum Leben“ war die „Sonderschau“ betitelt. Und passend dazu war der Stand auch noch mittendrin, quasi als Herzstück – oder war es das Schwarze Loch? – der ganzen Halle 3C angeordnet.
„Mit Dank an die Messeleitung der IENA“, wie zu lesen war, gewährte die Ausstellerin „Einblick in das Wirken zweier großer Erfinder des vorigen Jahrhunderts, Nikola Tesla und Viktor Schauberger“. Diese waren „ihrer Zeit weit voraus und hinterließen uns bahnbrechende gesellschaftsverändernde Technologien, die von den Wissenschaftlern erst jetzt verstanden und bewiesen werden können“, so Erfinderin Schalk.
Welche heutigen Wissenschaftler sie damit meinte, ließ sie zwar offen. Doch vermutlich sind das Leute wie
Hans Lehner , Hans Ulrich Strunk oder Alois Ludwig Siegrist, der Erfinder des Raumquantenmotors, der sich schon mal Professor Oliver Crane nannte. Vom Motor und von Crane-Siegrist gibt es zwar viel Papier. Das muss man aber nicht wirklich ausdrucken, wie hier richtigerweise steht.
Den stromproduzierenden Motor konnte man auch kaufen. Aber hat wirklich je einer existiert geschweige denn Elektronen ausgespuckt? Irgendwie fliegen die Quanten wohl immer noch Parallel-Universum der IENA herum.
Ein teilkommentierender Beitrag von Heinz Wraneschitz