11.07.2011
e-fit-Projekt: Online-Kurse zu Erneuerbaren Energien
Die Erneuerbaren Energien sind ein Zukunftsfeld für viele Berufe. Wie kann eine erfolgreiche Vermittlung von Fachwissen gelingen? Unter dem Titel „e-fit“ werden derzeit Online-Kurse und Lernwerkzeuge entwickelt, die es ermöglichen sollen, sich lebenslang beruflich im Zukunftsfeld Erneuerbare Energien zu qualifizieren.
Vier Organisationen arbeiten in einem Forschungskonsortium zusammen: Neben dem Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT), das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU), die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und die Technische Universität Dresden. „Das Projekt verfolgt das Ziel, die Erfolgsfaktoren beruflicher Qualifizierungsprozesse mit digitalen Medien in praktischen eLearning-Szenarien umzusetzen, zu erproben und zu verbreiten“, erklärt IZT-Projektleiter Dr. Michael Scharp.
Die Lernsituationen im e-fit – Projekt sind die berufliche Aus- und Weiterbildung sowie die Berufsvorbereitung. Die Zielgruppen sind Handwerker, Architekten, Ingenieure, Berufsschüler, Unternehmensmitarbeiter sowie Schulabgänger. Alle eLearning-Szenarien behandeln eine Technologie der Erneuerbaren Energien: Photovoltaik, Solarthermie, Solare Kühlung, Biomasse-Blockheizkraftwerke und Photovoltaik-Wechselrichter. Die Szenarien werden interaktiv mit Aufgaben und Feedback ausgestattet, so dass sie sowohl zum Selbstlernen als auch zum Blended Learning (Kombination von Selbstlern- und Präsensphase) geeignet sind.
In den Szenarien wird auf die Bildungsmaterialien der Partner zurückgegriffen und durch weiterführendes eigenes Material ergänzt. So stammen beispielsweise das Wissen und die Inhalte im „Solarthermie-Szenario für die beruflichen Weiterbildung“ von der DGS Berlin, die mit den „DGS-Leitfäden“ bereits gedruckte Standardwerke in Deutschland und Europa etablieren konnte.
Die DGS Solarschule Berlin hat im Mai 2011 zudem einen Pilotkurs „DGS-Fachkraft“ mit Selbstlern- und Präsensphase durchgeführt und evaluiert. Die Kursinhalte wurden in 13 Lektionen und 147 Auf-gaben nach aktuellen Erkenntnissen der Lernpsychologie vermittelt. Mit Online-Werkzeugen und Live-Chats unterstützt konnten die 15 Teilnehmer ihre Lernerfolge optimieren. Die Evaluation ergab eine „hohe Akzeptanz“ und „geringe Bedienschwierigkeiten“. Von den Teilnehmern wurde zudem die „freie Zeiteinteilung“ und „die klare Struktur“ des Angebots geschätzt.
Alle eLearning-Szenarien, die weiterhin im e-fit –Projekt entwickelt und erprobt werden, sollen später auf andere Bildungssituationen übertragbar sein und von Dritten uneingeschränkt für ihr eigenes Bildungsangebot genutzt werden können.
11.07.2011
SONNENENERGIE 4/2011: Wunderbare Welt des elektrischen Stroms
Mit Solarstrom ist alles möglich: Nach wie vor steigt der Verbrauch elektrischer Energie, gleichzeitig wird verkündet, dass in absehbarer Zeit der sehr wesentliche Teil davon erneuerbar – vor allem solar – hergestellt werden wird. Unabhängig von einem tatsächlich erreichbaren PV-Anteil bedeutet der steigende Energiehunger, als Folge der fortschreitenden Elektrifizierung für Verbraucher steigende Energiekosten: Denn gerade die „Edelenergie“ Strom weist die höchsten spezifischen Kosten auf. Macht es dann Sinn, unsere Energiewirtschaft so weit wie möglich zu verstromen?
Große Worte
Hört man die Worte mancher Solarstromvisionäre, so wird Photovoltaik (PV) immer häufiger als die Lösung aller Probleme dargestellt. Neben der Substitution des konventionell erzeugten Industrie- und Haushaltsstroms sei PV in naher Zukunft auch in der Lage, zusätzlich die Energie zur Beheizung unserer der Gebäude und Energie fu?r unsere Mobilität zu liefern. Vom Fraunhofer IWES ist gar zu hören, dass man sich überlegen sollte, die Nachtspeicherheizungen nicht zu verbieten.
Stromwende
Wenn sich einer der größten Energiewendehälse, Bayerns Ministerpräsident Seehofer, dafür ausspricht, dass künftig alle Eigenheime in Bayern ohne Öl und Gas auskommen können, dann macht das schon stutzig. Und wenn er dann noch als Vision ausgibt, mit Sonnenenergie und einem stationären Speicher die Grundversorgung seines Hauses mit Energie unabhängig von Öl oder Gas gewährleisten zu wollen, dann stellt sich die Frage, was genau er unter Sonnenenergie versteht. Denn in so mancher Diskussion wurde Solarwärme bereits als Übergangstechnologie bezeichnet. Die sogenannte Niedertemperatursolarthermie, die nicht nur ein bisschen Warmwasser, sondern vielmehr Heißwasser erzeugt, wird immer öfter als nicht nachhaltig sinnvoll betrachtet. Das klingt irgendwie nach Brückentechnologien, womit bislang eigentlich immer Atomkraft, Kohle oder Erdgas gemeint war.
11.07.2011
SONNENENERGIE 4/2011: Sun Meets Water
Neue Wege in der dezentralen Wasseraufbereitung: Zur Bekämpfung der Trinkwasserproblematik, insbesondere in ländlichen Entwicklungsregionen, hat eine Kasseler Firma ein solar betriebenes Produkt entwickelt. Erste Systeme sind bereits im Einsatz und versorgen unter anderem Krankenstationen und öffentliche Zapfstellen mit sicher trinkbarem Wasser.
Mit der Entwicklung und Verabschiedung der Millennium Development Goals (MDG) auf dem Millenniumsgipfel in New York (2000) und dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg (2002) wurde der Grundstein dafür gelegt, den Anteil der Menschen ohne Zugang zu sicherem Wasser bis 2015 zu halbieren. Aufgrund enormer Anstrengungen von Seiten der Weltgemeinschaft ist dieses Ziel für die meisten Entwicklungsregionen in greifbare Nähe gerückt. Insbesondere in den urbanen Gebieten konnten Fortschritte erzielt werden. Dennoch haben heute immer noch knapp 900 Millionen Menschen keinen gesicherten Zugang zu Wasser – 84% davon leben im ländlichen Raum und werden von der Entwicklung der Städte regelrecht abgehangen. Hier sind die Menschen weiterhin von unbehandeltem Wasser aus Flüssen, Dämmen und Wasserlöchern abhängig. Dabei stellt die Aufnahme trinkwasserrelevanter pathogener Keime, wie z.B. den Cholera Vibrionen, verschiedener Protozoen, Sporen und Wurmeinern eine kontinuierliche Gefahr für die Gesundheit dieser Menschen dar. Auch heute sterben täglich über 5.000 Kinder an den Folgen des Konsums von Wasser aus solchen Quellen. Zudem zeigen Ausbrüche wie die der Cholera in Haiti, dass diese nur unter Einhaltung grundlegender Hygieneparameter beherrschbar sind (UNICEF, 2010). Die sichere Entfernung oder Abtötung dieser Keime stellt von daher die oberste Priorität in der Wasseraufbereitung in den ärmsten Regionen dieser Welt dar.
27.06.2011
SONNENENERGIE 3/2011: Reversible Elektrochemische Speicher
Speichertechnologien für 100% Erneuerbare Energien: Die Verankerung und der schnelle Ausbau Erneuerbarer Energien braucht Speichertechnologien, insbesondere elektrochemische Speicher. Diese müssen allen vorhersehbaren Anforderungen an Leistung und Energiemengen von stark fluktuierenden Zuflüssen gerecht werden. Für diese Bedürfnisse stehen technische Lösungen bereit, die aber als solche in der Erneuerbaren-Energien-Szene noch nicht ausreichend wahrgenommen werden. In diesem Artikel werden Annäherungen an verfügbare Lösungen diskutiert, die sich nicht ausschließlich auf die fachwissenschaftlichen oder rein technischen Zugangsmöglichkeiten beschränken. Diesem Einstieg sollen weitere Artikel folgen, die sich mit bereits etablierten Technologien wie Lithium-Ionen-Speichern aber auch den noch weniger bekannten Systemen der RedOx-Flow-Batterien und Hochtemperatur-Systemen befassen werden.
Frühzeitige Weichenstellungen erkennen
Die flächendeckende Einführung von reversiblen elektrochemischen Energiespeichern zur Speicherung, Pufferung und zum Transport der stark schwankenden Zuflüsse von Strommengen aus erneuerbaren Energiequellen ist unvermeidbar und längst überfällig. Bei der Betrachtung vieler öffentlicher und szenetypischer Debatten fällt auf, dass es noch kein breit verankertes Wissen bezüglich der Möglichkeiten zu geben scheint. Geeignete volkswirtschaftliche und technisch-politische Instrumentarien zur schnellen und vollständigen Deckung der Bedürfnisse, die den steigenden Zufluss von Strommengen aus Erneuerbaren Energien begleiten, werden noch ohne eine enge Koppelung an die wissenschaftlichen und technischen Möglichkeiten diskutiert.
Eine erweiterte Rezeption der Zusammenhänge erscheint umso wichtiger, als in den Reaktionen der konventionellen Energieindustrien auf die atomare Katastrophe in Japan bereits neue Versuche erkennbar sind, die Weichen der Debatte über den Umbau der Energiewirtschaft zu kontrollieren. Es mag hilfreich sein, zentrale Thesen als „Wasserzeichen“ herauszuarbeiten und sich daran zu orientieren, so wie es uns exemplarisch von Hermann Scheer vorgelebt worden ist. Andere Betrachter mögen andere Hintergründe setzen [1,2]. Es liegt jedoch nahe, dass die Realisierung elektrochemischer Speicher nicht als Voraussetzung für die Einführung regenerativer Energien, sondern als deren notwendige Folge zu betrachten ist.
Die Verfügbarkeit der kurz- und mittelfristig erreichbaren technischen Lösungen wird nicht über das Ob, sondern über das Wie einer regenerativen Energiewirtschaft entscheiden. Wie beeinflussen elementare Details der jeweiligen Speichertechnologien die Weichenstellungen des strukturellen volkswirtschaftlichen Umbaus? Welche dieser Details verstehen wir – und welche Optionen haben wir wirklich?
27.06.2011
SONNENENERGIE 3/2011: Buchbesprechung: Öldämmerung
Der Untergang der Ölplattform Deepwater Horizon im April 2010 verursachte die bislang größte Ölkatastrophe in der Geschichte der Menschheit. Das Desaster im Golf von Mexiko zeigt, wie aufwändig und risikoreich eine Ölförderung in der Tiefsee ist, die angeblich die Zukunft der Ölversorgung sichert. Auch wenn das Ereignis inzwischen von den Titelseiten der Weltpresse verdrängt ist, die Diskussion über die Zukunft der Ölversorgung läuft angesichts steigender Öl- und Benzinpreise weiter. Es wird diskutiert, ob die Risiken der Ölgewinnung in der Tiefsee überhaupt zu verantworten sind, welche Rolle die Regierungen spielen, vor allem wie und ob sie die Ölindustrie kontrollieren und wer die Verantwortung für solche Katastrophen wie auch für die Ölpreisentwicklung trägt. Die eine Frage, die aber entscheidend ist, wird bislang viel zu leise gestellt: Kann es überhaupt so weiter gehen?
Der Autor Jörg Schindler sagt ein klares und fundiertes Nein. Der Höhepunkt der weltweiten Ölförderung – Peak Oil – sei längst erreicht, jener Punkt also, ab dem die Ölfördermengen nicht mehr gesteigert werden können, auch nicht durch noch so risikoreiche Tiefseebohrungen. Die durch die Endlichkeit des Öls gesetzte Grenze sei spürbar und wirksam, lange vor der Förderung des sprichwörtlich letzten Tropfens. Schindler weiß wovon er schreibt. Er forscht und publiziert seit vielen Jahren über die Entwicklung der Energienachfrage und die Ressourcenverfügbarkeit. Er ist der Spezialist für dieses Thema. Bis Ende 2008 war er Geschäftsführer der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH, war Mitglied der Enquetekommission des Bayerischen Landtages „Neue Energie für das neue Jahrtausend“ und ist Gründungsmitglied der ASPO (Association for the Study of Peak Oil and Gas) Deutschland und bis heute in deren Vorstand.
Schindler sieht im Untergang der Deepwater Horizon den letzten Weckruf für eine vom Öl abhängige Welt. Im unsinnigen Ringen um Tiefseeöl sieht er „die letzten verbleibenden Züge im Endspiel des Ölzeitalters“. Er zeichnet in seinem Buch zunächst die Havarie im Golf von Mexiko und ihre Hintergründe noch einmal detailliert nach. In seiner Analyse kommt er zu dem Schluss, dass die Zeiten billiger fossiler Energie endgültig vorbei sind und der Welt ein tiefgreifender Umbruch bevorsteht. Er belegt dies mit detaillierten Forschungsergebnissen über die Verfügbarkeit des Erdöls. Rund 60 Prozent der konventionellen Vorkommen in Höhe von 1.800 Gigabarrel (1 Gb = 1 Milliarde Barrel) sind gefördert und die rund 80 Gb Öl in der tiefen Tiefsee und in polaren Regionen, sowie die Teersände in Kanada oder extraschwere Öle in Venezuela werden daran nichts mehr ändern. Denn 90 Prozent oder mehr des insgesamt vorhandenen Öls auf dem Planeten habe man bereits entdeckt.