24.11.2017
Mit Netzintegration in die Zukunft
Energiespeicherung, Netzintegration und dezentrale Energieerzeugung waren die Schwerpunkte der StorEnergy in Offenburg, die vom 15. bis 16. November in der Messe Offenburg gemeinsam mit einer Windveranstaltung stattfand. Die Kongressveranstaltung mit angegliederter Ausstellungsfläche sprach dabei auch ausdrücklich Kommunen, Planer und Dienstleister aus dem benachbarten Frankreich an.
In seinem Vortrag stellte Prof. Dipl.-Ing. Elmar Bollin von der Hochschule Offenburg die aktuellen Projekte der Hochschule im Energiebereich vor. Er sieht ein großes Potential in der dezentralen Erzeugung, insbesondere in einigen Jahren, wenn Anlagen aus der EEG-Förderung herausfallen. Schon seit Jahren kann die Hochschule eine eigene Energieinsel (Inselnetz mit PV, Windkraft, BHKW und Speicher) zur Entwicklung neuer Algorithmen zur Optimierung des Eigenverbrauchs und des netzdienlichen Betriebs nutzen. Eine der Herausforderungen sind dabei die vielfältigen Kommunikationsprotokolle der unterschiedlichen Erzeugungs- und Verbrauchseinheiten, die für eine zentrale Steuereinheit zusammengeführt werden müssen. In einem weiteren Projekt „Smart Link“ wird ein netzfreundlicher Betrieb und ein vorausschauendes Lademanagement von Batteriespeichern entwickelt und verbessert. Auch Leistungstests von Batterien im Realbetrieb sind Bestandteil der Aktivitäten an der Hochschule.
Andreas Siegert vom Elektrohersteller Wago stellte die Anforderungen an ein virtuelles Kraftwerk dar und bestätigte, dass die Kommunikationsvielfalt technisch inzwischen kein Problem mehr darstellt. Alle Komponenten werden hier zentral angesteuert und können optimiert geregelt werden. Inzwischen wurde ein einem größeren Konsortium aus Forschung und Industrie ein offener Kommunikationsstandard „VHPready“ für die Energiebranche weiterentwickelt.
Für eine Erzeugungsanlage in einem virtuellen Kraftwerk (z.B. große PV-Anlage, Windrad oder Biogas) sind drei Aspekte besonders wichtig: Erstens die Fernsteuerbarkeit und Überwachung der Einspeiseleistung (wie vom EEG vorgeschrieben), die Anforderungen der Direktvermarktung (für neue Anlagen) sowie die netzdienlichen Aspekte (Bereitstellung von Blind- oder Regelleistung). All dies wird in der Leitstelle des virtuellen Kraftwerks konfiguriert und dann als „Fahrplan“ an die Erzeugungsanlage übermittelt, die dann diesen „Fahrplan“ abarbeitet.
Als konkretes Bespiel für ein virtuelles Kraftwerk zeigte er die Würzburger Kraftwerke. Dort wurden neben einem Müllheizwerk auch einige Industriekraftwerke, BHKW´s sowie private Biogasanlagen zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengeschlossen, der auch einen 33.000 Kubikmeter großen Warmwasserspeicher (als Senke für Überschuss-Strom, ausgestattet mit einem großen „Tauchsieder“) und steuerbare Verbraucher umfasst. Insgesamt 100 Anlagen mit einer Leistung von 550 MW arbeiten gemeinsam im Verbund.
Weitere Vorträge gingen auf die Sektorenkopplung, Power2Gas und Speicherung insbesondere von überschüssigem Windstrom ein. Die Begleitausstellung war von Anbietern der Windenergie dominiert, aber auch Beratungsunternehmen und das Land Baden-Württemberg (das auch Träger der Veranstaltung war) sowie ein Fraunhofer-Institut (IWES) und Viessmann (mit der Vorstellung einer Demonstrationsanlage für Power2Gas) waren mit einem Stand vertreten.
Jörg Sutter