22.02.2019
350 kW werden geboten
Die niederländische Fastned hat sich zum Ziel gesetzt, ein europaweites Netzwerk von Schnellladestationen aufzubauen. Eine erste Ultra-Schnellladestation wurde Ende 2018 in Limburg an der A3 errichtet. Dort wurde ein 175 kW-Ladegerät montiert, das für eine extrem rasche Aufladung von Elektrofahrzeugen sorgt. Die zweite derartige Anlage folgte in Paderborn an der A33, auch dort wurde – wie beim aktuellen Projekt an der A5 in Herbolzheim (Bild1) – ein auffälliges gelbes Dach mit durchscheinenden Solarzellen gebaut. Doch während in Paderborn auch 175 kW die maximale Ladeleistung sind, wurde bei den neuen Anlagen in Hildesheim und Herbolzheim dieser Wert noch weiter erhöht: Neben einer Ladung mit 43 kW (AC) oder 50 kW (mit CCS oder CHAdeMO) ist ein Ultra-Lader mit einer maximalen CCS-Ladeleistung von 350 kW vorhanden. Von dieser Leistung kann das Solardach natürlich selbst bei bestem Sonnenschein nur einen Bruchteil von einigen Kilowatt bereitstellen, für den Rest bezieht das Unternehmen nach eigenen Angaben Ökostrom aus Sonne und Wind. Deutlich wird auch, dass mit steigender Leistung auch ein Solardach und die Ladesäulen nicht mehr ausreichen: Neben der Ladestation ist eine Menge Technik in Form einer Trafostation und weiterer elektrotechnischer Installation aufgebaut (Bild2). Das Dach ist so hoch, dass auch eine Betankung von Elektro-LKW oder anderen Schwerlastfahrzeugen möglich ist – diese Zukunftsoption ist offen.
Auffällig auch: Diese Ladestationen sind im Gegensatz zu vielen anderen Ladepunkten an Autobahnen nicht ungeschützt im Parkplatzbereich angesiedelt, sondern direkt an der Tankstelle selbst, ganz analog zu den klassischen Zapfsäulen. Das fällt auf, steht doch sonst die Ladeinfrastruktur an Parkplätzen von Supermärkten, Flughäfen etc., aber bislang nicht direkt an oder in der Nähe der klassischen Tankstellen.
Derzeit können die Ultralader nur per Pauschalpreis pro Ladevorgang bezahlt werden, aktuell sind das 7,50 Euro. Der Betreiber arbeitet aber daran, die neunen Vorgaben des Eichrechts umzusetzen: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran Bezahlen pro kWh zu ermöglichen“, so Fastned auf seine Homepage.
Doch auch in den Städten sind vereinzelt schon höhere Ladeleistungen möglich: Zum Beispiel am Sitz der Pfalzwerke in Ludwigshafen am Rhein. Die Pfalzwerke betreiben dort gegenüber dem Haupteingang zwei Ladesäulen (Bild3). Hier kann mit Stecker Typ 2 mit 22 oder 43 kW geladen werden, außerdem mit CCS oder CHAdeMO mit bis zu 50 kW.
Bis Januar 2019 war die Ladung hier kostenlos möglich, jetzt wurde ein Pauschaltarif (3 Euro) pro Ladevorgang eingerichtet. Das ist also weniger als die Hälfte der obigen beschriebenen Ultralader. Im Laufe des Jahres werden auch die Pfalzwerke nach eigenen Angaben alle Ladesäulen auf ein kWh-basiertes Abrechnungssystem umstellen.
Trotzdem wird es beim Ladestrom wie bei der Currywurst sein: In der Stadt bleibt der Tarif günstig, anderenfalls werden die Kunden eher zuhause volltanken. Die Stromtarife an den Ladestellen entlang den Autobahnen können und werden dagegen höher sein. Doch unabhängig von den Preisen: Der Ausbau der Infrastruktur an den Hauptverkehrsachsen schreitet rasch voran. Die Elektromobilität kann kommen.
Jörg Sutter