17.08.2018
Irritationen zu Gütezeichen Solaranlagen
Vor drei Wochen hatten wir in den News die Pressemitteilung der Gütegemeinschaft Solaranlagen e.V. veröffentlicht, in der die Reaktivierung des RAL Gütezeichen Solar verkündet wurde. Nachdem die Gütegemeinschaft nun auch aktiv DGS-Mitgliedbetriebe anschreibt und versucht zum Mitmachen zu gewinnen, erreichten uns in der vergangenen Woche einige Rückfragen dazu. Daher diese kurzen Ausführungen zur Erläuterung der Hintergründe.
Im Jahr 2006 wurde auf Initiative der DGS der RAL Gütegemeinschaft Solarenergieanlagen gegründet. Zahlreiche Anbieter aus dem PV- und Solarthermiebereich hatten sich registriert und die – damals aktuellen – Güte- und Prüfbestimmungen als Richtlinie des Handels akzeptiert. In Arbeitsgruppen von RAL Solar wurden die Bestimmungen erarbeitet und aktualisiert, das RAL Solar-Zeichen zierte manche Verpackung und Homepage. Nach einer gewissen Zeit hat insbesondere die Marktbereinigung bei der PV in Deutschland auch die RAL Gütegemeinschaft Solar zur Aufgabe gezwungen: Immer mehr Firmen gingen in Insolvenz oder sind ausgetreten, eine Aufrechterhaltung der Prüfungen und der Aktualisierungen war nicht mehr möglich.
Der jetzige Neustart ist der Versuch, dieser Qualitätsoffensive wieder zu Leben zu verhelfen, Initiator ist der Vorsitzende der DGS-Sektion Arnsberg, Joachim Westerhoff. Dieser Neustart in Privatinitiative ist von der DGS unabhängig, ob er gelingt, wird sich zeigen. Herr Westerhoff hat Erfahrung in der Zusammenarbeit mit RAL, denn er hat bereits zwei andere Gütegemeinschaften in verwandten Branchen wie der Dachdeckerei betreut. „Die Praxis hatte gezeigt, dass insbesondere Handwerker, die mit dem Aufbau und der Wartung von Solarenergieanlagen betraut sind, auf die Güte- und Prüfbestimmungen des RAL Gütezeichens als Grundlage für Ihre Arbeit zurückgreifen“, so Westerhoff in der Ankündigung der Reaktivierung.
Der Fachausschuss PV der DGS bemängelt nun aber, dass die Güte- und Prüfbestimmungen in der jetzigen Fassung den allgemein anerkannten Stand der Regeln der Technik nicht wiedergeben, da dort veraltete Normen enthalten sind und Normänderungen nicht berücksichtigt wurden. Herr Westerhoff betont dazu, dass mit den Aktivitäten derzeit erst begonnen wird. Ziel ist es, in zwei Jahren ein funktionierendes System der Gütegemeinschaft zu haben und damit die Themen PV, Solarthermie und Batteriespeicher abzudecken. Batteriespeicher sind im derzeitigen Regelwert noch überhaupt nicht berücksichtigt. Es sollen aber keine neuen Normen oder Bestimmungen geschaffen werden, es soll nur zentral festgeschrieben werden, was Industrie und Handwerk bereits ausgearbeitet haben. Wichtig sind dann Verweise auf etablierte Regelungen wie z.B. den Sicherheitsleitfaden für Batteriespeicher, bei dessen Erstellung auch Verbände wie die DGS mitgewirkt haben.
Die derzeit verfügbaren Güte- und Prüfbestimmungen befinden sich derzeit bereits wieder in der redaktionellen Überarbeitung, auch eine neuerliche intensive Verbesserung und Ergänzung um das Thema Batteriespeicher ist schon angedacht. Auch sollen die Papiere verschlankt werden: „Am liebsten von derzeit 120 auf rund 50 bis 60 Seiten“, so Westerhoff. Auch die Website soll überarbeitet werden. Wichtig ist Westerhoff, dass die Sache an sich wieder nach vorne gebracht wird, auch wenn dies im Moment mit wenig Geld und Personalressourcen erfolgen muss. Mehrere große Hersteller sind nach seiner Aussage schon an einer Mitarbeit interessiert.
Rechtlich gesehen ist das „RAL GZ966“ das „alte“ Gütezeichen, die Gütegemeinschaft ist jedoch neu gegründet und hat mit den alten Aktivitäten nichts zu tun. Im Detail zeigt das der Name: Hieß die alte Gesellschaft „RAL Gütegemeinschaft Solarenergieanlagen e.V.“, lautet der Name der neuen Gesellschaft „RAL Gütegemeinschaft Solaranlagen e.V.“ Die zum Teil unklaren Formulare, die derzeit verfügbar sind, wurden teilweise inhaltlich von RAL vorgegeben, so dass hier nur wenig Verbesserungen vorgenommen werden können. Wichtig ist noch, dass die Mitgliedschaft in der Gütegemeinschaft von der Zertifizierung getrennt ist: Es werden also auch Betriebe mitmachen und können und das Gütezeichen nutzen, die nicht Mitglied in der neuen Gütegemeinschaft sind.
Insgesamt muss der momentane Stand also als Zwischenstand auf dem Weg zu einem hoffentlich in zwei Jahren funktionierenden System verstanden werden.
Weitere Infos im Web unter www.gg-solar.de