16.11.2018
Energiepreis Bayern 2018: Bewährtes setzt sich durch
Im Projekt >ÜZ – Erneuerbarer Energie einen Wert geben!< „entwickelt die Überlandzentrale ÜZ Mainfranken gemeinsam mit Kommunen die wärmetechnische Erschließung von Neubaugebieten, die Nutzung der oberflächennahen Geothermie mit Erdsonden und den Einsatz von Wärmepumpen mit kombinierten Speichern. Das Gesamtkonzept verbindet Strom und Wärme. Dazu stellt die ÜZ die Wärmequelle schlüsselfertig bereit “ So begründete die Jury die Vergaben des Kategorien übergreifenden Bayerischen Energie-Hauptpreises an die Lülsfelder Energiegenossen.
„Neue Ideen für ein besseres Energiesystem“ nannte der neue bayerische Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) die im Bayerischen Energiepreis 2018 ausgezeichneten Projekte. Doch – wie schon bei der ÜZ-Auszeichnung zu erkennen: Die Jury hat diesmal nicht nur absolut neue, sondern bereits bewährte Konzepte und Unternehmen bedacht.
Mit ihren speziellen Tarifen für Wärmepumpen- oder Pufferspeicher-Strom verschafft sich das kleine Unternehmen sich aber bereits seit Jahren Aufmerksamkeit in der deutschen Energiebranche. Und mit Sprüchen von ÜZ-Chef Gerd Bock wie diesem: „Für´n Appel und`n Ei“ bekämen Teilnehmer der Wärmepumpen-„Regelheizung“ in Schwebheim Wärme und Warmwasser.
„Genossenschaft ist Demokratie – und die Kraft der Energiewende kommt vom Land“ begründete Vorstandsvorsitzender Elmar Henke bei der Preisverleihung das Engagemet der Lülsfelder in Erneuerbare Energien. Im „normalen Leben“ ist er 1. Bürgermeister der Gemeinde Sommerach in Unterfranken. Es muss positiv stimmen, dass ausgerechnet diesem System die Bayerische Staatsregierung in ihrer Ladatio „die Übertragbarkeit auf Andere hinsichtlich ihres ganzheitlichen Ansatzes“ bescheinigte. (Mehr zu ÜZ-Projekten in den DGS-News vom 22.06.18).
168 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Organisationen hatten zum 11. Energiepreis-Aufruf Bewerbungen eingereicht. Das beweise das starke Interesse der Branche, und dass gerade „die Preisträger hervorragend aufgestellt sind“, um „ein effizientes und nachhaltiges Energiesystem aus und für Bayern“ zu schaffen, lobte Aiwanger den Haupt- und die sieben Kategorie-Preisträger bei der Gala in Nürnberg.
Wie erwähnt: die meisten davon haben bereits jahrelang bewiesen, dass Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen ist. So wurde der „Hocheffiziente KWKK-Systemverbund mit Kälte- und Dampferzeugung“ der Metzgerei Ponnath aus Kemnath bereits als BHKW des Jahres 2017 ausgezeichnet.
Mit „LINDA“ der „Lokalen Inselnetzversorgung und beschleunigter Netzwiederaufbau mit dezentralen Erzeugungsanlagen bei großflächigen Stromausfällen“ hat LEW Verteilnetz aus Augsburg Grundsatzerfahrungen gesammelt, eine dezentrale Energieerzeugung vom Netz- in den Inselbetrieb und wieder zurück zu führen. „So kann man auch kritische Infrastrukturen bei Notfällen versorgen“, erklärten die LEW-Leute bei der Preisverleihung.
Auch das Stadtwerk Haßfurt beweist mit „Power-to-Gas im Praxisbetrieb“, einem Gemeinschaftsprojekt mit Greenpeace Energie, seit Jahren, dass sich (überschüssiger) Windstrom als Wasserstoff speichern und in verschiedenen Nutzungsarten effektiv wieder als Strom und Wärme nutzen lässt. Stadtwerk-Geschäftsführer Norbert Zösch forderte auf der Bühne von Minister Aiwanger, er solle „in ganz Bayern die 10H-Abstandsregel abschaffen, dann würde Putin Angst bekommen vor unserem Windstrom“.
„e% - Energieeffizienter Wohnungsbau in Ansbach“ in der Kategorie „Gebäude als Energiesystem/Gebäudekonzept“ ist eine Kooperation der kirchlichen Joseph-Stiftung Bamberg zusammen mit den Architekten Deppisch und dem Ingenieurbüro M. Vogt, beide aus Freising.
Der gebäudescharfe „Energienutzungsplan Berchtesgadener Land“ des gleichnamigen Landkreises wird in Ökoenergie-Fachkreisen schon lange begeistert gefeiert.
Gleich zwei erfolgreich laufende Projekte – das städtische „Energiesparprogramm KEiM (Keep Energy in Mind) an Nürnberger Schulen“ sowie die „Qualifizierung von Auszubildenden zu Energie-Scouts“ der IHK für München und Oberbayern – wurden in der Kategorie „Initiativen / Bildungsprojekte“ belobigt.
Florian Samweber von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft FFE wiederum hat mit seiner Dissertation „Systematischer Vergleich Netzoptimierender Maßnahmen zur Integration elektrischer Wärmeerzeuger und Fahrzeuge in Niederspannungsnetze“ den Nachwuchsförderpreis errungen. Als „Tool für Wärme und E-Mobilität – damit die Netze nicht zum Flaschenhals der Energiewende werden“ beschrieb der Preisträger das Ergebnis seiner Dissertation.
Passend dazu durfte sich das Münchner Unternehmen ChargeX in einen „Pitch Contest“ mit der Würzburger ENER-IQ (Digitalisierung des Heizungskellers) und Turbonik aus Markt Bissingen (Entwicklung einer Mikro-Dampfturbine zur Eigenstromerzeugung) messen, um den Publikumspreis zu gewinnen. ChargeX hat ein „modulares Ladesystem für Elektroautos“ entwickelt, hieß es in der ministeriellen Presseinfo. Auf der Bühne beschrieb Tobias Wagner, einer der Geschäftsführer und Co-Gründer, als „die Mehrfachsteckdose für Elektromobile“. Die Produktion sei schon angelaufen.
Dennoch belegte ChargeX nur den zweiten Platz beim Pitch. Den 10.000-Euro-Siegerscheck bekam die Turbonik-Idee einer (Ab-)Dampfturbine von 300 kW Leistung. Die ist wasser- statt ölgeschmiert, und könnte 15.000mal in Deutschland eingesetzt werden, um überschüssigen Dampf zu verstromen. „9 Millionen Tonnen CO2 einsparen“ wollen die Gründer von Turbonik, die aus dem Fraunhofer-Umfis-Institut ausgegründet haben.