16.02.2018
Channelling – Fracking der metallenen Art
Gefahr erkannt – aber noch nicht wirklich gebannt. Weil Energie-Fracking eine große Gefahr für das Grundwasser darstellt, hat der Bundesgesetzgeber dies letztes Jahr per Gesetz verboten. Doch mit Wasser befasste Firmen und Organisationen fürchten, eine Art Metall-Fracking könnte das wichtigste Lebensmittel Wasser vergiften. Denn Mineralien chemisch zu lösen und an die Oberfläche zu befördern, das ist nicht ausdrücklich verboten.
Haben Sie schon einmal etwas von Channelling gehört? Nein, es hat nichts mit dem Zappen durch die Fernsehkanäle per Fernbedienung zu tun. Channeling, auch Hydraulic Fracturing genannt, ist eine Methode, mit der Gestein im Boden durch Flüssigkeiten und/oder Chemikalien unter hydraulischem Druck gebrochen wird, um es nach oben transportieren zu können. Also quasi ein Bergwerk ohne Stollenbau, ohne Kumpel unter der Erde, sondern mit chemisch-mechanischer Keule.
Im Sommer 2017 beschloss der Bundestag den neuen §13a im Wasserhaushaltsgesetz WHG. Der versagt Fracking, außer zu Forschungszwecken, zur Suche oder Gewinnung von Erdgas, Erdöl oder Geothermie. Seit dem 28. Januar 2018 ist dieser Passus in Kraft. Doch was nicht in Gesetzestext gegossen ausdrücklich verboten ist, bleibt erlaubt. Zum Beispiel eben Verfahren, die mit Flüssigkeiten und Druck Mineralien, Erze oder andere seltene Materialien aus der Erde spülen sollen.
Gut: Schon in der DDR förderte so das Kombinat Wismut Uranerz nach oben. Schlecht: Die Beseitigung auch der unterirdisch-chemischen Hinterlassenschaften wird möglicherweise nie ganz gelingen. Auf jeden Fall kostet es jede Menge Geld und gefährdet das Grundwasser. Und eine Gefahr solcher „Ewigkeitsschäden“ sahen alle, die sich am Donnerstag beim Mineralwasserproduzenten Frankenbrunnen in Neustadt/Aisch getroffen hatten auch beim Metall-Fracking: Gerade Chemikalien könnten dabei im Boden bleiben.
Doch trotz dieser Erkenntnisse und Bedenken fördert die Europäische Kommission derzeit im deutsch-polnischen Grenzgebiet ein Versuchsprojekt mit achteinhalb Mio. Euro. Biomore heißt es und dessen Betreiber benutzen im Internet viel Grün. Aber Bio steht an dieser Stelle nur für die Bakterien, die das Gestein im Untergrund zerfressen helfen. Biologisch ist das dagegen nicht. Da waren sich Organisationen, Firmen und Umweltpolitiker des gesamten Spektrums beim Neustädter Treffen grundsätzlich einig.
Die Biomore-Forscher sehen ihr Projekt als „Zukunft des Bergbaus“, wie auf www.biomore.info nachzulesen ist. Und ihnen ist offenbar sehr wohl bewusst, dass sie damit eine Gesetzeslücke ausschließen: Die Bemerkungen von Biomore-Mann Horst Heiny aus seinem Vortrag bei der EU (Seite 36) lassen kaum einen anderen Schluss zu.
Uwe Kekeritz, Grünen-Bundestagsabgeordneter (MdB) aus Uffenheim, hat 2017 dem neuen Wasserhaushaltsgesetz zugestimmt. Nun gab er in Neustadt unumwunden zu: „Ich bin als Politiker damals zu naiv gewesen – man möge mir die Naivität verzeihen. In dieses Fracking-Verbot gehören Rohstoffe jeder Art rein“, ist seine Meinung heute. Doch der MdB hat einen Verdacht: „Die das Gesetz geschrieben haben, wussten genau, was sie tun.“
Denn „Biomore ist nur ein Beispiel“: Darauf weist Josef Aigner, Umwelt-Chef bei Frankenbrunnen, hin. Für Arno Dopychai, Vorsitzender der Vorstandes beim Verband Deutscher Mineralbrunnen e.V., könnten beispielsweise (unterirdische) „Sprengungen eine Gefahr für die langfristig sichere Versorgung der Bevölkerung mit Wasser“ bedeuten. Zumal: Egal, ob Mineral-, Heil- oder Trinkwasser, sind neue Grundwasserlagerstätten kaum noch zu finden hierzulande.
Deshalb werde sich auch der deutsche Heilbäderverband bei seiner Jahrestagung mit Fracking bei Metallen beschäftigen, wie Georg Schießl von der Forschungsvereinigung des Verbands ankündigte. Auch Karl Heinz Kolb, Geschäftsführer des Trinkwasserversorgers „Neustadtwerke“, der Stadtwerke Neustadt a.d. Aisch GmbH, zeigte sich „sehr betroffen. Wenn man ein Wasserschutzgebiet anstrebt, ist man der böse Bube. Doch ab 100 Meter unter der Erde macht Bergrecht den Wasserschutz platt: Die gewinnen eigentlich immer“, sprach er aus eigener Erfahrung. Seine Forderung deshalb: „Jegliches Fracking frühzeitig verhindern – nicht erst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.“