14.09.2018
PV erholt sich langsam
Die Zubauzahlen für Photovoltaik in Deutschland sind in diesem Jahr bislang auf einem deutlich höheren Niveau als 2017. So wurden im Juli Module mit insgesamt 270 MW neu installiert. Für das Gesamtjahr 2018 darf daher erwartet werden, dass erstmals wieder zumindest der untere Korridorwert des Bundeswirtschaftsministeriums (2,5 GW) erreicht wird. Knapp 45 GW Solarstromleistung sind nun insgesamt in Deutschland aufgebaut.
Für die Energiewende und den Klimaschutz ist das natürlich nach wie vor viel zu wenig, wenn man die Szenarien anschaut, die z.B. Prof. Quaschning von der HTW Berlin erstellt hat, ist ein vielfaches des aktuellen Zubaus notwendig, um für Klima und Umwelt einen positiven Effekt hervorzurufen. Im Juli wurden beispielsweise in Deutschland nur 44 neue Freilandanlagen registriert, davon jedoch nur 4 Anlagen mit Leistungen von mehr als einem MW, die meisten Anlagen wurden knapp unter der EEG-Grenze der Ausschreibepflicht (750 kWp) errichtet.
Aufgrund des sehr sonnigen Sommers konnte die PV-Produktion in Deutschland zulegen: Mit 5,2 Mrd. kWh lag die Erzeugung um rund 13 Prozent höher als im Vorjahr (4,6 Mrd. kWh). Eine detaillierte Datenauswertung der Erzeugung - auch anderer Erzeugungsarten - findet sich auf folgender Website des Fraunhofer Institutes ISE: www.energy-charts.de
Nur langsam entwickeln sich die Mieterstromprojekte, dessen Förderung im Rahmen des EEG im vergangenen Jahr große Hoffnung gemacht hat. Ganze 344 kW an solchen Projekten wurden im Juli neu errichtet. Es sind derzeit immer noch einzelne Pilotprojekte, die derzeit realisiert bzw. angekündigt werden, so aktuell in Schwerte (90 kWp innerhalb eines Siedlungs-Gesamtprojektes mit Stadtwerken und Wohnungsbau), Jena (Stadtwerke) oder Erkelenz (WEP).
Auch die Sonderausschreibungen, die im Koalitionsvertrag für PV und Wind vereinbart sind, lassen auf sich warten: Zwar wurden diese aktuell nochmals von Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Bareiß angekündigt, aber aufgrund Streitigkeiten in der Koalition ist mit einer Regelung erst in 2019 zu rechnen. Hintergrund ist die Verknüpfung mit dem Netzausbau, den die Politik voranbringen will, um die angeblich für den REG-Strom notwendigen Netzkapazitäten zu schaffen. Minister Altmeier lädt am 20. September die zuständigen Länderminister zu einem "Netzgipfel" ein.
Die technische Innovationskraft bleibt derweil bestehen: So soll im Saarland eine 2 MW große PV-Freilandanlage entstehen, bei der die Module beidseitig lichtempfindlich sind und die Module senkrecht aufgestellt werden. Der dazwischenliegende Platz kann dann weiter landwirtschaftlich genutzt werden. Die Module werden nach Ost und West ausgerichtet, um auch ein netzdienliches, flaches Erzeugungsprofil zu bekommen. Die Anlage soll aus Bürgerkapital finanziert werden.
Wirtschaftlich bleibt spannend zu beobachten, wie sich der Wegfall der Schutzzölle auf die Entwicklung der Modulpreise auswirkt. Die EU hatte diese Maßnahme zum 3. September beendet.
Jörg Sutter