13.04.2018
12. Speicherkonferenz IRES
Die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien „Eurosolar“ veranstaltete im März parallel zur Speichermesse „Energy Storage Europe“ in Düsseldorf die 12. Speicherkonferenz IRES. Im Folgenden einige interessante Infos aus der Konferenz, die neben den Vorträgen auch eine Posterpräsentation beinhaltete.
Dr. Budt vom Fraunhofer Institut Umsicht berichtete über verschiedene Entwicklungen der Speichertechniken abseits der Li-Ionen-Technologie. Er ging auf modulare und umweltverträglichere Pumpspeicherkraftwerke, neue Trends bei Redox-Flow-Batterien und Druckluftspeicher ein. Bei letzteren steht vor allem eine Senkung der Investitionskosten als Ziel im Raum. Jos van der Burgt beschrieb in seinem Vortrag das Projekt Nefusta, dessen Ziel die Entwicklung eines Konzeptes für eine Elektrotankstelle für vi
ele Fahrzeuge mit gleichzeitiger Netzdienlichkeit war. Aus den aktuellen holländischen Werten wurde als Größe solch einer Tankstelle eine elektrische Spitzenleistung von 1 MW angesetzt. Das Konzept enthält einen Batterieteil und einen Wasserstoffteil als Speicher, die sowohl aus dem Netz (reg. Strom) als auch per Anlieferung (Wasserstoff) gespeist werden.
Neben Ladesäulen ist auch eine H2-Tankstelle integriert sowie eine Elektrolyse-Anlage, die die Verbindung zwischen Stromspeicher und H2-Speicher schafft und hier ausgleichen kann. Ein Geschäftsmodell für solche Stationen wurde auch untersucht, dabei ist die Anforderung der Ladezeit entscheidend: Bei den Installationskosten einen konventionellen Ladepunkt wurden 500 Euro angenommen, für einen Schnellladepunkt 25.000 Euro. Eine H2-Tankpunkt wurde mit 150.000 Euro angesetzt, sofern eine Ladezeit von einer Stunde ausreicht. Soll der Wasserstoff schon in drei Minuten im Auto sein, muss die zehnfache Summe kalkuliert werden.
Die RWTH Aachen untersuchte die Betriebsführung eines Schwarm-Konzeptes zur Bereitstellung von Primärregelleistung (PRL). Dabei bietet ein Speicheranbieter eine Leistung von mindestens 1 MW auf dem Auktionsmarkt der Regelleistung an. Bei Bedarf muss die angeforderte Leistung dann für 30 Minuten verfügbar sein – als Stromlieferung in oder aus dem Netz. Für die Modellierung wurden 127 Speicher mit jeweils über 6,8 kWh Speichervolumen identifiziert und technische Daten der Marktführer sowie PV-Lastprofile hinterlegt. Es wurden nun die Anforderungen der PRL im Jahr 2016 betrachtet und die Erlöse berechnet. Daraus ergab sich unter Berücksichtigung des zukünftigen Smart-Meter-Preises ein Benefit pro Haushalt von rund 27 Euro pro Jahr, wenn 20% des Speichers für die Regelleistung reserviert werden. Daraus kann jedoch nicht einfach auf die Zukunft geschlossen werden, da die Preise der PRL schwanken können und auch in der Realität anfallende Kosten des Schwarmbetreibers, der den Batterieschwarm steuert, dabei noch nicht berücksichtigt sind.
Beim Thema Energie-Systemanalyse präsentierte die Universität Stuttgart eine Untersuchung, die von der Frage des optimalen Mix von unterschiedlichen Speichertechniken bestimmt war. Betrachtet wurden Druckluftspeicher, Wasserstoff, Li-Ionen-Batterien und Pumpwasserspeicher. Als Parameter dienten die Speichergrößen und Leistungen. Anschließend wurden die Investitionskosten, die laufenden Kosten des Speicherbetriebes, mögliche Einnahmen und die technischen Wirkungsgrade der unterschiedlichen Systeme und des Energietransportes betrachtet. Am Fallbeispiel von Chile wurde eine 100% regenerative Stromversorgung angesetzt und das Kalenderjahr 2050 mit stündlicher Auflösung simuliert und daraus die wirtschaftlich optimalen Verhältnisse der Speichertechniken zueinander gefunden. Es zeigte sich dabei insbesondere ein hoher Anteil der Wasserstoffspeicherung, da dieser auch die Langzeitspeicherung gut übernehmen kann.
Die BMW Group untersuchte gemeinsam mit der TU München und der ETH Zürich die Wirkungsgrade eines Großspeichers, der aus Second-Life-Elektroauto-Batterien besteht. Akkus für Elektroautos haben andere technische Spezifikationen und Eigenschaften als übliche Speichersysteme, es ist aber möglich, damit die „Lebensdauer“ einer E-Auto-Batterie signifikant in einem zweiten Einsatzgebiet zu verlängern.
Das Fraunhofer Institut IEE aus Kassel untersuchte die Möglichkeiten von Demand-Site-Management der Bodensee-Wasserversorgung. Dabei werden – je nach Strommangel oder Überschuss im Netz – Verbraucher zu- oder abgeschaltet, um den Verbrauch an die volatile Stromerzeugung anzupassen. Die intelligente Steuerung von Pumpen - allein diese haben eine Leistung von 52 MW- und Wasseraufbereitung spart der Wasserversorgung zusätzlich Geld. Die Postersession präsentierte weiter ein großes Spektrum an Forschungsthemen von unterschiedlichen Wärmespeicher-Techniken, Batterieentwicklung und Anwendungsfragen von Batteriespeichern.
Die nächste IRES-Konferenz findet im März 2019 statt.