03.11.2017
Heat Pump Summit Nürnberg: Expertengipfel mit Praxisbezug
Heat Pump Summit (HPS): Alle (zwei) Jahre treffen sich in Nürnberg Forscher und Entwickler aus aller Welt zu einer Fachtagung über Komponenten für Wärmepumpen, kurz WP. Der HPS liegt jeweils zwischen den Terminen für die Chillventa, der WP-Leitmesse an gleicher Stelle. Die Veranstaltung beging heuer ihr 10-jähriges Jubiläum.
Gerade wurde in Europa die zehnmillionste WP verkauft. Nicht eingerechnet sind darin jene vieltausend WP, die inzwischen in zahlreichen Kellern Wäsche trocknen. Dieses aktuelle Ereignis hob Rainer Jakobs besonders heraus, der HPS-Koordinator vom Informationszentrum Wärmepumpen und Kältetechnik IZW.
Auch wenn zurzeit „alle gegen uns arbeiten: 40 Prozent der Neubauten in Deutschland bekommen WP“: Jakobs freute sich über jene Häuslebauer, die statt auf aktuell niedrige Gas- oder Ölpreise darauf schauen, mit möglichst wenig Primärenergieaufwand ihr Gebäude zu heizen und mit Warmwasser zu versorgen. Doch auch die Kommunalwirtschaft setzt laut dem IZW-Mann immer öfter auf WP, wenn es um Wärme in deren Gebäuden geht.
Marek Miara vom Fraunhofer-Institut ISE sieht für Hausbesitzer bei „Hybridsystemen, WP und Gaskessel mit gemeinsamer Steuerung“ die Zukunft; momentan hätten sie aber „in Deutschland noch kaum Bedeutung“. Noch sind „robuste und einfache Anlagen die besten“, lautet Rainer Jakobs` Empfehlung. Denn oft seien die Installateure schlichtweg mit der Technik überfordert. Das führe zu schlechten Ergebnissen beim Energieverbrauch, worauf das vielerorts schlechte Image von WP gründet.
Marek Miara kann Jakobs` Einschätzung mit Praxistests belegen: „Nur wenn WP wie vom Hersteller empfohlen installiert werden, arbeiten sie im Feld so gut wie angegeben.“ Die optimale Lösung seien „WP in kompakter Bauweise: Da gibt es weniger Installationsfehler.“ Anders bei Firmen: die setzen laut Miara immer öfter auf WP, denn die können inzwischen sogar „130 oder 160 Grad heißes Wasser produzieren, das die Industrie braucht“. Den Ingenieuren dort sei „die Technik leichter zu vermitteln“, nennt der Fraunhofer-Fachmann als Grund.
Doch „das Thema schlechthin“ sind laut Forscher Miara „Schall- und Geräuschemissionen. Viele WP sind noch sehr laut.“ Deshalb sei weniger Lautstärke ein wichtiges Entwicklungsthema, auch am Heat Pump Summit. Denn WP künftig sollen gerade in der Energieversorgung von Siedlungen noch stärker mitspielen. Da dürfte Lärmschutz tatsächlich ein wesentlicher Aspekt für jene Menschen sein, die daneben leben. Das sieht man auch am AIT so, dem „Austrian Institute of Technology“. Christoph Reichl sprach gar davon, dass Lärm von WP „das Potenzial hat, das Marktwachstum zu bremsen“. Reichl arbeitet am österreichischen Projekt „SilentAirHP“ mit. Das untersucht, wie sich die Konstruktion einzelner WP-Komponenten wie zum Beispiel der Lüfter und Faktoren wie Kältemitteltemperaturen, Wetter oder aktuelle Verdampferleistung auf den Schallpegel außen auswirken.
Dabei spiele nicht nur der Lärmpegel selbst, sondern auch die „Psychoakustik“ eine wichtige Rolle, also die Tonlage, die Spitzen oder die Rauheit des Lärms. Das aufwändige Sound-Design bei Autos zog Reichl dabei als Beispiel heran. Am Ende des Projekts soll eine in allen Teilen lärmoptimierte SilentAirHP stehen: Deren Prototyp wird derzeit in den Klimakammern des AIT untersucht.
Einen Schritt weiter scheint die holländische Firma BDH. Peter Wagener sprach über „Hybride WP in Smart Grids“, und zwar ganz praktisch. Denn: „Bei uns in Holland sind wir nicht gut im modellieren, aber in Demonstrationsprojekten.“ Beispielsweise gebe es gute Erfahrungen, wenn „beim Austausch des Heizkessels nicht ein neuer Gas-Boiler, sondern eine WP eingebaut“ werde, zum Beispiel in Wohnblocks.
Elektro-WP könnten sogar das Stromnetz stabilisieren. Schwankende Spannung ist in der seit dem Fukushima-GAU laufenden deutschen „Energiewende“ mit mehr Wind- und Solarkraftwerken vielerorts ein Problem. Doch für den sinnvollen WP-Einsatz hierzulande sieht Wagener ein großes Hindernis: „Der Preis der Energiewende wird nur auf den Strom aufgeschlagen, nicht aber auf das Gas.“ Sprich: Weil der Strom teurer wird durch die EEG-Umlage für Ökostromerzeugung, setzen Vermieter weiter wie bisher auf Gasheizungen. Und die Spannung schwankt immer mehr.