03.08.2018
Geoengineering - Büchse der Pandora
Am 1. August informierte das Bundesumweltministerium (BMU) in einer Pressemeldung darüber, dass in Deutschland künftig bestimmte Formen des marinen Geoengineerings zu kommerziellen Zwecken untersagt sind. Das Ganze erfolgt im Rahmen des Londoner Protokolls zum Schutz der Meere vom 18. Oktober 2013, das bisher gerade mal zwei Mitgliedstaaten ratifiziert haben. Dazu hat das Bundeskabinett ein Ratifizierungsgesetz zu Änderungen des sogenannten Londoner Protokolls, ein Umsetzungsgesetz sowie den Entwurf einer Verordnung zur Beschränkung beschlossen. Das klingt nach verantwortungsbewusster Politik, jedoch sollte klar sein, dass die Untersagung des kommerziellen marinen Geoengineerings keineswegs bedeutet, dass man davon ablassen wolle. Das zeigen auch andere Beispiele. So wird in Deutschland weiter an Fracking-Verfahren gearbeitet und international wird von verschiedenen Ländern weiterhin Walfang betrieben. Alles unter dem Deckmantel der Forschung. Diese Reihe könnte man nahezu beliebig ergänzen.
Hintergrund
Beim marinen Geoengineering geht es um die sogenannte Meeresdüngung. Sie soll nach Wunsch der Bundesregierung im deutschen Hoheitsgebiet zu Forschungszwecken und unter strengen Auflagen erlaubt sein. Allgemein geht es bei Geoengineering, so das BMU, um "großräumige technische Maßnahmen, um den CO2-Gehalt der Atmosphäre künstlich niedrig zu halten oder zu senken." Als "Meeresdüngung" bezeichnet man Maßnahmen, die zum Beispiel das Algenwachstum im Meer stimulieren. Das BMU schreibt weiter: "Nachteilige Umweltauswirkungen müssen ausgeschlossen werden können." Auch merkt man von Seiten des Ministeriums an, dass die Meeresdüngung seit 2008 verschiedenen Moratorien unterlag.
Was könnte da schon schief gehen?
Die möglichen Gefahren durch Geoengineering sind jedoch, kurz zusammengefasst, unkalkulierbar. Das macht auch Michel Mann kürzlich in deutscher Sprache erschienenen Buch "The Madhouse Effekt" (auf Deutsch: "Der Tollhauseffekt" (hier erhältlich) deutlich. Er schreibt dort zusammenfassend: "Das Grundproblem von Geoengineering-Lösungen ist die außerordentliche Gefahr, an einem komplexen System zu laborieren, das wir nicht vollständig verstehen. Das Klimasystem der Erde und das empfindliche, komplexe Netz von Ökosystemen, das es unterstützt, könnte durch grob angewandte, spekulative und mechanische Korrekturen stärker geschädigt, denn in Ordnung gebracht werden. Es ist schlichtweg unmöglich, alle unbeabsichtigten Folgen des Einsatzes einer ungeprüften Technologie in solch großem Umfang zu kennen oder durchzuspielen ... Im Falle der globalen Erwärmung gibt es mit dem Planeten Erde dummerweise nur einen einzigen Patienten und wir können uns keinen Todesfall leisten."
Speziell zur Eisendüngung, einer der vorgeschlagenen Methoden des Geoengineerings, schreibt er: "In weiten Teilen der Weltmeere ist Eisen im oberflächennahen Bereich der primär limitierende Nährstoff. Wenn mehr Eisen zur Verfügung stünde, gäbe es mehr Algen oder „Phytoplankton“, das bei der Photosynthese CO2 aufnehmen würde. Indem wir also relativ geringe Mengen Eisenstaub in die Ozeane einbringen, könnten wir potenziell eine Blüte der Phytoplanktonaktivität erzeugen und mehr CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Wenn diese Phytoplanktonarten ständig absterben, sinken sie auf den Meeresboden, wo der Kohlenstoff, den sie verschlungen haben, langfristig abgelagert würde ... Einer der scheinbaren Vorteile dieses Ansatzes besteht darin, dass er das Problem an der Wurzel löst und dazu beiträgt, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Prinzipiell wird dabei sogar gleichzeitig das Problem der Versauerung der Ozeane angepackt. ... Kontrollierte Feldexperimente haben gezeigt, dass die Eisendüngung bestenfalls zu einem verstärkten Kohlenstoffkreislauf in den oberen Ozeanschichten führt, ohne dass eine Zunahme der tiefen Kohlenstoffeinlagerung erkennbar ist. Ohne diese Kohlenstoffbeseitigung in der Tiefe ist die Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre nur vorübergehend. Schlimmer noch, einige Studien deuten darauf hin, dass die Eisendüngung sogar schädliche Algenblüten begünstigen könnte, die für ozeanische Todeszonen und sogenannte rote Gezeiten verantwortlich sind."
Wir müssen jetzt handeln
Wie wir hier schon ausgeführt haben liegt eine große Gefahr von Klimamanipulationen letztendlich darin, dass ihre Anwendung möglicherweise nur zu einem temporären Abbremsen der Klimaerwärmung führt. Je (scheinbar) erfolgreicher die Manipulation, umso geringer könnte unser Bestreben werden, weniger CO2 in die Atmosphäre abzuladen. Lösen wir das Problem vor allen technologisch, könnte jede Unterbrechung der Maßnahmen, zu einem noch schnelleren Anstieg der globalen Temperatur führen. Da das Problem des Klimawandels nicht nur der Temperaturanstieg als solches, sondern vor allem die Geschwindigkeit der Klimaänderung ist, könnte der Begriff des abrupten Klimawandels eine ganz neue Bedeutung erhalten.
Möglicherweise geht es bei der deutschen Klimapolitik auch darum, den Verdacht haben wir bereits einmal geäußert, mit den Begriffen Brückentechnologie und Technologieoffenheit nur vorzugaukeln, dass zunächst alle wirtschaftlichen Möglichkeiten der Verbrennung fossiler Rohstoffe ausgeschöpft werden sollen, um anschließend das neue epochale Zeitalter des Geoengineerings zu verkünden. Wie viel Weitsicht oder Vorsatz sich dahinter verbirgt, ist fast nebensächlich. Es wäre durchaus eine Strategie, die zu all dem was so regierungsamtlich geschieht, bzw. nicht geschieht, passen würde. Noch ist es nicht soweit, aber man sollte nicht übersehen, dass Geoengineering keine Lösung ist. Es wäre die letzte Hoffnung, die letzte Ausfahrt der Menschheit sollten alle Maßnahmen zu spät kommen und ein Abschwächen des Klimawandels nicht stattfinden. Geoengineering ignoriert die eigentlich einfache Ursache: die ungesunde Dosis Kohlenstoffdioxid. Die einfachste und sicherste Lösung besteht darin, das Problem an der Wurzel zu packen und keines mehr in die Luft zu blasen.
Geoengineering steht für eine Politik, der es nicht um die Bekämpfung der Klimakatastrophe, sondern vielmehr um den Profit daraus geht. Die Konsequenz einer solchen Politik der gespaltenen Zunge kann deshalb nur sein, sich resilienter gegenüber Schönfärbereien und Plattitüden zu machen und auch eine kritische Distanz für Manipulationen durch Denkfabriken zu entwickeln. Das hat bei weitem nichts mit Verschwörungstheorie zu tun. Es wird lediglich immer offensichtlicher, dass wir Sonnen- und Klimafreunde auf uns selbst zurückgeworfen sind. Es ist folglich unsere Aufgabe, mit Projekten Fakten zu schaffen, nicht nur im Energiesektor. Deshalb sollten wir als Bürger den "Beschluss zur Aufgabe der Klimaschutzziele" ignorieren und dies zum Anlass nehmen, selbst zu agieren. Sonne für alle!
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